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WM 2022

Das Schweizer Déjà-vu in der Gruppe G

Wieder Brasilien und wieder Serbien: Die Schweizer Nationalmannschaft erlebt in der WM-Gruppe G ein Déjà-vu. Dieses Mal scheint die Aufgabe noch kniffliger als 2018, doch auch die Schweiz ist stärker.
Bild: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

1:1 gegen Brasilien, 2:1 gegen Serbien und 2:2 gegen Costa Rica. Dies waren die Resultate der Schweiz in der Gruppenphase an der WM 2018 in Russland vor dem Aus im Achtelfinal gegen Schweden (0:1). 2022 sind zwei der drei Gegner wieder die gleichen: Erneut trifft die Schweiz auf Brasilien und Serbien, und dieses Mal scheint die Hürde noch höher.

Die Gruppe mit Brasilien, der Schweiz, Serbien und Kamerun gilt gemeinhin als eine der schwierigsten, wenn nicht die schwierigste. Auf jeden Fall ist Serbien aus dem dritten Topf das unbequemste Los. Die Alternativen wären Senegal, Iran, Japan, Marokko, Südkorea, Tunesien oder Polen gewesen. Brasilien wird in Katar als Titelanwärter Nummer 1 gehandelt, Serbien reitet auf einer Welle der Euphorie. Einzig im Auftaktspiel gegen Kamerun, das nicht seine besten Phase hat, ist die Schweiz klar favorisiert.

Brasiliens Lauf

20 Jahre nach dem letzten WM-Titel, dem Finalsieg gegen Deutschland in Südkorea, und acht Jahre nach dem verstörenden 1:7 gegen die Deutschen im Halbfinal der Heim-WM wirkt Brasilien reif für den sechsten Triumph.

Unter Trainer Tite, der das Nationalteam nach seinem Amtsantritt vor sechs Jahren aus dem Tal der Tränen holte, wurden Niederlagen zusehends rar. 2019 gewann Tite mit der Mannschaft die Copa America, 2021 erreichte er den Final. Superstar Neymar ist rechtzeitig für Katar in Topform, um ihn herum wimmelt es nicht mehr nur in der Offensive von immenser Qualität. Selbst im Tor, traditionellerweise eine Schwachstelle der Brasilianer, gibt es weltweit fast keine besseren Alternativen zu Alisson Becker und Ederson, den Goalies von Liverpool und Manchester City.

Von allen Top-Nationen meisterte die Seleção den durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie arg überfrachteten Kalender am überzeugendsten. Nur die 0:1-Niederlage gegen Argentinien im Copa-Final 2021 im eigenen Land passt nicht ins fast makellose Bild; es ist die einzige Niederlage in den letzten drei Jahren. 2022 steht die Bilanz bei 7 Siegen und einem Remis, 2021 gab es in 16 Spielen 12 Siege und 3 Unentschieden, 2020 4 Siege aus 4 Spielen.

Fliegende Adler

Brasilien, das den Ausfall von Philippe Coutinho ohne Qualitätsverlust verkraftet, ist am 28. November der zweite Gegner der Schweiz. Zum Abschluss der Vorrunde folgt am 2. Dezember das brisante Duell gegen Serbien. Unweigerlich werden dabei unschöne Erinnerungen an 2018 wach. Zwar gewann die Schweiz in Russland 2:1 und legte damit den Grundstein fürs Weiterkommen, viel wurde im Nachgang aber über den Torjubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri geredet und geschrieben.

Xhaka und Shaqiri, beide albanisch-stämmig, Heimatland Kosovo, und deren Familien vom Krieg zwischen Serbien und Kosovo negativ geprägt, feierten ihre Treffer, indem sie mit den Händen einen Doppeladler formten - das Sujet der albanischen Nationalflagge und vor allem ein Symbol für den kosovarischen Widerstand. Wieder einmal entbrannte in der Schweiz eine Debatte über Identifikation und politische Botschaften. Im SFV sorgte das einhergehende Kommunikationsversagen für ein Köpfe-Rollen.

Inzwischen ist die Doppeladler-Affäre aufgearbeitet. Nach wie vor bemüht sich der Verband um eine Entpolitisierung des Duells, und die Spieler sind sensibilisiert. Der Mannschaft hat der Vorfall nicht geschadet. Aber was passiert unter dem Einfluss der Emotionen? (sda)

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