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Ein Fribourger stellt alles auf den Kopf

Sensation am Bergkranzfest auf dem Stoos: Der krasse Aussenseiter Lario Kramer (19) feiert seinen ersten Kranzfestsieg. Die Berner und Innerschweizer Favoriten hingegen enttäuschen.
Nach dem gewonnenen Schlussgang gegen Marcel Bieri lässt sich Lario Kramer feiern. (Bild: Urs Flüeler/Keystone (Stoos, 10. Juni 2018))

Das muss ihm zuerst einer nachmachen. Der talentierte Fribourger Lario Kramer drückt in einem animierten Schlussgang den Zuger Marcel Bieri in der fünften Minute mit einem Hüfter ins Sägemehl. Keine Spur von Nervosität in seiner noch kurzen Schwingerkarriere. Erst 19 Jahre alt ist der Gemüsebauer aus Galmiz. Bisher hat er elf Kränze geholt. Nun feiert er mit einer brillanten Leistung am hochkarätigen Bergfest den ersten Kranzfestsieg. «Es ist eine unglaubliche Geschichte. Ich kann es noch gar nicht fassen», resümierte der Südwestschweizer. «Ich hatte nichts zu verlieren, weil ich den Kranz schon auf sicher hatte. Deshalb riskierte ich im Schlussgang alles, und die Rechnung ging auf.»

Kramers Triumph war hoch verdient, er besiegte mit Mike Müllestein und Alex Schuler zwei Eidgenossen. Marcel Bieri, dem für den ersten Bergfestsieg im Schlussgang ein Unentschieden genügt hätte, war indes von der Niederlage nicht sonderlich überrascht. «Wir haben die genau gleiche Schwingweise, was unweigerlich zu einem Resultat führen muss. Diesmal leider nicht zu meinen Gunsten. Entsprechend gross ist die Enttäuschung», sagte der angehende Primarlehrer. Nach dem Sieg im fünften Duell über Sven Schurtenberger habe er gejubelt, weil er den dritten Stoos-Kranz in ­Serie im Sack hatte. «Ich war überrascht gewesen, im Schlussgang zu stehen», so Bieri.

Sven Schurtenberger ärgert sich gewaltig

Mit einem solchen Festausgang hatten wohl die wenigsten der 3200 Zuschauer gerechnet. Aufgrund der 13 angetretenen eidgenössischen Kranzschwinger hatte Lario Kramer niemand auf der ­Liste. Die Favoriten aus dem Bernbiet und aus der Innerschweiz überzeugten aber diesmal nicht. Das von Teamchef ­Peter Schmutz vorgegebene Ziel, den Tagessieg und die meisten Kränze zu holen, verfehlten die Berner deutlich. Sie gewannen ­lediglich vier Kränze. Als bester Athlet klassierte sich Thomas Sempach im zweiten Rang.

Auch den Innerschweizer Favoriten gelang vieles nicht nach Wunsch. Der letztjährige Rigi-Sieger Sven Schurtenberger holte zwar den Kranz, aber zufrieden war der Buttisholzer mit dieser Leistung überhaupt nicht. «Dass ich zweimal mit dem gleichen Schwung sowohl gegen Matthias Aeschbacher als auch gegen Marcel Bieri verloren habe, ärgert mich gewaltig. Mein Ziel war die dritte Schlussgangteilnahme in dieser Saison an einem Kranzfest», sagte der Luzerner. Der zweifache Stoos-Sieger Christian Schuler musste bis zuletzt noch um den Kranz zittern, er klassierte sich im sechsten Rang. «Damit bin ich noch mit einem blauen Auge davongekommen», bilanziert Schuler. Weil er aus einer Verletzung zurückkomme, sei er mit dem Notenblatt trotzdem zufrieden. «Im Duell gegen Michael Müller ging ich wenige Sekunden vor dem Ende zu viel Risiko ein, was sich fatal auswirkte», sagte der Rothenthurmer. Wie Schuler ist auch Mike Müllestein im letzten Kranzrang klassiert. Ihn stoppte schon im dritten Gang die Niederlage gegen Kramer. «Nach einem Kurzangriff konterte er mit einem Schlungg. Es war eine saubere Arbeit des grossen Talentes», staunte der Schwyzer. Andreas Ulrich aus Gersau holte den 80. Kranz und den 10. an seinem Heimfest auf dem Stoos.

Während die Favoriten enttäuschten, blühten andere richtig auf. Der Urner Stefan Arnold stand vor zwei Jahren schon einmal im Schlussgang und hamsterte ein weiteres Eichenlaub. Mit dem ersten Bergkranz dagegen überraschten der Nidwaldner Marco Lussi und der Luzerner Michael Müller. Letzterer besiegte im fünften Durchgang den ­Eidgenossen Christian Schuler. «Dies ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich konnte den ganzen Tag ohne Druck kämpfen und hatte auch ein gutes Gefühl», freute sich der Kottwiler.

Stoos. Bergkranzfest (90 Schwinger, 3800 Zuschauer). Schlussgang: Lario Kramer (Galmiz) bezwingt Marcel Bieri (Edlibach) nach 3:58 Minuten mit Übersprung/Kreuzgriff. Rangliste: 1. Kramer 58,00. 2. Bieri und Thomas Sempach (Heimenschwand) je 57,25. 3. Simon Anderegg (Unterbach) und Benjamin Gapany (Marsens) je 57,00. 4. Curdin Orlik (Frutigen), Stefan Arnold (Attinghausen) und Erich Fankhauser (Hasle LU) je 56,75. 5. Sven Schurtenberger (Buttisholz), Michael Müller (Kottwil) und Andreas Ulrich (Gersau) je 56,50. 6. Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen), Marco Lussi (Ennetbürgen), Reto Nötzli (Pfäffikon), Christian Schuler (Rothenthurm) und Mike Müllestein (Steinen) je 56,50. – alle mit Kranz.

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