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Australian Open

Das Duell zweier Kumpels

Die Begegnungen zwischen Federer und Cilic haben sich in den letzten Monaten gehäuft. Während Cilic seinen zweiten Grand-Slam-Titel anstrebt, kann Federer heute ab 9.30 Uhr den 20. Major-Titel feiern.
Im Final von Wimbledon letztes Jahr gewann Federer (links) klar gegen Marin Cilic
Bild: KEYSTONE/EPA/NIC BOTHMA

Marin Cilic hiess der Gegner, als Roger Federer im Juli in Wimbledon seinen 19. und bisher letzten Grand-Slam-Titel gewann. Und auch an den ATP-Finals in London Ende Saison trafen die beiden aufeinander. Auch abseits des Courts haben sich Federer und Cilic im letzten halben Jahr öfter gesehen und besser kennengelernt. Zuerst am Laver Cup, als die beiden die Farben von Team Europa vertraten, und dann Ende November in den Ferien auf den Malediven, als sich die Wege der beiden per Zufall kreuzten.

Nach ein paar Tagen auf den Trauminseln im Indischen Ozean fragte Cilic bei Federer an. "Um ein paar Bälle zu spielen, um etwas im Rhythmus zu bleiben", so Federer, der ansonsten in den Ferien gelegentlich mit seiner Frau Mirka spielt. Neben dem Platz trafen sie sich später auf ein paar Drinks, Federer lernte Cilics Verlobte kennen und erfuhr aus erster Hand, dass der Kroate sich von seinem Trainer Jonas Björkman trennen wird. Federer schätzte Cilics Anwesenheit und Offenheit.

Am Sonntag im Scheinwerferlicht der Rod Laver Arena wird die Kameradschaft für ein paar Stunden aber ruhen. Federer ist sich diese Situationen gewohnt, Sentimentalitäten kennt er keine. "Hart aber fair", lautet sein Motto auf dem Platz. "Nach der Partie kann man von mir aus wieder zusammen Party machen." Und für Trainer Severin Lüthi ist klar: "Jeder hat ein genug grosses Ego und will den Match gewinnen."

Dass Cilic im Final steht, hatte Federer vor dem Turnier nicht erwartet. Er rechnete eher mit Rafael Nadal oder Grigor Dimitrov in der oberen Tableauhälfte. "Aber Marin hat es verdient. Er hatte seine Nerven im Griff." Federer mag Cilics Haltung auf dem Platz. "Er ist hier zum Gewinnen und nicht einfach um dabei zu sein." Das sei nicht immer bei allen Spielern so. "Die einen sind zufrieden, wenn sie die Viertelfinals erreicht haben. Er will mehr, das mag ich."

Mit Nadal bezwang Cilic die Nummer 1 des Turniers im Viertelfinal – und half damit indirekt auch Federer. Sollte der Schweizer am Sonntag seinen Titel verteidigen, würde er in der Weltrangliste bis auf 155 Punkte zum leicht verletzten Spanier aufschliessen.

Für Federer verlief bislang alles nach Plan. Der "Fed Express" rollte in den letzte zwölf Tagen durch den Melbourne Park. Nur knapp elf Stunden und somit weniger als zwei Stunden pro Partie stand er auf dem Platz, einen Satz hat er noch nicht abgegeben. Ein Selbstläufer wird der Final trotz der hervorragenden Ausgangslage aber nicht. "Cilic wird einen guten Match machen und Roger nichts schenken", sagt Lüthi. Auch wenn der Kroate im Wimbledon-Final leicht angeschlagen ohne Chance geblieben war, die Erfahrung des Triumphs am US Open 2014 wird ihm helfen. "Er hat ein Grand-Slam-Turnier gewonnen und damit die Zweifel ausgeräumt, dass er es schaffen kann", so Lüthi. Und Federer sagt: "Marin ist stark genug, um mich zu schlagen."

Die nächste magische Grenze

Wie immer in den letzten Jahren schreibt Federer in der Endphase eines Grand-Slam-Turniers die Rekordbücher um. In seinem 30. Major-Final spielt er um seine 20. Grand-Slam-Trophäe. Nur Margaret Court (24), Serena Williams (23) und Steffi Graf (22) haben mehr von den wichtigsten Titeln gewonnen als Federer. Den Vorsprung bei den Männern auf Rafael Nadal (16) könnte er wieder ausbauen.

Mit seinem sechsten Australian-Open-Sieg im siebten Endspiel in Melbourne würde der Schweizer mit Roy Emerson und Novak Djokovic, den beiden Rekordsiegern des Turniers, gleichziehen. Und mit 36 Jahren und 173 Tagen würde er zum ältesten Grand-Slam-Sieger seit Ken Rosewall, der 1972 am Australian Open im Alter von 37 Jahren und 62 Tagen triumphierte. (sda)

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