notifications
Sonntagspresse

Deutschland wirft Schweiz Egoismus vor, bei der Credit Suisse arbeiten immer weniger Mitarbeiter aus dem Heimatland und steigende Hotelpreise

In der Asylpolitik wird die Schweiz von Deutschland stark kritisiert. Unterdessen arbeiten bei der Credit Suisse immer weniger Menschen, aus dem Heimatland - verantwortlich sind vor allem die Investmentbanker aus den USA. Und: Wegen der hohen Energiepreise werden auch die Hotels teurer - die News der Sonntagspresse. 

Pro Woche erreichen rund tausend Flüchtlinge die Schweizer Grenze in Buchs (SG) – meist junge Afghanen, die kein Asylgesuch stellen, sondern nach Frankreich oder Deutschland weiterziehen wollen. «Wir erlauben formell die Weiterreise», bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen.

In Buchs über die Grenze gewunken: Dagegen begehrt nun Deutschland auf. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die Praxis führt nun zu scharfer Kritik aus Deutschland: «Wenn diese Berichte zutreffen, betreibt die Schweiz ein reines Durchwinken», sagt Andrea Lindholz, die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, in der «NZZ am Sonntag» . «Nationale Egoismen schaden dem Schengenraum.»

Das sei ein Verstoss gegen das Dublin-Abkommen, sagt auch ein Sprecher des Deutschen Bundesamts für Migration: «Die Rechtslage ist eindeutig.» Lindholz fordert eine Intervention beim Bundesrat, weil immer mehr Migranten über die Schweiz nach Deutschland reisten. «Die Schweiz muss ihre Pflichten als Mitglied des Schengenraumes erfüllen und gegen illegale Migration vorgehen.» Das Staatssekretariat für Migration kontert die Kritik aus Deutschland. Weder das Dublin-Abkommen noch andere Gesetze würden gebrochen.

In 20 Jahren: Credit Suisse in der Schweiz zur Hälfte aufgelöst

Während die Schweiz für ihre Asylpolitik scharf kritisiert wird, macht auch etwas anderes nachdenklich. Bei der Credit Suisse nimmt die Zahl der Arbeitsplätze in der Schweiz stetig ab. 2001 zählte die Credit Suisse in der Schweiz rund 28 600 Vollzeitstellen. Wie der SonntagsBlick schreibt, entfallen heute nur noch etwa 16 000 der insgesamt 50 000 Arbeitsplätze aufs Heimatland der Bank.

Ist das noch eine Schweizer Bank, wenn immer mehr Arbeitsplätze im Heimatland gestrichen werden?
Bild: Keystone

Und im Zuge der jüngsten Umstrukturierung, die die CS-Führung um Ulrich Körner und Axel Lehmann diese Woche ankündigten, sollen in der Schweiz weitere 2000 Jobs wegfallen. In absehbarer Zeit wird die Credit Suisse hierzulande also nur noch halb so viele Leute beschäftigen wie zur Jahrtausendwende. Michael von Felten (62), Präsident des Schweizerischen Bankpersonalverbands, wirft angesichts dieses Rückgangs die Frage auf, wie viel Schweiz in einer Bank stecken muss, die sich Credit Suisse nennt. «Die Grossbanken profitieren weltweit vom Swissness-Label, das nach wie vor für Sicherheit und Vertrauen steht. Demzufolge haben sie auch eine besondere Verantwortung für die Angestellten und die Arbeitsplätze in der Schweiz.»

Besonders bitter ist der helvetische Schrumpfkurs in der Schweiz deshalb, weil für die aktuelle Krise vor allem die Investmentbanker in den USA verantwortlich sind. «Die Schweizer Angestellten arbeiten äusserst erfolgreich und bilden damit die Basis für eine gesunde Geschäftsentwicklung der CS», sagt Finanzanalyst Andreas Venditti (50) von der Bank Vontobel. Angesichts dessen vermisste Venditti bei der Präsentation von Körner und Lehmann, dass das Schweiz-Geschäft nicht stärker betont wurde. «Das verunsichert die Mitarbeiter.»

Hotelzimmer werden um fünf Prozent teurer

Die Energiekrise macht vor niemandem Halt. Auch die Hotels leiden unter den hohen Energiekosten. Nun zeigt eine Umfrage des Verbands Hotelleriesuisse, welche der «NZZ am Sonntag» vorliegt: Die meisten geben die höheren Preise an die Gäste weiter. Drei Viertel aller Hotels wollen in diesem Winter die Preise gegenüber dem Vorjahr anheben.

Auch die Hotelpreise steigen wegen der Energiekosten.
Bild: Keystone

Im Schnitt wird ein Schweizer Hotelzimmer um fünf Prozent teurer. Rund jedes zehnte Hotel, das an der Umfrage mitgemacht hat, will die Preise aber gar um mehr als zehn Prozent erhöhen. Auch Ferienwohnungen und -häuser schlagen auf. Der Internetvermittler E-Domizil schreibt auf Anfrage der «NZZ am Sonntag», dass Ferienwohnungen diesen Winter gegenüber dem Vorjahr rund viereinhalb Prozent mehr kosten werden.

Wer kann und will sich dann seinen Winterurlaub noch leisten?
Bild: Keystone

Für die Touristiker beginnt nun die Zeit des Bangens: Kommen die Touristen oder wird ihnen Skifahren zu teuer? «Letztlich entscheidet sich der Winter daran, wie viele Leute bereit sind, auf Ferien zu verzichten», sagt Tim Reinicke, Forscher bei der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.

Kommentare (0)