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WM in Australien

"Es ist kein Duell unter uns Stefans"

Die Strassen-WM läutet die letzte Phase der Rad-Saison 2022 ein. Die Schweizer Delegation darf - dank Stefan Bissegger, Stefan Küng und Marlen Reusser - vorab in den Zeitfahren auf Edelmetall hoffen.
Bild: Keystone/EPA/LEONHARD SIMON

Vor Monatsfrist an der EM gelang den Schweizer Zeitfahr-Cracks ein brillanter Auftritt. Zunächst verteidigte Marlen Reusser trotz beeinträchtigter Vorbereitung auf München ihren Titel, kurz darauf sorgten die Thurgauer Stefans - Bissegger mit dem nach 24 km äusserst knappen Vorsprung von 0,32 Sekunden auf Küng - gar für einen historischen Schweizer Doppelsieg.

Reusser will als Fahrerin wachsen

Nach dem Sieg greift das Top-Trio auch in Wollongong, knapp 90 km südlich von Sydney gelegen. Für Reusser - je zweifache Europameisterin und zweifache WM-Zweite sowie Olympia-Zweite 2021 in Tokio in der Prüfung gegen die Uhr - wäre der Triumph die Krönung ihrer Karriere. Als "ultra-cool" empfände sie den Gewinn von WM-Gold, sagt die 30-jährige Bernerin wenige Tage vor dem Wettkampf.

Gleichzeitig gibt Reusser zu, dass die kurvige WM-Strecke für sie eine "persönliche Herausforderung" darstelle. Es werde für sie darum gehen, vor den Kurven "nicht zu viel an den Bremsen zu ziehen und möglichst den Schwung mitzunehmen". Doch sie nehme diese Challenge gerne an, sie wolle als Fahrerin wachsen, so Reusser, die noch bis letzten Sonntag die Spanien-Rundfahrt bestritt.

Nach der eher späten und natürlich extrem langen Anreise, die aber "wie am Schnürchen" (Reusser) verlief, spürte sie allerdings drei Tage vor dem Rennen noch den Jetlag und grosse Müdigkeit. "Ich bin nicht in schlechter Form, aber wo genau ich stehe, werde ich erst im Rennen sehen."

Ganna als Mann, den es zu schlagen gilt

Im Vergleich zu Reusser, die als Weltmeisterin auf Karin Thürig (2004 und 2005 siegreich) folgen könnte, ist die Ausbeute der Ausnahmekönner Bissegger und Küng an Weltmeisterschaften (noch) bescheiden. Seit 2013 der vierfache Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara Bronze gewann, gab es einzig noch 2020 in Imola durch Küng eine Medaille. Eine halbe Minute verlor der 28-jährige Thurgauer damals auf Weltmeister Filippo Ganna.

Der Italiener, der vor Jahresfrist in Flandern mit WM-Gold nachgedoppelt hatte (5. Küng, 7. Bissegger), sei auch in Australien "der Mann, den es zu schlagen gilt", so Küng, der von zuletzt guten Trainings spricht. "Ich bin bereit, das Ziel ist eine Medaille." Als weitere Medaillenanwärter zählt der Ostschweizer auch den belgischen Vuelta-Sieger Remco Evenepoel, den Slowenen Tadej Pogacar und "den anderen Stefan" auf.

Der 24-jährige Bissegger seinerseits erlebte nach seinem Triumph in München eine "turbulente Zeit mit vielen Ehrungen und Gratulationen. Neben den Trainings und Rennen wurde es mir nie langweilig." Für Wollongong fühlt sich der Zeitfahr-Europameister bereit. Angesprochen, ob er nun auch in Australien von einem Duell mit Küng ausgehe, verneinte Bissegger: "Es ist kein Duell unter uns Stefans. Ich sehe es vielmehr als wir Schweizer gegen die anderen Nationen an. Wenn ich hinter ihm auch eine Medaille holen würde, dann wäre das ein Erfolg." (sda)

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