René Barmettler
Man kennt es von Raphael Diaz. Aber vor allem auch von Santeri Alatalo. Er schnappt sich hinter dem Tor den Puck, schüttelt sich vom Gegenspieler frei. Er läuft los, lässt sich auch durch die Stockarbeit des hinterherhechelnden gegnerischen Stürmers nicht beirren. In hohem Tempo rauscht er durch die eigene und mittlere Zone und bringt den Puck dahin, wo es für den Kontrahenten gefährlich werden soll. Es sieht äusserst elegant aus und ist technisch schön anzusehen. Aber unnachahmlich?
Nicht ohne weiteres. Denn immer mehr versuchen sich weitere EVZ-Verteidiger im Stile eines Alatalo. Sei es Livio Stadler (22), Nico Gross (21) oder Tobias Geisser (22): Sie alle begnügen sich immer weniger damit, bloss den ersten sauberen Pass an den Mann zu bringen. Dieses Trio ist sozusagen die nächste Stufe, die der EVZ zündet.
«Diese Jungs machen das super», sagt Alatalo. «Ihr Spiel mit dem Puck sieht sehr gut aus. Das Selbstvertrauen ist grösser geworden, sie arbeiten viel daran und lernen von uns Älteren.» Eines müsse aber immer im Hinterkopf bleiben:
«Sie dürfen nicht denken wie ein Stürmer. Unser wichtigster Job ist immer noch, Tore zu verhindern.»
Auch das gelingt meistens zufriedenstellend, stellt Zug zurzeit nebst der besten Offensive der Liga immerhin auch die zweitbeste Defensive.
Viel Eiszeit und manchmal etwas Atemnot
Damit das so bleibt, müssen die Zuger das bevorstehende Programm möglichst unbeschadet überstehen. Diese Woche stehen gleich vier Partien an: heute in Freiburg, am Mittwoch gegen Servette, am Freitag in Langnau und am Samstag zum Dessert des zähen Viergängers noch bei den ZSC Lions.
Da mit Dominik Schlumpf und Diaz zwei routinierte Verteidiger ausfallen, ist Alatalos Rolle die des alleinigen Verteidigungsministers. Die Spielflut schreckt den ligaproduktivsten Verteidiger mit Schweizer Lizenz nicht ab, im Gegenteil: «Nach der Zwangspause macht es Freude, wieder zu spielen. Es wird zwar viel Eiszeit für mich geben, sodass ich ab und zu in Atemnot geraten werde», meint der 30-jährige Alatalo lachend,
«aber diese vier Spiele in dieser Woche liegen für mich schon drin.»
Da die Absenzenliste zuletzt auch wegen positiver PCR-Tests immer grösser wurde, fehlen dem EVZ derzeit Spieler mit insgesamt 54 Saisontreffern. Nicht verwunderlich deshalb, dass es zuletzt gegen die ZSC Lions (1:2) und Ambri-Piotta (2:3) mit dem Toreschiessen trotz vieler Chancen haperte. Doch auch hier zeigte sich, dass Spieler aus der zweiten Reihe ein Versprechen sind.
Arno Nussbaumer (18) oder Valentin Hofer (19) kamen in der Defensive zum Einsatz, Dario Allenspach (18) überzeugte vorne mit Übersicht und seinem ersten Tor in der National League gegen Ambri. «Sie haben viel Selbstvertrauen», lobt Alatalo, «im Training hat man das Gefühl, sie seien schon ewig mit dabei.» Er relativiert aber auch:
«Es ist für sie noch ein langer Weg, um sich in der National League zu etablieren.»
Verbleib oder Wechsel wird nach Saisonende bekannt
Seit geraumer Zeit steht für den Finnen aus Tampere ein Wechsel nach Lugano im Raum. Der Südtessiner Verein hat bisher keine Verpflichtung bekanntgegeben. Alatalo hält sich mit einer Aussage über einen Verbleib in Zug oder einen allfälligen Wechsel noch zurück.
«Wenn die Saison zu Ende ist, werde ich mich dazu äussern.»
Für Zug wäre ein möglicher Verlust nach dem Abgang von Diaz zu Fribourg-Gottéron nicht einfach zu verkraften. Trotz des jungen Verteidigertrios mit dem Alatalo-Stil.