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Super League

Eine Meisterschaft nach dem Modell 1 + 9

33 plus 5 Runden: So lautet die Formel der Schweizer Fussballmeisterschaft ab 2023/24. 1 plus 9 Mannschaften: Dies scheint die Formel der 20. und letzten Super-League-Saison mit 10 Teams zu sein.
Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Auf der einen Seite und weit voraus die Young Boys, auf der andern Seite alle andern neun Mannschaften. Sie nehmen sich laufend gegenseitig Punkte ab und fallen immer weiter zurück.

Die anstehende Weltmeisterschaft in Katar schickt den Schweizer Fussball früh in die Winterpause. Die Runden 17 und 18 der Vorrunde werden erst ab dem 21. Januar ausgetragen. Eine Zwischenbilanz zu ziehen drängt sich ausnahmsweise nach 16 Runden auf.

Man wähnt sich zurückversetzt in die vier Saisons ab 2017/18, als die Young Boys alles und alle dominierten und Rekorde aufstellten. Die neue Überlegenheit der Berner äussert sich in sämtlichen Zahlen. Sie erzielten die meisten Tore (35), erhielten die wenigsten Tore (erst 9 in 16 Runden), gewannen am meisten Spiele (10), verloren am seltensten (1 Mal).

Trainer Raphaël Wicky befehligt die einzige konstante Mannschaft der Liga oder, besser gesagt, die einzige konstante. Der Vorsprung der Young Boys auf "Verfolger" Servette beträgt zehn Punkte und ist doppelt so gross wie der Abstand zwischen dem Zweiten und dem Achten (Sion). Das Feld hinter dem Ausreisser könnte im Frühling noch grösser werden. Denn Winterthur und Zürich, der Neunte und der Zehnte, gehören zu den Erfolgreichsten der letzten Wochen.

Nur der Meister entlässt den Trainer

Nur einer von zehn Cheftrainern musste in diesem Herbst gehen. Es war Franco Foda, der Trainer der Mannschaft, die sich wenige Monate vorher unter André Breitenreiter als überraschender Meister feiern liess. Nachfolger Bo Henriksen brachte den FC Zürich in verhältnismässig kurzer Zeit wieder auf Vordermann. Das zeigten in der Europa League das gute Spiel bei Arsenal und der Heimsieg gegen Bodö/Glimt sowie in der Meisterschaft die Siege in Sitten und zuletzt daheim gegen Servette.

In der Geschichte des Schweizer Fussballs gibt es verschiedene andere Beispiele von Klubs, die während der Saison nach dem Titelgewinn einen Trainerwechsel vornahmen. Es kam auch vor, dass der Meistertrainer selber gehen musste. So war es etwa beim FC Sion im Herbst 1997. Alberto Bigon, zuvor unter anderem Meistermacher in Neapel, wurde von Christian Constantin abgesetzt, obwohl er wenige Monate vorher nicht nur Meister geworden war, sondern das Double gewonnen hatte. Ein Saisonstart mit mässigen Resultaten brachte das Fass schon zum Überlaufen. Beim FC Zürich war Bernard Challandes 2009 der umjubelte Meistertrainer. Danach konnte er nur noch bis April 2010 weiterfahren.

Frei und Tramezzani wackeln

Bevor man Ende Januar 2023 die komplette Vorrunde (18 Runden) der Super League bilanzieren wird, werden möglicherweise noch andere Trainer als Franco Foda entlassen worden sein. Die Anstellungen von Paolo Tramezzani und Alex Frei sind nicht mehr gefestigt. Frei hat die (jungen) Spieler des FC Basel bei weitem nicht derart gut vorangebracht, wie man es sich in Basel nach der beispiellosen Offensive auf dem Transfermarkt im Sommer vorgestellt hatte. Basel ist weit davon entfernt, der Titelanwärter zu sein, der er sein will. Die Zwischenbilanz ist ausgeglichen und somit bieder: je fünf Siege und Niederlagen bei sechs Unentschieden. In sieben der 16 Meisterschaftsspiele erzielten die gelobten Offensivkräfte kein Tor. Der Erzrivale YB, mit dem sich die Basler messen möchten, ist um 14 Punkte entrückt.

Für Paolo Tramezzani sah es beim zweiten Engagement im Wallis die längste Zeit gut aus. Bis zur 11. Runde holten die Sittener fünf Siege und drei Remis heraus. Aber vor der Winterpause zählt der letzte Eindruck, und dieser war nicht nur in den Augen von Christian Constantin miserabel: kein Sieg in fünf Spielen, Niederlagen in Winterthur und gegen den FCZ. Und dann noch das abschliessende desaströse 2:7 gegen St. Gallen. Constantin wird sich für oder gegen Tramezzani entscheiden. Der Entscheid pressiert nicht.

Viertgrösste Reserve

2003/04, in der allerersten Super-League-Saison, nahm der FC Basel den Young Boys über die 16 Runden 12 Punkte ab. 15 Punkte waren es ebenfalls zwischen dem FCB und YB 2016/17, in der bis heute letzten Basler Meistersaison. Den Rekord von 18 Punkten Vorsprung (auf Thun) etablierte YB 2018/19. YBs jetzige Reserve von zehn Punkten ist also der viertbeste Wert.

Der grösste Vorsprung, nach dem sich ein Leader in den verbleibenden 20 Runden überflügeln liess, betrug sechs Punkte. Dies war in der Saison 2005/06 der Fall, als der FC Zürich den FC Basel abfing und in dem berühmten toten Rennen Meister wurde.

Im Durchschnitt beträgt der Abstand zwischen dem Ersten und dem Zweiten nach 16 Runden 5,4 Punkte. (sda)

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