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Biathlon

Bricht der Bann in Pokljuka?

Seit 1958 finden im Biathlon Weltmeisterschaften statt. Und noch immer wartet die Schweizer Delegation auf die erste Medaille.
Jeremy Finello (links), Lena Häcki, Elisa Gasparin und Benjamin Weger jubeln: Im Dezember 2018 schaffen sie in Pokljuka im Weltcup mit einem 2. Rang in der Mixed-Staffel den Sprung aufs Podest.
Bild: KEYSTONE/AP/DARKO BANDIC

An den Titelkämpfen von Pokljuka bieten sich zwölf weitere Chancen, um den Bann zu brechen. Die Erste heute Mittwochnachmittag mit der Mixed-Staffel.

Die Chancen auf einen Coup stehen mit Blick auf die Resultate in dieser Saison nicht allzu gut. Die Ausbeute fällt mit einem Podestplatz plus zwei weiteren Top-Ten-Plätzen in 30 Rennen eher mager aus. Und auch die insgesamt zehn Staffel-Wettkämpfe schönen das Bild nicht. Im Vorjahr hatten die Schweizer Frauen mit drei Podestplätzen in der Staffel sowie einem 3. Rang durch Lena Häcki brilliert und entsprechende Erwartungen geschürt, heuer nehmen sie im Staffel-Ranking nach vier Events bloss Platz 11 ein.

Einzig der Routinier Benjamin Weger darf mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein. Auf sein Konto gehen auch die drei einstelligen Klassierungen. Der Walliser punktet regelmässig und belegt im Gesamtweltcup den 16. Zwischenrang. Der Rest der Equipe hinkt den eigenen Erwartungen hinterher. Lena Häcki als Bestklassierte des Frauen-Teams nimmt in der Overall-Wertung Platz 40 ein.

Aber im Biathlon ist vieles möglich. Bis zum letzten Schiessen weiss man nicht, wer gewinnt - es kann immer noch etwas passieren. Markus Segessenmann, Disziplinenchef Biathlon bei Swiss-Ski, formuliert deshalb treffend: "Wir wollen in jedem Rennen in die Top Ten. Und für Überraschungen sind wir offen." Oder Selina Gasparin, erste Weltcupsiegerin für die Schweiz, Olympia-Zweite 2014 in Sotschi und inzwischen zehnfache WM-Teilnehmerin, sagt: "Wir erhoffen uns als Team eine Medaille, egal, wer sie macht. Es wäre an der Zeit."

Die erste von zwölf Gelegenheiten bietet sich mit der Mixed-Staffel am Mittwochnachmittag. Benjamin Weger, Jeremy Finello, Selina Gasparin und Lena Häcki laufen und schiessen. Die Norweger sind der WM-Titelverteidiger und aufgrund ihrer bisher überragenden Saison auch der sicherste Gold-Tipp. Olympiasieger Frankreich, Deutschland, Schweden, Italien und Russland zählen zum engeren Favoritenkreis.

Vor einem Jahr an den Titelkämpfen in Antholz platzte der Traum von einer Schweizer Medaille erst ganz am Schluss. Bei der letzten Ablösung lag das Quartett noch auf Platz 4, dies mit bloss einer halben Minute Rückstand. Am Schluss resultierte der 10. Rang.

Am ersten Wochenende der Titelkämpfe mit den prognostizierten zweistelligen Minus-Temperaturen dürfte auch die Kälte die Leistungen beeinflussen - Skipräparierung, Handhabung des Gewehrs mit klammen Fingern, Regeneration. Dies muss für die Schweizer Equipe zumindest kein Nachteil sein. Wer im Engadin, in Engelberg oder im Goms aufgewachsen ist, der kann damit umgehen. 2018 an den überaus frostigen Olympischen Spielen in Pyeongchang schnitt das Biathlon-Team mit sechs Top-8-Klassierungen stark ab.

Norwegen dominiert

Ähnlich wie in der Regel bei nordischen Weltmeisterschaften dürften die Norweger 2021 auch im Biathlon die Titelkämpfe dominieren. Johannes Thingnes Bö und drei seiner Landsleute liegen im Gesamtweltcup vorne. Und auch bei den Frauen geben mit Marte Olsbu Röiseland und Tiril Eckhoff zwei Norwegerinnen den Ton an. Bei den Männern könnten die Franzosen um Quentin Fillon Maillet oder die Schweden um Sebastian Samuelsson eine norwegische Party verhindern. Bei den Frauen dürfte auch Hanna Öberg aus Schweden weit vorne landen. In den letzten beiden Rennen überzeugte insbesondere die Österreicherin Lisa Theresa Hauser mit einem Sieg und Platz 3.

Keine Zuschauer

Die WM in Slowenien findet ohne Zuschauer statt. Die Infektionszahlen liegen in diesem Land verhältnismässig hoch. Die Biathleten kamen bislang praktisch ohne coronabedingte Ausfälle oder Absagen durch die Saison - auch weil der Weltverband die Reisewege einschränkte und mit dem Tross stets zwei Wochen an derselben Station Halt machte.

Auch die Titelkämpfe finden in einer sogenannten Blase mit vielen strengen Hygieneregeln statt. Die Teilnehmer werden regelmässig auf das Coronavirus getestet. Das Schweizer Team logiert wie die meisten anderen Equipen in Bled. Denn Pokljuka ist keine klassische Ortsbezeichnung, sondern der Name einer alpinen Hochebene auf rund 1300 m ü. M. im Nordwesten des Landes. Bled ist die nächstgelegene kleine Stadt. Der Ort mit seinen gut 8000 Einwohnern am Bleder See wollte vergangenen Sommer auch die Ruder-WM organisieren. Die Pandemie liess es nicht zu.

Nun kämpfen im Biathlon mehr als 300 Aktive aus 38 Nationen an neun Wettkampftagen um zwölf Medaillensätze. Die Titelverteidiger treten erstmals mit goldenen Startnummern-Leibchen an. Der Weltverband will so kenntlich machen, wer als Weltmeister in das jeweilige Rennen steigt. (sda)

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