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National League

Eishockeyklubs vor wegweisenden Monaten

Nach dem Abbruch der Saison gibt es weder Meister noch Auf- und Absteiger. Am 18. September soll die nächste Saison beginnen. Die grosse Frage bis dann: Schaffen es alle Klubs über den Sommer?
Die Coronavirus-Krise stellt die Hockey-Klubs über den Sommer vor immense finanzielle Probleme
Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Faktisch beendeten die Klubs der National League und der Swiss League an der ausserordentlichen Ligaversammlung in Ittigen die Saison. Die Versammlung entschied, dass die ZSC Lions sich nicht Meister nennen dürfen. Erst zum zweiten Mal nach der Saison 1939/40 (Mobilmachung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs) gibt es keinen Meister.

Vier Klubs stellten Aufstiegs-Anträge: Kloten und Visp hätten von der Swiss League in die National League aufsteigen wollen; Basel und der HC Valais Martigny strebten am Grünen Tisch die Promotion von der MSL in die Swiss League an. Alle argumentierten, dass sie durch den Abbruch der Saison um ihre Aufstiegschance gebracht wurden. Der EHC Kloten bot sogar an, im ersten Jahr auf den grösseren Anteil am TV-Geld zu verzichten.

Alle Plädoyers nützten nichts. Die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit erreichte kein Antrag auch nur annähernd. "Die Klubs entschieden sich für Stabilität", erklärte Ligadirektor Denis Vaucher. "Jeder Aufstieg hätte eine Aufstockung der Ligen bedeutet. Das hätte weitere Fragen nach sich gezogen: Wie wäre nächste Saison der Abstieg geregelt worden? Mit solchen Fragen wollten und konnten sich die Klubvertreter heute nicht beschäftigen."

Den Klubs und dem Eishockeyverband stellen sich viel grössere, wichtigere Herausforderungen. "Wirtschaftlich ist noch nicht absehbar, wo es für die Klubs hingeht", sagt Vaucher, "es wird ganz, ganz, ganz, ganz hart."

Denn obwohl nicht mehr trainiert und gespielt wird, verfügen die Klubs bei der Eis- und Stadionmiete kaum über Sparpotenzial (wegen Pauschalverträgen). Wegen Zeitverträgen können die nun arbeitslosen Profis nicht aufs Arbeitsamt geschickt werden. Mit den grossen Verbands-Sponsoren (PostFinance, Zürich, Ford, Swiss) und Rechteinhabern (UPC, SRF) stehen Verhandlungen an. Die Sponsoren dürften auf Ermässigungen drängen. Und letztlich bangen alle Klubs um ihre Sponsoren. Je härter die Coronavirus-Krise die Wirtschaft trifft, desto schlimmer wird es für die Klubs. Vielleicht können sich schon bald Firmen das Sponsoring nicht mehr leisten.

Der Gesamtschaden dürfte sich letztlich in tiefer zweistelliger Millionenhöhe summieren. Es gibt definitiv Klubs, die um ihre Existenz fürchten müssen. Da sind die am Freitag vom Bundesrat für Profi-Organisationen im Sport in Aussicht gestellten zinslosen Darlehen vorerst nur ein schwacher Trost.

"Ich wehre mich gegen Untergangs-Szenarien", so Denis Vaucher. "Wir standen in der Vergangenheit schon verschiedentlich vor herausfordernden Situationen. Nun sind wir es erneut", meinte Ambris Präsident Filippo Lombardi, der aber auch einräumt, dass die Coronavirus-Krise die Existenz des Klubs gefährden könne. Zu den gefährdeten Klubs zählen ausserdem der HC Fribourg-Gottéron, der über ein teures Kader verfügt, dem er für das Erreichen der Playoffs auch noch eine Prämie schuldet, oder der HC Lausanne, der schon vor der Coronavirus-Krise zum Verkauf stand.

Klar ist aber auch: Eishockey wird in der Schweiz national voraussichtlich ab dem 18. September wieder gespielt. Und selbst wenn die Klubs ihre Budgets alle halbieren müssen - die Schweizer Akteure spielen deswegen nicht schlechter Hockey. Und alle denken, was Denis Vaucher ausspricht: "Hoffentlich erleben wir ein derartiges Saisonende nie wieder." (sda)

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