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Golf

Das US Open mitten in der Golfkrise

Das am Donnerstag beginnende 122. US Open in Brookline bei Boston fällt mitten in den Zwist der Golftours, der schwere Schäden hinterlassen könnte. Namhafte Golfer stehen unter besonderer Beobachtung.
Bild: KEYSTONE/AP/Charles Krupa

Promotoren aus Saudi-Arabien locken die weltbesten Golfer mit wahnwitzigen Gagen und Preisgeldern. Die einstweilen nur acht Turniere der sogenannten LIV Tour sind sportlich ohne jeden Wert, aber sie sind mit je 20 Millionen Dollar dotiert. Der Südafrikaner Charl Schwartzel bekam für seinen Sieg bei der Tour-Premiere vom letzten Wochenende in London vier Millionen Dollar. So viel kann er an keinem Turnier der seit Jahrzehnten dominierenden US PGA Tour auf einen Schlag verdienen.

Die Galionsfiguren der LIV Tour sind die Amerikaner Phil Mickelson und Dustin Johnson. Mickelson ist sechsfacher Gewinner von Majorturnieren, nur just ein Triumph am US Open fehlt in seinem Palmarès. Aber Mickelson ist 51 Jahre alt. Johnson hat "nur" zweimal auf Grand-Slam-Stufe triumphiert, aber er ist 37 Jahre alt und noch im Saft. Die Saudis sollen Johnson 150 Millionen Dollar gezahlt haben, nur damit er sich vom amerikanischen Circuit lossagt und der LIV Tour beitritt, deren Turniere jeweils nur über drei Runden führen.

Die Golfer können nicht auslesen. Wer sich für das grosse Geld entscheidet, wird von der US PGA Tour ausgeschlossen. Ein solcher Spieler ist nebst Johnson und Mickelson auch der spanische Star Sergio Garcia. Die Amerikaner Bryson DeChambeau und Patrick Reed wollen nächstens ebenfalls die Seite wechseln. Sie alle sind für das US Open jedoch startberechtigt, stehen aufgrund ihrer Vorgeschichte aber unter besonderer Beobachtung.

Trotzdem ein erstklassiges Feld

Diese Woche fehlt auch Tiger Woods, der das zweitälteste Majorturnier 2000, 2002 und 2008 gewann. Der 46-jährige Star unter den Stars gönnt seinem lädierten rechten Bein eine Pause. Er setzt alles daran, in den nächsten Wochen in eine möglichst gute Verfassung zu kommen, damit er Mitte Juli am British Open, dem ältesten Turnier, im "Home of Golf" im schottischen St. Andrews brillieren kann.

Auch ohne die genannten grossen Namen ist das 122. US Open hervorragend besetzt. Der Amerikaner Scottie Scheffler, im April überragender Sieger am US Masters in Augusta, führt eine Reihe jüngerer Profis an, die den Golfsport in den letzten Jahren immer dynamischer gemacht haben und die keineswegs weniger Spektakel bieten als die fahnenflüchtigen Johnson und Mickelson. Scheffler, der in diesem Kalenderjahr insgesamt viermal in den USA gewonnen hat, könnte seinen zweiten Triumph auf höchster Ebene einfahren.

Der Nordire Rory McIlroy, vierfacher Gewinner von Majorturnieren, scheint seine beste Form zurückgefunden zu haben. Jedenfalls gewann er am letzten Wochenende das zum US-Circuit zählende Canadian Open in Toronto. Die Liste von Siegeswärtern liesse sich fast beliebig erweitern. (sda)

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