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USA

Die Suche nach Aufmerksamkeit der US-Boys

Die US-Fussballer kämpfen in der Heimat noch immer um Aufmerksamkeit. Der Sieg gegen den Iran war ein Anfang, und die Zukunft sieht sowieso viel versprechend aus.
Bild: KEYSTONE/EPA/Mohamed Messara

Die Bar in San Diego ist gut gefüllt für das Gruppenspiel der USA gegen England. Die Affiche gegen die Fussball-Hochburg und ehemalige Kolonialmacht sorgt sogar im Land des ovalen Leders für einige Aufmerksamkeit. Mit dem 0:0 verschaffen sich die US-Boys international Respekt. In der Bar ist allerdings keiner beeindruckt. "Zwei Stunden für nichts", grummelt ein enttäuschter Besucher.

Es fasst ziemlich gut zusammen, warum der Fussball in den USA einen schweren Stand hat. Oft passiert - im Vergleich zu Football, Basketball oder Hockey - einfach zu wenig Spektakuläres. Und für gepflegte Langeweile haben die Amerikaner ja bereits den Baseball.

Hunderttausende "Soccer-Moms"

Dabei ist Fussball als Freizeitaktivität durchaus sehr populär. In der Unter- und Mittelstufe ist es der meist gespielte Sport überhaupt, der Begriff der "Soccer Mom", die ihre Kinder zum Fussball fährt, ist ein geflügeltes Wort. Als TV-Sport fristet er jedoch ein Schattendasein. Dazu stehen die Männer noch im Schatten der viel erfolgreicheren Frauen. Das zeigt sich bei der Verteilung der Prämien deutlich. Zwar schüttet die FIFA an der Männer-WM ein Vielfaches mehr an Preisgeldern aus, diese werden jedoch hälftig verteilt. Kurios: Bereits jetzt haben die US-Frauen an der diesjährigen WM in Katar mehr verdient als an ihrem eigenen WM-Titel 2019.

Ändern können die Spieler um Chelsea-Star Christian Pulisic das Schattendasein nur durch Erfolge. Der 1:0-Sieg gegen den Iran machte mehr aus politischen Gründen Schlagzeilen, ein Achtelfinalerfolg gegen die Niederlande am Samstag würde aus den richtigen Gründen für Aufsehen sorgen. In der Gruppenphase überzeugten die Amerikaner durch Tempo und Laufbereitschaft, konnten die Pace aber jeweils nur knapp eine Stunde durchziehen.

Rätsel um Dortmund-Star Reyna

Fragezeichen gibt es um Pulisic und Giovanni Reyna. Ersterer zog sich bei seinem mit letztem Einsatz erzielten Siegtreffer gegen den Iran eine Beckenprellung zu. Sein Einsatz gegen die Niederlande steht auf der Kippe. Das noch grössere Rätsel ist der 20-jährige Reyna von Borussia Dortmund. Vor dem Turnier in einer FIFA-Auflistung als drittbester Spieler unter 23 Jahren gehypt, hat der Spektakelmacher bei Coach Gregg Berhalter einen schweren Stand. In den bisherigen drei Spielen kam er nur neun Minuten zum Einsatz. Nun könnte seine Chance winken.

Die Zukunft schaut sowieso rosig aus: Die Bezeichnung "Boys" trifft perfekt zu, denn die Amerikaner stellen in Katar das jüngste Team. Bei der Heim-WM in vier Jahren werden sie für einmal gross im Fokus stehen. Einen Trost gibt es auch für den enttäuschten Bar-Besucher in San Diego: Am Samstag gibt es mit Sicherheit mindestens ein Tor - spätestens im Penaltyschiessen. (sda)

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