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Handball

Die Teamkollegen nennen ihn «kleinen Bär»: Marin Sipic sorgt beim HC Kriens-Luzern für einen Hauch Weltklasse 

Die Krienser Handballer empfangen am Samtag St. Otmar St. Gallen. Sorgt der kroatische Kreisläufer Marin Sipic für den Unterschied?

Er tritt auf wie eine Naturgewalt: Marin Sipic.
Bild: Bild: Pius Amrein (Kriens, 11. September 2022)

Die Schweizer Handballszene staunt: Wie war es möglich, im Sommer einen Mann wie Marin Sipic von Champions-League-Teilnehmer Zagreb zum HC Kriens-Luzern zu lotsen? Der 26-jährige Kreisläufer hat Weltklasse-Potenzial, an den ersten Spieltagen der QHL trat er zuweilen wie eine Naturgewalt auf, war von der Gegnerschaft kaum zu stoppen. Sipic selbst beantwortet diese Frage so: «Mir ging es vor allem um zwei Dinge: Ich wollte spielen und ich wollte es zusammen mit einem guten Mittelmann tun.»

Nun, in Kriens trifft er auf den wohl besten Spielmacher der Welt – Andy Schmid hat wesentlichen Anteil am Engagement von Sipic. Die beiden harmonieren bereits vorzüglich, «Andy erklärt dir alles, mit ihm ist es einfach», schwärmt er. Wäre in seiner Karriere jedoch alles nach Wunsch verlaufen, hätte wohl auch die Strahlkraft Schmids nicht ausgereicht, um den 31-fachen Nationalspieler, der im Jahr 2020 mit Kroatien EM-Silber gewann, in die Krauerhalle zu locken. Glücklich war er zuletzt nämlich nicht mehr.

Ex-Stanser ist sein grösster Förderer

Nachdem er in Kroatien bereits als Protagonist einer neuen Handball-Generation angepriesen worden war, geriet sein Aufstieg ins Stocken. Eine Schulterverletzung setzte ihn vor zwei Jahren ausser Gefecht, danach fand er in Zagreb nicht zu einer tragenden Rolle. Selten kam er zum Einsatz, und wenn, dann nur in der Offensive. In der Abwehr hätte er im Mittelblock decken sollen, doch das traute man ihm nicht zu. «Es war schwierig ohne Spielpraxis. Am meisten verliere ich, wenn ich nicht spiele», sagte Sipic der kroatischen Tageszeitung «Jutarnji list».

Speziell: Im Nationalteam war sein Stellenwert ein ganz anderer, seine Teamkollegen gaben ihm den Spitznamen «kleiner Bär». An der EM 2022 zählte er auf dem Weg zu Platz acht zu den auffälligsten Kroaten, verzeichnete bei 21 Toren eine sensationelle Trefferquote von 88 Prozent. «Die Nationalmannschaft hielt mich am Leben», sagte Sipic und das hing mit einem Mann zusammen, der auch in Stans seine Spuren hinterlassen hat: Hrvoje Horvat. Der Nationaltrainer Kroatiens spielte zwischen 2004 und 2006 für die SG Zentralschweiz in der NLA. «Von ihm lernte ich am meisten.»

Lungenprobleme in der Kälte

Nun hat Sipic sein Heimatland erstmals verlassen und in Kriens einen Einjahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben. Dass die Zentralschweiz eine Durchgangsstation ist, bezweifelt bei einem Mann seines Formats niemand. Sipic ist 1,92-Meter gross, 109 Kilo schwer, ein Kraftpaket. «Das Training ist kein Muss, ich liebe es zu arbeiten», sagt der Kreisläufer, was Trainer Peter Kukucka bestätigt: «Schon im Warmup schmeisst er sich auf den Boden, Marin ist ein Vorbild.» Unter ihm soll Sipic auch in der Abwehr eine zentrale Rolle erhalten, «er ist extrem aggressiv, er kann das».

Aufgewachsen ist Marin Sipic in Split, zur Welt kam er aber im beschaulichen Bad Soden am Taunus unweit von Frankfurt am Main. «Den Namen kann ich nicht mal aussprechen», erklärt Sipic und lacht. Sein Vater war damals Handballer in der 3. Liga Deutschlands, bald kehrte die Familie aber zurück nach Kroatien. Dort widmete sich Sipic als Kind dem Fussball, weil dies im Sog des Traditionsklubs Hajduk Split fast alle tun. «Doch wenn ich draussen im Regen oder bei Kälte spielte, bekam ich Lungenprobleme. Deshalb wechselte ich zu einem Indoor-Sport.»

Sipic am Kreis – das passte sofort

Weil er die Regeln zunächst kaum kannte, stellte ihn der Trainer an den Kreis und von dort liess sich Marin Sipic nicht mehr wegbeordern. Beim HCKL bedienen nicht nur Schmid, sondern auch die anderen Rückraumspieler den fang- und treffsicheren Akteur, «ich habe ein tolles Team um mich, komme zu vielen Chancen». Und so erhofft man sich am Samstag im Heimspiel gegen St. Otmar (18 Uhr) wieder einen Hauch von Weltklasse, wenn Kriens-Luzern seinen (nicht ganz so) kleinen Bären knurren lässt.

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