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Spanien

Cristiano Ronaldo am Montag vor Gericht

Am Montag wird Cristiano Ronaldo in Madrid von einer Ermittlungsrichterin angehört. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Real-Superstar Steuerhinterziehung von rund 14,7 Millionen Euro vor.
Was erwartet Cristiano Ronaldo am Montag vor Gericht?
Bild: KEYSTONE/AP/DMITRI LOVETSKY

Ein Unternehmen in Irland, eine Briefkastenfirma in der Karibik, ein Konto in der Schweiz: Durch dieses Geflecht hat der bestbezahlte Fussballer der Welt jahrelang Millionen an Werbeeinnahmen geschleust.

Ronaldo selbst bestreitet das. Er liess über seine Anwälte erklären, ein legales Konstrukt unterhalten, zumindest aber nicht absichtlich Steuern hinterzogen zu haben. Nach dieser Anhörung am Montag wird sich entscheiden, ob dem 32-Jährigen der Prozess gemacht wird, oder ob er noch einmal aus dieser Sache herauskommt - sei es durch einen Deal mit den Behörden oder durch die Einstellung der Ermittlungen.

So oder so handelt es sich dabei aber nicht bloss um einen "Fall Ronaldo". Seine Steueraffäre legt den Blick frei auf die gigantischen Millionenbeträge, die im Fussball fliessen, auf die Gier der Protagonisten, auf den gefährlichen Einfluss seines Berater Jorge Mendes. All das wird von der Internetseite "Football Leaks" sowie dem Magazin "Der Spiegel" seit Monaten enthüllt und in dem Buch "Football Leaks. Die schmutzigen Geschäfte im Profifussball" beschrieben.

Am 27. Juni sagte bereits Mendes vor Gericht in Madrid aus. Er arbeitet mit Ronaldo zusammen, seit dieser 16 Jahre alt ist. Sinngemäss erzählte Mendes der Richterin: Er handle mit den Vereinen nur die Löhne seiner Spieler aus. Für eine steuerliche Beratung oder die Gründung anderer Unternehmen habe er keine Zeit.

Fakt ist jedoch: Wer mit Ronaldo werben will, wer sein Gesicht für eine PR-Kampagne oder nur für die kleinen, berühmten Stickerbilder der Fussballstars verwenden will, musste die entsprechenden Verträge bis 2014 mit einer Firma in Irland abschliessen. Mehrheitsaktionär dieser Firma: Jorge Mendes. Geschäftsführer: Mendes' Neffe.

Die Firma in Irland behielt nach Abschluss jedes Vertrages aber nur eine Provision für sich ein und leitete das Geld auf die Britischen Jungferninseln weiter. Dort sass eine Briefkastenfirma, die ein Konto in der Schweiz besass und an die Ronaldo bis 2014 seine Bild- und Werberechte abtrat. Mehr als 70 Millionen Euro flossen auf diesem Weg zwischen 2009 und 2014 in die Karibik. Der Unternehmenssteuersatz auf den Britischen Jungferninseln liegt bei null Prozent.

"Es ist doch wirklich nicht nötig, Steuern zu hinterziehen, wenn man so viel Geld verdient", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin dem "Spiegel". Der internationale Druck auf solche Steueroasen nimmt zwar zu. Trotzdem meint auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble: "Das ist ein Kampf gegen Hydra."

Denn auch die "Football Leaks"-Enthüllungen zeigen: Hinter dem Modell Ronaldo steckt System. Im Juni erstattete die Staatsanwaltschaft in Madrid auch Anzeige wegen Steuerhinterziehung gegen den Startrainer José Mourinho. Sein Konstrukt: Eine Offshore-Firma in der Karibik. Sein Berater: Jorge Mendes. Kurz danach erschien auch der Stürmer Radamel Falcao vor Gericht und zahlte an den spanischen Fiskus mehr als acht Millionen Euro nach. Sein Berater: ebenfalls Jorge Mendes.

Die Ermittlungen gegen James Rodriguez laufen in Spanien derzeit noch. Der Klient von Mendes hat gerade erst von Real Madrid zu Bayern München gewechselt. Doch es gibt auch noch Pepe, Fabio Coentrão oder Angel di Maria: Sie alle spielten für Real Madrid, sie alle unterhielten eine Briefkastenfirma in der Karibik, sie alle zahlten Millionenbeträge an den Staat zurück und sie alle werden beraten von: Jorge Mendes. "Er ist der Mann, der Spieler schwindelerregend reich macht. Aber bei dem sie auch zu Zockern werden", schrieb der "Spiegel" über ihn.

Berührungsängste mit dem früheren Video-Verleiher und Nachtklub-Betreiber hat im europäischen Fussball niemand. Im Gegenteil: Mendes vermittelte zuletzt Rodriguez und Renato Sanches an die Bayern, Di Maria an Paris Saint-Germain, Nelson Semedo an den FC Barcelona, André Silva an Milan, Ederson und Bernardo Silva an Manchester City, Pepe an Besiktas Istanbul.

Laut "Football Leaks"-Enthüllungen dirigieren Mendes und der frühere Manchester-United-Direktor Peter Kenyon einen Fonds, der über Jahre an den Transferrechten von Fussball-Profis beteiligt war und besonders an den lukrativen Spielerverkäufen von Atletico Madrid partizipierte. 2014 und 2016 hiess das Champions-League-Finale Real gegen Atletico. Einige wichtige Real-Spieler beriet Mendes direkt, an einigen von Atletico verdiente er. So viel zu seinem Einfluss.

Das neueste Modell des 51-jährigen Portugiesen und seiner Beraterfirma "Gestifute" ist eine Art Rundum-Paket, bei dem Geschäftspartner oder Freunde von Mendes ganze Klubs aufkaufen und dann aus dem Portfolio des Agenten mit Spielern und Trainern versorgt werden. So passiert mit dem ruhmreichen Valencia in Spanien oder den Wolverhampton Wanderers in der zweiten englischen Liga.

Ronaldo und Mendes haben in den vergangenen Wochen viel versucht, um in ihrer Steueraffäre aus der Defensive zu kommen. Mal gaben sie sich demonstrativ gelassen, mal drohten sie mit Ronaldos Weggang von Real Madrid. Am Montag steht aber nicht nur ein prominenter Fussballer vor einer Richterin, sondern das gesamte System Ronaldo/Mendes auf dem Spiel. Im Fall eines Prozesses droht "CR7" eine Haftstrafe und dem gesamten Fussball ein riesiges Imageproblem: Denn schon 2016 wurde mit Lionel Messi ein Superstar wegen Steuerhinterziehung verurteilt. (sda/dpa)

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