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Juventus Turin

Die fetten Jahre der «alten Dame» sind vorbei

In der Bilanz von Rekordmeister Juventus Turin klafft ein Loch von über 250 Millionen Euro. Und auch sportlich läuft es nicht mehr wie noch vor kurzem.

Sportlich ist beim 36-fachen italienischen Rekordmeister schon länger der Wurm drin. Hatten die Turiner zwischen 2012 und 2020 die Serie A fast ein Jahrzehnt lang dominiert, musste man in den vergangenen zwei Spielzeiten den Clubs aus Mailand den Vortritt lassen.

Trainer Massimiliano Allegri, bekannt als Resultattrainer, setzt momentan sogar im heimischen «Juventus Stadium» auf Konterfussball – mit mässigem Erfolg. Der Rückstand auf Leader Napoli beträgt bereits sieben Punkte. Und auch in der Champions League droht den Bianconeri nach den Pleiten gegen Paris St. Germain und Benfica Lissabon das vorzeitige Aus.

Die schlechten Nachrichten komplettierte jüngst der Verwaltungsrat des Turiner Grossclubs, respektive dessen Communiqué. Aus dem Geschäftsbericht 2021-2022 resultierte nämlich ein Rekordminus von 254,3 Millionen Euro. Nach dem Negativsaldo von 209,9 Millionen Euro aus der Spielzeit 2020-21 ist dies bereits der zweite Verlust in Folge für die «Alte Dame».

Familie Agnelli als Garant

Für das finanzielle Fiasko waren mehrere Faktoren ausschlaggebend. Pandemie-bedingte Verluste bei Zuschauereinnahmen (von 71 Millionen Euro auf 32 Millionen Euro) und Merchandising, sowie Einbussen bei Spielertransfers bei gleichzeitiger Erhöhung der Spielergehälter (auf 352 Millionen Euro). Und dies trotz dem Weggang von Lichtgestalt Cristiano Rolando, dessen 31 Millionen Euro Nettosalär sich während seiner drei Saisons in Turin signifikant in der Bilanz bemerkbar gemacht hatten.

Die finanzielle Situation der Alten Dame ist trotzdem alles andere als prekär. Dank zweimaligen Kapitalerhöhungen von 400, respektive 300 Millionen Euro befindet sich der Juve-Dampfer weiterhin in sicheren Gewässern. Die Schuldenlast konnten von 464 Millionen Euro aus dem Jahre 2019 auf aktuell 153 Millionen Euro reduziert werden. Das Fortbestehen garantiert weiterhin die Familie Agnelli mit ihren Einnahmen aus Autoindustrie (Stellantis-Gruppe) und Finanzsektor (Exor).

Andrea Agnelli, Neffe des legendären Gianni Agnelli, präsidiert den Juventus FC seit 2010. Der 46-Jährige möchte die Piemonteser langfristig unter den europäischen Topclubs etablieren und war zusammen mit Reals Präsident Florentino Pérez einer der vehementesten Verfechter der geschlossenen europäischen Superliga.

Ratenzahlungen und Lohneinbussen

Geklotzt und gekleckert wird in der Serie-A aber schon länger nicht mehr. Und so sind auch beim ehemaligen Krösus kreative Lösungen gefragt. Beispielsweise vereinbarte Juve mit der Fiorentina, dass die letztjährigen Transfers von Federico Chiesa (40 Millionen Euro) und Dušan Vlahović (70 Millionen Euro) zuerst mit einer Leihgebühr und danach in Raten über mehrere Jahre abgestottert werden können. Rückkehrer Paul Pogba, Angel di Maria, Leandro Paredes und Arkadiusz Milik wechselten in diesem Sommer alle ablösefrei oder auf Leihbasis nach Turin.

Juves neuer «Business-Plan 2025» sieht unter anderem Gehaltsreduktionen und Bonusverzicht bei Verwaltungsrat und Mitarbeitern vor. Der Vorschlag muss allerdings an der nächsten Aktionärsversammlung Ende Oktober noch gutgeheissen werden.

Von Salärkürzungen betroffen sind aber auch die Spieler. Im Sommer liess man den argentinischen Superstar Paulo Dybala nach gescheiterten Lohnverhandlungen ablösefrei zur AS Roma ziehen. Den Grossverdienern Adrien Rabiot (8 Millionen Euro netto), Alex Sandro (6.5) und Juan Cuadrado (5) droht Ende Saison das gleiche Schicksal. Ihre 2023 auslaufenden Verträge werden höchstwahrscheinlich nicht verlängert.

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