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Sport

Aufstieg in die NLA: Der 28. April 1990 war ein Stanser Handballtag für die Ewigkeit

Vor 30 Jahren stieg der BSV Stans erstmals in die NLA auf. Der damalige Captain Urs Lehmann erinnert sich an grossartige Momente.
Die Spieler und Fans des BSV Stans feiern den erstmaligen Aufstieg in die NLA.  (PD (Schaffhausen, 28. April 1990))
Urs Lehmann.

Stephan Santschi

Stephan Santschi

Was sich am 28. April 1990 in der Schaffhauser Breite-Halle ereignete, stiess in der ganzen Schweiz auf grosses, mediales Interesse. Der BSV Stans, der unbekannte Landclub ohne ausländische Spieler, schaffte die Sensation, stieg erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Handball-NLA auf. Das entscheidende Spiel der Aufstiegsrunde war dabei an Dramatik nicht zu überbieten. Drei, vier oder fünf Sekunden vor Schluss, die Berichterstatter waren sich nicht ganz einig, auf jeden Fall im praktisch allerletzten Moment, erzielte der Zwei-Meter-Hüne Fredy Flühler den 19:19-Ausgleich und sicherte seinem Team jenen Punkt, den es für die Promotion noch gebraucht hatte. «Es war ein Freiwurf, der Ball wurde zu Fredy gespielt. Ich sah, dass ein Gegner ihn zu Boden reissen wollte und habe ihn geblockt. Es hat gewaltig gescheppert», erinnert sich der damalige Captain Urs Lehmann. «Ich sah in der Folge, wie der Ball an die Latte prallte, von da zu Boden und ins Netz fiel. Dann explodierte die Halle. Es war ein unglaublicher Erfolg, den niemand erwartet hatte.»

Die Kadetten Schaffhausen, die sich bereits als Aufsteiger wähnten, konnten nicht glauben, was ihnen widerfahren war. Trainer Pal Kocsis nahm kein Blatt vor den Mund, als er sagte: «Der BSV Stans hat handballerisch wirklich nicht viel drauf. Lediglich die unglaubliche Cleverness brachte den Innerschweizern diesen glücklichen Punkt.» Hans Christoph Steinemann, Journalist der «Schaffhauser Nachrichten», zog derweil den Hut vor den Gäste-Fans: «Vergleicht man das engagierte Klatschen und Anfeuern der Schaffhauser mit der überschäumenden, manchmal gar überbordenden Begeisterungsfähigkeit der Stanser, so waren wir nicht mehr als brave Knaben.»

Warum der Schaffhauser Abwart die Storen raufzog

1700 Zuschauer, darunter 600 aus Stans, sorgten für einen unvergleichlichen Hexenkessel, der Abwart öffnete sogar die Fenster und zog die Storen rauf, damit von draussen 200 weitere Schaulustige auf ihre Kosten kamen. Derselbe Abwart hatte danach reichlich Arbeit, hatten die Nidwaldner Schlachtenbummler die Spielstätte doch mit Unmengen Papierschnipseln eingedeckt. Mit Trompeten und Trycheln feierten sie den historischen Triumph, der nach der Rückkehr nach Stans in einen Umzug und eine Freinacht mündete. Lehmann erzählt schmunzelnd:

«An die Landsgemeinde am nächsten Tag hat es von uns wohl keiner geschafft.»

Für den Frust von Kadetten-Chefcoach Kocsis hat er durchaus Verständnis, denn schön hätten sie tatsächlich nicht gespielt. «Wir hatten unsere Macken, spielten einen eher unkonventionellen Handball, den sich unsere Gegner nicht gewohnt waren. Wir schossen wenig Tore, setzten auf eine starke Abwehr und vor allem auf den Teamgeist einer Dorfmannschaft.» Man sei zusammen auch in den Ausgang und sogar in die Ferien gegangen.

1994 folgt der nachhaltige Aufstieg

Die Bauherren des Erfolgs waren Cheftrainer Remo Bucher und Assistent Benno Lussi. Bucher habe es vorzüglich verstanden, die Stärken jedes Einzelnen zum Tragen zu bringen. Dank Lussis Aufbauarbeit bei den Junioren verfügte man über eine gute Mischung aus Jung und Alt. Wenn zwei Akteure aus dem Kollektiv herausstachen, waren es wohl Spielmacher Christof Wicki und Shooter Fredy Flühler. Urs Lehmann setzte derweil mangels Linkshändern im rechten Aufbau wichtige Akzente, traf in der Finalissima in Schaffhausen dreimal ins Netz. «Eigentlich sollte dies mein letztes Spiel sein, ich wollte zurücktreten. Doch dann hängte ich eine Saison an, die NLA wollte ich erlebt haben.»

Die Stanser, die innert elf Jahren von der 2. Liga in die NLA durchmarschiert waren, stiegen in der Folgesaison zwar wieder ab. Der Verein legte dank dem neuen Renommee und starken Junioren aber die Basis für den zweiten Aufstieg im Jahr 1994, der zu einer weitaus längeren Zugehörigkeit in der höchsten Liga führte (bis 2001).

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