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Schweizer Nati

«Das habe ich nicht verstanden»: EM-Held Gavranovic geht mit Misstönen

Mit Mario Gavranovic hat ein Protagonist des EM-Viertelfinaleinzugs 2021 seine Nati-Karriere beendet. Der Tessiner verabschiedet sich mit guten Erinnerungen – aber nicht ganz ohne Verstimmungen.

Mario Gavranovic hat am Donnerstag seinen Rücktritt aus der Nati verkündet.
Bild: Keystone/Archiv

In all der Aufregung um das Karriereende von Roger Federer ist ein weiterer prominenter Rücktritt im Schweizer Sport fast gänzlich untergegangen. Mario Gavranovic hat am Donnerstag via Instagram seinen Abschied von der Nati verkündet – unmittelbar nachdem ihm Murat Yakin seine Nichtnominierung mitgeteilt hatte. Der Stürmer, der sein Debüt im Nationalteam im März 2011 unter Trainer Ottmar Hitzfeld gegeben hatte, war für die anstehenden Nations-League-Begegnungen gegen Spanien und Tschechien nicht berücksichtigt worden.

So schmucklos sein Abschied im Schatten des Federer-Trubels auch vonstattengegangen sein mag: Mit Gavranovic zieht sich ein Spieler zurück, der in der Nati seine Handschrift durchaus positiv hinterlassen hat. Zu dieser Feststellung verleiten nicht allein die nackten Zahlen – der 32-Jährige trat äusserst effizient auf, erzielte in 41 Partien 16 Tore und traf statistisch alle 110 Minuten –, sondern auch die wohlige Erinnerung an seinen Auftritt im EM-Achtelfinal 2021. Als Reservist gelang dem Torjäger in der 90. Minute der umjubelte 3:3-Ausgleich gegen Frankreich.

«Diesen Moment werde ich immer in Erinnerung behalten», blickte Gavranovic am Samstag im Rahmen einer Medienorientierung zurück. «90 bis 95 Prozent der Fragen», die er seit seinem Rücktritt erhalten habe, hätten sich um dieses Tor gedreht. «Das sieht fast so aus, als hätte ich in der Nati nur diese eine Sache gemacht», schmunzelte der mehrsprachige Tessiner, der in der Fragerunde elegant zwischen Deutsch und Italienisch zu changieren wusste. Nebst dem triumphalen Viertelfinaleinzug bei der EM im vergangenen Jahr führte er auch sein erstes Länderspieltor im August 2012 gegen Kroatien und seinen Doppelpack gegen Deutschland im Oktober 2020 als persönliche Höhepunkte seiner Nati-Karriere an.

Ein erhabener Moment: Mario Gavranovic schockt Frankreich mit seinem Last-Minute-Ausgleich.
Bild: Keystone

Ein Abschied mit leichten Misstönen

Bei allem freudigen Schwelgen in positiven Erinnerungen: Ganz ohne Misstöne ist sein Rücktritt aus der Nationalmannschaft nicht über die Bühne gegangen, wie Gavranovic, der zur Beantwortung der Fragen extra in die Schweiz gereist war, andeutete. Eigentlich habe er schon im Juni zurücktreten wollen, doch sei von Murat Yakin, auch im Hinblick auf die WM in Katar, umgestimmt worden. Der zurzeit beim türkischen Club Kayserispor unter Vertrag stehende Angreifer hatte das als Zusicherung interpretiert, auch künftig eine tragende Rolle im Team zu spielen.

Doch am Donnerstag teilte ihm der Nati-Coach fernmündlich seine Nichtberücksichtigung mit, was Gavranovic nicht sonderlich goutierte – und ihn zu seinem unmittelbaren Rücktritt veranlasste. «Dass er mich jetzt einen Tag vor der Kaderbekanntgabe angerufen hat, um mir zu sagen, dass ich nicht dabei bin, habe ich nicht verstanden», erklärte Gavranovic unverblümt. Und machte seine Ansprüche geltend: Er sei nicht bereit, «der 23. Mann im Kader» zu sein.

Doch ansonsten überwiege das Positive, so der Offensivspieler, der seine Karriere 2006 beim FC Lugano lanciert hatte und im Anschluss bei Vereinen in der Schweiz, Deutschland und Kroatien aktiv war. «Ich habe das Nati-Trikot immer mit Stolz getragen und bin stolz, auf was wir erreicht haben.» Er wünsche der Mannschaft weiter alles Gute.

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