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Sport

Die Skisprunganlage in Einsiedeln muss renoviert werden – ein wegweisendes Projekt für die Zukunft der nationalen Springer

Nach 15 Jahren intensivem Gebrauch steht bei der Skisprunganlage in Einsiedeln eine Renovation an. Dafür haben die Skispringer nun eine Crowdfunding-Aktion lanciert.
Ziehen über der Skisprungschanze in Einsiedeln bald dunkle Wolken auf?  (Bild: Sigi Tischler / Keystone)
Olympiasieger Simon Ammann trainiert regelmässig auf der Anlage in Einsiedeln. Er sagt: «Unsere Konkurrenz ist uns voraus.»  (Bild: Boris Bürgisser (Einsiedeln, 10. August 2010))

Simon Wespi

Simon Wespi

Sie ist von nationaler Bedeutung – die Skisprunganlage in Einsiedeln. 2005 wurde die grösste Mattenschanze der Schweiz eröffnet. Sie dient als Trainingsstätte für nationale Athleten, für den Nachwuchs sowie als wichtiger Vorbereitungsort für internationale Wettkämpfe. Ohne diese Trainingsmöglichkeiten hätte Simon Ammann wohl kaum 2010 nochmals zwei Olympiasiege geholt und wäre Kilian Peier 2019 nicht zu WM-Bronze gesprungen.

Die zahlreichen Trainings während der letzten 15 Jahre hinterliessen entsprechende Abnutzungserscheinungen auf der Anlage. Nun sollen alle drei Schanzen renoviert werden. Kostenpunkt 500'000 Franken. Die Schanze Einsiedeln AG hat in Absprache mit dem Schanzen-Eigentümer und den Athleten entschieden, ein Crowdfunding zu starten. «Die Idee kam von den Athleten. Sie möchten auch einen Beitrag dazu leisten», sagt Geschäftsführer Thomas van Es. Konkret geht es um die Anlaufspuren. Denn diese entsprechen nicht mehr den nötigen Standards. Skispringer Kilian Peier, aktuelle Nummer 25 der Weltrangliste, sagt: «Die Qualität der Spuren hat sich über die Jahre verschlechtert und es wird immer schwieriger, das Gefühl von echtem Schnee zu imitieren. Wir benötigen eine neue Anlaufspur, damit wir das Feeling beim Gleiten verbessern können.» Die Anlage verfügt über eine Keramikspur und kann nur im Sommerhalbjahr genutzt werden.

100'000 Franken für neue Anlaufspur

Um die Finanzierung sicher zu stellen, haben die Skispringer das Crowdfunding-Projekt «Ab auf die Erfolgsspur!» auf ibelieveinyou.ch ins Leben gerufen. Mit dem Projekt sollen vorwiegend die neuen Anlaufspuren finanziert werden. Das Ziel des Crowdfundings liegt bei 100'000 Franken. Für die aktiven Skispringer sei das Projekt aber auch schon ein Erfolg, wenn die Hälfte zusammenkommt. Damit könne zumindest die 50-Meter Schanzenspur erneuert werden. «Wir wünschen uns, dass wir weiterhin unter optimalen Bedingungen in Einsiedeln trainieren können und nicht für jedes Training weit reisen müssen. Nur so können wir international konkurrenzfähig bleiben», sagt Peier weiter.

Diese Renovation ist umso wichtiger, weil andere Nationen mittlerweile über bedeutend modernere Trainingsanlagen verfügen und die Schweiz immer mehr ins Hintertreffen gerät. Simon Ammann sagt unmissverständlich: «Unsere Konkurrenz ist uns voraus.» Auch Andreas Schuler erhofft sich viel von einer neuen Anlaufspur:

«Damit die Schweiz wieder an die Spitze kommen kann und einen nächsten Simon Ammann herausbringen kann, braucht es die Unterstützung.»

Kein Sommer GP in Einsiedeln

Mit der Sanierung der Anlage können künftig auch internationale Wettkämpfe in Einsiedeln wieder durchgeführt werden. «Wir wollen den Sommer GP zurück», sagt Thomas van Es. Zum letzten Mal war Einsiedeln 2018 im FIS-Kalender. Die jetzige Situation entspreche nicht mehr dem gewünschten Standard. «Das ist ein Risiko für den Veranstalter», erklärt der Geschäftsführer der Schanzen AG. Weitere Arbeiten wie der Unterhalt, Windmessungen und Geschwindigkeitsmessungen kommen hinzu. Damit nebst der Anlaufspur auch diese Arbeiten finanziert werden können, wurde eine Projektgruppe ins Leben gerufen. «Auch Hermann Kälin, unser Schanzenvater, ist involviert. Weiter suchen wir Investoren und Sponsoren», sagt van Es.

Einsiedeln ist das nationale Leistungszentrum der Skispringer und die grösste Sommerschanze in der Schweiz. Das Kraft- und Konditionstraining absolvieren die Athleten sowie der gesamte Nachwuchs in Räumlichkeiten des Klosters Einsiedeln. Um die Wichtigkeit des Standorts sei man sich auch bei Swiss-Ski im Klaren. Thomas van Es sagt dazu: «Wir sind mit Swiss-Ski in stetigem Austausch.»

Im Mai 2019 wurde vom Volk ein Kredit für eine Wintertauglichkeit der Schanze abgelehnt. Der Sanierungsplan sah vor, dass die Sprunganlage mit einem Aufwand von 2,8 Millionen Franken ausgebaut wird. Damit die Anlage und der Skisprungsport nicht vor einer ungewissen Zukunft stehen, sei eine Renovation unumgänglich. «Wir wollen die Schweizer Athleten zurück an die Weltspitze führen. Dies ist nur mit den besten Trainingsmöglichkeiten zu realisieren», sagt van Es.

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