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Australian Open

Beim Fall Djokovic scheiden sich die Geister

Der Entscheid, Novak Djokovic die Einreise nach Australien zu verweigern, löste kontroverse Reaktionen aus. Serbische Medien sprachen von der "grössten Schande in der Geschichte des Sports".
Für Novak Djokovic wurde die Reise nach Australien zu einer Odyssee
Bild: KEYSTONE/EPA/DEAN LEWINS

Australiens Premierminister Scott Morrison begrüsste den Entscheid der Richter. Dieser sei aus Gründen der "Gesundheit, Sicherheit und der Ordnung" gefallen, schrieb Morrison. Es sei "im öffentlichen Interesse" geschehen. "Starke Grenzen sind für die australische Lebensweise von grundlegender Bedeutung - genauso wie die Rechtsstaatlichkeit", so Morrison. Jetzt sei es aber an der Zeit, mit dem Australian Open weiterzumachen und den Tennis-Sommer wieder zu geniessen.

Die ATP bedauerte die Ausweisung des Weltranglisten-Ersten, der noch am Sonntagabend Australien Richtung Dubai verliess. Zwar sei der Entscheid des Gerichts letzten Endes zu akzeptieren. "Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der grössten Champions unseres Sports und sein Fehlen beim Australian Open ist ein Verlust für das Spiel", hiess es in einer Mitteilung.

Andy Murray, die ehemalige Nummer 1 und langjährige Konkurrent von Djokovic, sagte gegenüber der BBC: "Es ist nicht gut für das Turnier, denn es wäre besser, wenn alle Top-Spieler teilnehmen könnten. Es wird natürlich viele Fragen zu den Geschehnissen und der Situation, in die wir geraten sind, geben. Ich hoffe, dass sich dies bei anderen Turnieren nicht wiederholt. Ich habe es weder Novak noch dem Tennis gewünscht und ich hoffe, dass es jetzt vorbei ist".

Andere Kollegen und Kolleginnen ergriffen deutlich Partei für den Serben. "Novak wäre nie nach Australien gereist, wenn er nicht von der Regierung eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise in das Land erhalten hätte. Er hätte auf das Australian Open verzichtet, wäre zu Hause bei seiner Familie geblieben und niemand hätte sich darüber aufgeregt", schrieb Vasek Pospisil auf Twitter. "Angesichts der bevorstehenden Wahlen war hier eine politische Agenda im Spiel, die nicht offensichtlicher sein könnte. Das ist nicht seine Schuld. Er ist nicht mit Gewalt ins Land gekommen und hat nicht 'seine eigenen Regeln gemacht'", so der Kanadier, der ein enger Vertrauter von Djokovic auf der Tour ist.

Auch andere wie die Amerikaner John Isner, Reilly Opelka oder dem Djokovic nicht nahestehenden Nick Kyrgios nahmen die Weltnummer 1 in Schutz. Die Französin Alizé Cornet schrieb auf Twitter: "Ich kenne den Fall nicht gut genug, um das beurteilen zu können, aber was ich über Novak weiss, ist, dass er immer der Erste ist, der uns Spieler unterstützt, aber keiner von uns hat nun ihn unterstützt."

"Grösste Schande" vs. "Richtiger Entscheid"

In Djokovics Heimat sorgte die Ausschaffung des besten Tennisspielers der Welt für Entrüstung. Staatspräsident Aleksandar Vucic sagte gegenüber serbischen Medien, die Schikanen gegen Djokovic hätten "beispiellose Ausmasse" angenommen. Eine "Hexenjagd" sei gegen ihn entfacht worden, die Medien hätten eine "Lynchstimmung" erzeugt. "An Novak wollte man eine Exempel dafür statuieren, wie die Weltordnung funktioniert."

Die serbische Presse fand wie bereits in den Tagen zuvor harsche Worte. "In Melbourne geschah die grösste Schande in der Geschichte des Sports! Schäm dich, Australien! Das Recht hat verloren, die Politik hat gesiegt", schrieb "kurir.rs."

Anders tönte es in den australischen Medien. "Ein korrekter Entscheid, aber beide Seiten sind Verlierer", schrieb "The Australian". Und der "Sydney Morning Herald" meinte: "Novak Djokovic kam nach Australien, um der grösste Spieler in der Geschichte des Männer-Tennis zu werden. Er wird unter bewaffneter Bewachung als (...) toxische Ikone der Anti-Vax-Bewegung gehen." (sda/afp/dpa)

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