notifications
Fussball

Champions League, Nachzug

Paris Saint-Germain ist am Mittwoch beim nächsten Versuch gescheitert, die Champions League endlich zu gewinnen. Dass dem neuen Torhüter Gigi Donnarumma der vorentscheidende Fehler unterlief, steht symbolisch für verfehlte Transfers im letzten Sommer.

Den ersten Frust über das 1:3 gegen Real Madrid und das Ausscheiden in den Achtelfinals der Champions League soll die Führungsriege von Paris Saint-Germain mit Gewalt verarbeitet haben. Wie spanische Medien berichteten, sollen sich der katarische Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi und der brasilianische Sportdirektor Leonardo ungebetenen Zugang zur Schiedsrichterkabine zu verschaffen versucht haben.

Mehr Details wurden nicht bekannt, doch der Grund für die Pariser Wut und Verärgerung ist klar: Bei Paris Saint-Germain wollen sie vor dem 1:1 von Real Madrids Hattrick-Torschützen Karim Benzema ein Foul am PSG-Keeper Gigi Donnarumma gesehen haben. Die Szene war allenfalls strittig, aber kein offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters.

Ablösefreies, aber teures und schwaches Quartett

Vielmehr steht die misslungene Aktion von Donnarumma, der den Ball gegen Benzema vertändelte, symbolisch für mehrere misslungene Transfers im letzten Sommer. Der Italiener Donnarumma kam von Milan zu Paris Saint-Germain. Er ist Europameister, aber in Paris nicht gesetzt. Obwohl er nie verletzt war, hat Donnarumma von 38 Pflichtspielen nur 18 absolviert. Er wechselt sich ständig mit dem zwölf Jahre älteren Keylor Navas ab.

Während sie sich beim PSG von Anfang an auf diese Wechsel unter den Torhütern einigten und so eine mögliche Inkonstanz in den Leistungen des jungen Donnarumma in Kauf nahmen, ist die Bilanz anderer Zuzüge des letzten Sommers unerwartet schlecht. Lionel Messi etwa hat bislang in Paris keine Spuren hinterlassen. Den Zerfall der Mannschaft in Madrid in der letzten halben Stunde und nach dem ersten Gegentor konnte auch der Weltfussballer und vierfache Champions-League-Sieger nicht verhindern - zu schwach spielt(e) Messi.

Sergio Ramos, das frühere Real-Alphatier, stand bislang für den PSG kaum im Einsatz. Der 35-jährige Spanier steht derzeit bei 238 Einsatzminuten in der Ligue 1, in der Champions League hat er gar nie gespielt. Ein Fehltransfer ist auch Georginio Wijnaldum, der im letzten Sommer von Liverpool kam. Schon früh im Herbst rümpfte er die Nase, weil er nicht immer spielen durfte. Zuletzt kokettierte er öffentlich mit einem schnellen Abgang aus Paris - und wurde gegen Real von Pochettino kurzerhand mit 180 Ersatzbankminuten abgestraft.

Im Sommer wurde Leonardo für die Transfers von Donnarumma, Ramos, Wijnaldum und Messi gelobt, denn dieses Quartett kriegte er ablösefrei. Wie viel die vier hingegen als Lohn verbraten, ist nicht im Detail bekannt. Das ist für Leonardo vielleicht auch besser so. Inklusive Sozialabgaben kosten sie im Jahr mit Sicherheit einen dreistelligen Millionenbetrag.

Nach dem Ausscheiden aus der Champions League ist die Saison für die Pariser im Prinzip gelaufen. In der Ligue 1 wird Paris Saint-Germain nach einem Jahr Unterbruch wieder Meister. Das ist reine Formsache bei 13 respektive 15 Punkten Vorsprung auf die Verfolger Nice und Marseille.

Fragen über Fragen

Wenn sich der Frust über das erneute Scheitern im wichtigsten Wettbewerb gelegt hat, haben Al-Khelaifi und Leonardo genügend Zeit, um über die Zukunft nachzudenken. Trainer Pochettino hat wohl keine Zukunft, nachdem er nun zweimal den Final der Champions League und in der letzten Saison sogar den Meistertitel verpasst hat. Kylian Mbappé dürfte seinen Vertrag in Paris nicht verlängern. Er war in beiden Spielen gegen Real der beste Pariser - und hat gesehen, dass das offenbar nicht reicht für den Coup in der Champions League. Das Spiel am Mittwoch lieferte ihm eher Argumente, seinen Traum zu verwirklichen und für die "Königlichen" aus Spanien aufzulaufen.

Weitere Fragen, auf die Al-Khelaifi und Leonardo Antworten finden müssen: Wie viel Lust hat Neymar noch auf Paris Saint-Germain? Werden Messi und Abwehrchef Marquinhos tatsächlich einfach nur noch schlechter? Wie viele Spiele verpasst der italienische Regisseur Marco Verratti in Zukunft wegen seiner fragilen Physis? In der aktuellen Konstellation wird der PSG auch im nächsten Jahr nicht ans grosse Ziel gelangen. Und die Antworten auf diese Fragen lassen sich bestimmt nicht in der Kabine der Schiedsrichter finden. (sda)

Kommentare (0)