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US Open

AC/DC-Fan Swiatek rockt das Frauentennis

Iga Swiatek ist drauf und dran, dem seit Jahren unberechenbaren Frauentennis ihren Stempel aufzudrücken. Am US Open gewinnt sie mit erst 21 Jahren bereits ihren dritten Grand-Slam-Titel.
Bild: KEYSTONE/AP/Charles Krupa

Irgendwie hatte Ons Jabeur das Unheil kommen sehen. "Iga verliert nie in Endspielen", befürchtete die Tunesierin vor dem US-Open-Final vom Samstagabend. Sie sollte recht behalten. Iga Swiatek liess ihr eineinhalb Stunden lang keine Chance. Wie immer war die Polin in einem Final punktgenau bereit.

Erst am Ende geriet die geölte Maschinerie mit blitzschnellen und doch zentimetergenauen Grundlinienbällen noch leicht ins Stocken. Doch Swiatek behielt die Nerven und machte im Tiebreak des zweiten Satzes alles klar. Ihre Finalbilanz ist in der Tat beeindruckend. Nur ihren allerersten auf der WTA Tour - im April 2019 in Lugano als 17-Jährige - verlor sie. Seither gewann Swiatek alle zehn Finals, die sie bestritt - und dies ohne einen einzigen Satzverlust.

Dem lauten New York getrotzt

Als sie im April erstmals die Spitze des WTA-Rankings übernahm, hatte sie dies auf eher unbefriedigende Art getan - dank des Rücktritts ihrer Vorgängerin Ashleigh Barty. Mittlerweile ist die Tochter eines olympischen Ruderers aber die unbestritten verdiente Leaderin des Frauentennis. In diesem Jahr gewann die einstige Sandspezialistin bereits sieben Turniere - alle auf Stufe Grand Slam oder Masters 1000 und neben dem zweiten French Open nun in New York auch auf Hartplatz. Bereits am Australian Open hatte sie die Halbfinals erreicht. In der Weltrangliste hat sie mittlerweile mehr als doppelt so viele Punkte wie ihre zweitplatzierte Finalgegnerin von Flushing Meadows.

Ein bisschen überrascht Swiatek damit auch sich selber. "Ich dachte, ich könnte auch auf Hartplatz bei einigen Turnieren um den Sieg spielen, aber hier, auf diesen schnellen Plätzen in New York, war ich mir nicht sicher", verriet sie nach dem Sieg. "Dieses Turnier war eine grosse Herausforderung. Es ist laut, es ist verrückt, es gibt so viele Ablenkungen." Dies musste die eher stille und zurückhaltende Polin auch im Final feststellen, als die rund 23'000 Zuschauer alles unternahmen, um der zunächst krass unterlegenen Jabeur nochmals Rückenwind zu geben und auch während der Ballwechsel immer wieder lautstark störten.

Doch Swiatek blieb cool, wie in allen heiklen Situationen im Turnier. Anders als am French Open, wo sie als Topfavoritin fast unbedrängt durchmarschiert war, gab es davon einige. Im Halbfinal gegen Aryna Sabalenka stand sie beim Stand von 2:4 im dritten Satz kurz vor dem Ausscheiden. Eine Niederlage gegen die Belarussin hätte sie als aktive Unterstützerin der Ukraine wohl besonders geschmerzt.

Nachfolgerin von Serena Williams

So aber dominiert sie das Frauentennis wie schon lange keine mehr. Swiatek ist die erste Nummer 1 seit Serena Williams 2014, die beim US Open gewann. Leidtragende war Ons Jabeur, die nach Wimbledon ihren zweiten Grand-Slam-Final innerhalb von zwei Monaten verlor. Sie wolle weiter versuchen, als erste Afrikanerin und Araberin einen der grossen Titel zu holen, versicherte die 28-jährige Tunesierin.

Vorerst aber musste sie - wenn auch scherzhaft - feststellen: "Im Moment mag ich Iga nicht gerade." Das könnte noch eine Weile so bleiben, denn die Polin macht mit ihrem professionellen Umfeld um Coach Tomasz Wiktorowski noch laufend Fortschritte. Der Fan von AC/DC könnte die Frauentour noch auf Jahre hinaus rocken. Vorerst gönnte sich Swiatek aber am Sonntag einen Musical-Besuch. Welches, wollte sie nicht verraten. Im lauten New York wünschte sie sich für einmal etwas Ruhe und Privatsphäre. (sda)

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