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Sport

Bewegende Trauerfeier für den ehemaligen Schweizer Nationalcoach Paul Wolfisberg in Horw

Zahlreiche Personen haben heute Montagvormittag in der gut gefüllten Pfarrkirche Horw am Trauergottesdienst für den verstorbenen früheren Nationaltrainer Paul Wolfisberg teilgenommen. Die Verdienste des «Wolf» für den FC Luzern und den Schweizer Fussball würdigte Vereinspräsident Philipp Studhalter.
Beisetzung des ehemaligen Schweizer Fussball-Nationaltrainers Paul Wolfisberg in Horw: Auf dem Bild der dekorierte Altar in der Pfarrkirche.  (Bild: Pius Amrein (Horw, 31. August 2020))
Auf dem Bild der dekorierte Altar in der Pfarrkirche Horw. Der «Wolf» als Cupsieger-Captain von 1960 mit dem FC Luzern (links).
(Bild: Pius Amrein (Horw, 31. August 2020))
Vor der Trauerfeier in Horw die ehemaligen Weggefährten von Paul Wolfisberg (von links): René Müller, Kudi Müller, Gody Waser und Markus «Mac» Tanner. 
(Bild: Pius Amrein (Horw, 31. August 2020))
Andy Egli (mit Maske), der langjährige Spieler von Paul Wolfisberg in der Schweizer Nationalmannschaft, im Gespräch mit Michel Renggli vom FC Luzern direkt vor der Trauerfeier in Horw. (Bild: Pius Amrein (31. August 2020))

Daniel Wyrsch

Daniel Wyrsch

Daniel Wyrsch

Daniel Wyrsch

Auf den Tag genau eine Woche nachdem Paul Wolfisberg 87-jährig in seiner Wohngemeinde Horw unerwartet verstorben war, fand am Montagvormittag gleichenorts der emotionale Trauergottesdienst und die anschliessende Beerdigung des früheren Nationaltrainers statt.

Nebst Familie und Freunden waren an der Trauerfeier viele Wegbegleiter aus dem Fussball anwesend. Andy Egli, Markus «Mac» Tanner, Gody Waser, Kudi Müller, René Müller, Remo Meyer, Michel Renggli, Stefan Wolf, Mario Soldati, Umberto Foschini, Bigi Meier – und dann auch der bald 86-jährige Romano Simioni, seines Zeichen FCL-Meisterpräsident. In der Ära von Romano Simioni hatte Paul Wolfisberg die Innerschweizer 1979 zurück in die Nationalliga A geführt.

SFV erweist «Wolf» mit Präsident und Generalsekretär die Ehre

Vom Schweizerischen Fussballverband (SFV) erschienen in Horw Präsident Dominique Blanc und Generalsekretär Robert Breiter. Der SFV hatte dem ehemaligen Nationalcoach bereits am Sonntag beim Cupfinal im Berner Wankdorfstadion zwischen YB und Basel mit einer Trauerminute gedenkt.

Ebenfalls unter den Trauergästen weilten der Präsident des einst in die Nationalliga A aufgestiegenen Zug-94-Vorgänger-Clubs SC Zug, Werner Hofstetter. Vom Innerschweizer Fussballverband (IFV) war Toni Frei anwesend, vom 11-er-Club Luzern der langjährige Präsident und Ex-FCL-Mann Seppi Jost und vom Borsalino-Club Hans-Jörg Hess.

Architekt und Fussballtrainer mit Leidenschaft

Der heutige FCL-Präsident Philipp Studhalter hatte Paul Wolfisberg in dessen Aktivzeit als Luzerner Cupsieger-Captain von 1960 nicht persönlich gekannt, da war der heute 43-Jährige lange noch nicht geboren. Auch als Aufstiegstrainer von 1979 und später als Nationaltrainer von 1981 bis 1985 und interimistisch noch einmal 1989 hatte Studhalter den «Wolf» lediglich aus der Ferne verfolgt. «Als Ruderer wusste ich aber, dass der Architekt Paul Wolfisberg den alten Zielturm im Rotsee gebaut hatte», erzählte der FCL-Präsident. In den vergangenen Jahren habe er den «Wolf» in der Swisspor-Arena anlässlich der Heimspiele kennenlernen dürfen. «Paul war ein liebenswerter Mensch», sagte Philipp Studhalter als Redner am Trauergottesdienst.

Dem FCL-Clubchef ist besonders aufgefallen, «dass für Paul der Fussball einen Herzensangelegenheit war. Er hat nie mit seinem Fachwissen geprahlt.» Philipp Studhalter ist auch in Erinnerung geblieben, wie Paul Wolfisberg von der Begeisterung der Luzerner Bevölkerung über den Cupsieg von 1960 schwärmte. «Er und die anderen Spieler wurden von den Leuten vom Bahnhof über die Seebrücke getragen. An uns liegt es jetzt, wieder einmal die Cuptrophäe nach Luzern zu holen», betonte Studhalter.

Zwei grosse FCL-Trainer ruhen auf dem gleichen Friedhof

Übrigens gab es bei der Beerdigung von Paul Wolfisberg Parallelen zum November 2017: Damals fand die Trauerfeier eines anderen grossen und populären Trainers in Horw in der gleichen katholischen Kirche statt – und schon damals wurde der Gottesdienst von Jonas Oesch geleitet. Er ist der reformierte Pfarrer von Horw. Damals wurde von Friedel Rausch, dem Luzerner Meistertrainer von 1989, Abschied genommen. Friedel Rausch und Paul Wolfisberg ruhen nun auf dem gleichen Friedhof nur wenige Meter voneinander entfernt.

Pfarrer Jonas Oesch bezeichnete Paul Wolfisberg als «Charakterkopf mit eindrücklicher Lebensgeschichte». Er dachte dabei nicht nur an den Fussballer und Trainer, sondern auch an den Architekten. Er sprach zudem von dessen Glaubwürdigkeit und, dass er für die Leute im Dorf immer nahbar gewesen sei.

«Paul ist immer Paul gewesen, resistent gegen alle Einflüsse von aussen. Er war auch nüchtern in seiner Selbsteinschätzung und wusste, was er kann und was er nicht kann.»

Emotionale Worte der Enkeltochter

Paul Wolfisberg sei aber nicht nur ein geselliger und bis zu seinem Tod aktiver Mensch gewesen, sondern auch ein fürsorglicher Familienmensch, Ehemann, Vater, Grossvater und sehr stolzer Urgrossvater eines Buben. Das bestätigte Enkelin Sarah Wolfisberg mit eindrücklichen Worten. Sie sprach emotional den Wunsch aus, dass Paul Wolfisberg nun seine Ehefrau und den vor Jahren auf den Philippinen verschollenen Sohn im Himmel wiedersehen könne.

Der frühere FCL-Star und Nationalspieler «Mac» Tanner vermisst Paul Wolfisberg: «15 Jahre haben wir zusammen im gleichen Haus in Horw gewohnt, wir haben uns oft gesehen.» Über den Ex-Trainer sagte er: «Paul war ein sehr kollegialer und unkomplizierter Mensch. Auf dem Spielfeld hat er uns viel Eigenverantwortung gegeben.» Gefallen hat «Mac» Tanner auch, dass der «Wolf» seinen Schützlingen auch abseits des Rasens viele Freiheiten gegeben hatte:

«Beim FCL, den er zusammen mit Seppi Vogel trainierte, hat er uns nie kontrolliert, wir konnten am Abend auch mal weggehen. Dazu war er ein ruhiger Coach, der nie gepoltert hat. Das schätzte ich sehr.»

Der Basler «Mac» Tanner spielte nur kurz unter dem Luzerner in der Nationalmannschaft. Dort soll Paul Wolfisberg aber schon etwas strenger gewesen sein als in Luzern, wenn man dem langjährigen Internationalen Andy Egli zuhört: «Er war auch eine Autorität alter Schule. Er duzte uns, wir siezten ihn. In der Hierarchie stand der Trainer zuoberst, das hatte zu gelten.»

Kein Heiliger, aber doch eine Vereinsikone des FCL

Welch hohes Ansehen Paul Wolfisberg bei den Menschen in der Innerschweiz genoss, das spürte Andy Egli vor 20 Jahren in seiner Zeit als FCL-Trainer. «In der Region Luzern ging diese Bewunderung fast schon in eine Art Heiligenverehrung über.» Doch Paul Wolfisberg, der früher in der Schule im katholischen Horw darunter litt, reformiert zu sein, wollte gewiss nie als Heiliger in die Geschichte eingehen. Der FCL schrieb in der Todesanzeige, dass er für den Club eine Vereinsikone ist. Das würde er wohl eher gelten lassen.

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