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Super League

Die Super League im raschen Wandel

In der Super League bleibt zu Beginn der Rückrunde kein Stein auf dem andern. Was noch vor kurzem in Stein gemeisselt war, gilt nicht mehr. Dies betrifft jeden der ersten drei: St. Gallen, YB, Basel.
Gerardo Seoane muss über die Berner Torflaute nachdenken
Bild: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Die Young Boys. Sie nahmen 2018/19, in ihrer zweiten Meistersaison, dem FC Basel einen Super-League-Rekord um den andern weg. So etwas sei wunderbar, aber es sei nicht die Normalität, sagte Trainer Gerardo Seoane vor wenigen Wochen, vor dem Beginn des Frühlingspensums. Auch nach 21 Runden der neuen Saison führen die Young Boys, punktgleich mit St. Gallen, das Klassement in der Meisterschaft an. Aber von einem Solo, wie sie es letzte Saison hinlegten, kann keine Rede sein. Zieht man Seoanes Erkenntnis heran, lässt sich sagen: YB ist - auf weiterhin hohem Niveau - in der Normalität angekommen.

An Folgendem lässt sich die Rückkehr zum Weltlichen belegen: Am 14. April letzten Jahres siegten die Young Boys in Zürich 1:0. Es war das 60. Meisterschaftsspiel am Stück, in dem sie mindestens ein Tor erzielten. Vielleicht war es ein Rekord für die Ewigkeit. Im Übergang der Jahre 2019 und 2020 haben die Berner in drei Auswärtsspielen in Serie kein Tor zustande gebracht (0:3 in Basel, 0:0 in Lugano, 0:1 in Luzern). Und selbst im Stade de Suisse ist ihnen das Toreschiessen schon leichter gefallen als in diesen Wochen. Für die Siege gegen Luzern (1:0 durch ein Eigentor), Basel und am Samstag Sion reichten ihnen vier Tore aus. Jetzt, wo die Defensive ihre Stabilität wiedererlangt zu haben scheint, wird Seoane die Offensive antreiben müssen. Falls er sich nicht darauf verlassen will, dass YB mit lauter Normalleistungen zum dritten Mal Meister werden kann.

Der FC Basel. Es war nicht abzusehen, dass die Basler nach der miserablen Leistung im Heimspiel gegen St. Gallen (1:2) so würden reagieren können, wie es ihnen beim 4:0-Sieg im Klassiker im Letzigrund gegen den FCZ gelungen ist. Es ist die erstaunliche Metamorphose, die ausgepfiffene Verlierer innerhalb einer Woche in gefeierte Sieger verwandelt hat. Man könnte die Wandlung darauf zurückführen, dass Basel wieder auf gesperrt gewesene Leistungsträger wie Valentin Stocker, Eray Cömert und Omar Alderete zählen konnte. Aber werden die Basler in Topbesetzung immer mit diesem Elan weiterspielen?

Im Herbst hatten sie längst nicht in allen Spielen überzeugt. Auch in Spielen nicht, in denen Trainer Marcel Koller praktisch das ganze Kader mit Ausnahme des lange verletzt gewesenen Ricky van Wolfswinkel zur Verfügung hatte. Und in dieser Saison sieht man, dass hohe Zu-null-Siege gegen Zürich nicht viel bedeuten müssen. Zieht sie einen schwachen Tag ein, kann die Mannschaft von Trainer Ludovic Magnin noch und noch hoch verlieren. Bis heute notiert man fünf 0:4 und ein 0:5.

Der FC St. Gallen. Das Spektakel ist seit langem die Gemeinsamkeit der Meisterschaftsspiele des FC St. Gallen. Dass am Sonntag im Schlagerspiel gegen Servette nur ein Tor fiel, war ein Zufall. Zweimal der Pfosten für Servette und x-mal Torhüter Lawrence Ati Zigi für St. Gallen verhinderten, dass es zuletzt nicht 5:4 oder 4:3 hiess. So erfolgreich und attraktiv die jüngste Mannschaft der Liga seit September aufspielt, weiss Trainer Peter Zeidler doch genau, dass das Eis dünn ist.

Er könne im Augenblick nicht analysieren und sich auch nicht erklären, wieso seine Mannschaft dem Gegner derart viele Torchancen ermöglicht habe, sagte der Deutsche nach dem Match vor über 16'000 Fans. Er weiss genau, dass eine solch ungenügende Defensivleistung, wie sie bei St. Gallen zuletzt kaum je auszumachen war, bei nächster Gelegenheit ins Auge gehen kann. Die nächste Gelegenheit ist das Auswärtsspiel gegen Luzern. Bevor St. Gallen Anfang Dezember in Luzern 4:1 siegte, hatten die Innerschweizer in der Super League zehn Duelle gegen St. Gallen in Serie für sich entschieden. (sda)

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