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American Football

Abwehrschlacht beim Super Bowl

Für die einen war es die langweiligste Super Bowl aller Zeiten, für andere die faszinierendste Abwehrschlacht der NFL-Geschichte.
Lieferten sich eine Abwehrschlacht im Super Bowl: Rams-Quarterback Jared Goff (rechts) gratuliert Patriots-Quarterback Tom Brady zum Sieg
Bild: KEYSTONE/EPA/LARRY W. SMITH

Patriots-Quarterback Tom Brady konnte sein Glück nach dem 13:3-Triumph über die Los Angeles Rams in der 53. Super Bowl in Atlanta nicht fassen. "Wir haben uns durchgekämpft. Unsere Abwehr spielte unglaublich. Sie bot das beste Spiel des Jahres", sagte der sechsfache Super-Bowl-Champion.

Patriots-Wide-Receiver Julian Edelman, der als wertvollster Spieler (MVP) der 53. Super Bowl ausgezeichnet wurde, schlug in die gleiche Kerbe: "Unsere Verteidigung war abnormal, sie hat nur drei Punkte zugelassen. Das ist ziemlich verrückt. Unsere Abwehr hätte als MVP ausgezeichnet werden sollen."

Tatsächlich entzauberten Patriots-Headcoach Bill Belichick und dessen Assistenten mit einem defensiven Masterplan die gefürchtete Offensive von Los Angeles. "Jetzt gerade fühle ich mich ziemlich benommen. Ich wurde definitiv ausgecoacht", gestand Rams-Coach Sean McVay mit leicht heiserer Stimme und übte sich in Selbstkritik: "Ich habe schlechte Spielzüge angesagt und uns damit die Chance genommen, zu gewinnen. Ich weiss nicht, wie ich jemals darüber hinwegkommen soll."

Weshalb bei den Rams Star-Runningback Todd Gurley nur beschränkte Einsatzzeit erhielt und im ersten Viertel gar nicht auf dem Platz stand, darüber schwieg sich McVay aus. Gemunkelt wurde über disziplinarische Gründe. Nur zehnmal lief der 24-Jährige schliesslich mit dem Ball, kam auf für ihn mickrige 35 Yards Raumgewinn. Eine Verletzung, die ihn vor den Playoffs ausgebremst hatte, habe nicht mehr gestört, beteuerten alle Beteiligten hinterher.

Duell der Trainer-Generationen an Veteran Belichick

Der 33-jährige Headcoach McVay, der jüngste Headcoach aller Zeiten in einer Super Bowl, verlor am Ende das Duell der Generationen mit dem doppelt so alten Belichick. Und auch Spielmacher-Jungstar Jared Goff (24) versagte beim Debüt auf der ganz grossen Bühne. "Es macht dich fertig, und es tut mir so weh, weil ich weiss, wie gut unsere Defensive gegen dieses Team und Tom (Brady) gespielt hat", sagte Goff deprimiert.

Breit grinsend trug derweil Brady die Vince-Lombardi-Trophäe nach dem zähen Final persönlich in die Kabine der Patriots. Team-Besitzer Robert Kraft verteilte in den Katakomben Zigarren, die Patriots tanzten zu Hip-Hop-Beats aus einem überdimensionalen Gettoblaster.

Bei den Feierlichkeiten liess sich der Patriots-Verteidiger Patrick Chung auch nicht von seiner in der Partie erlittenen Verletzung aufhalten. Der gebrochene rechte Arm hing in einer schwarzen Schlaufe, mit der linken Hand stemmte der 31-Jährige die Vince-Lombardi-Trophäe in die Luft. Als er sich zu Beginn des dritten Spielviertels verletzte, bestand er darauf, das Spielfeld laufend zu verlassen.

"Wie kann dich das nicht motivieren?"

Derweil musste sich der 41-jährige Brady wieder der Frage stellen, ob er wirklich wie angekündigt weitermachen will. "Schau dir das an", antwortete Brady auf der Bühne des imposanten Stadions und zeigte in Richtung der enthusiastischen Patriots-Fans. "Wie kann dich das nicht motivieren?", fragte der Ehemann von Supermodel Gisele Bündchen. Immer wieder hatte Brady zuletzt betont, dass ihn höchstens die Gesundheit daran hindern könnte, mindestens bis 45 weiter zumachen.

Am Dienstag dürfen sich die in weiten Teilen der USA verhassten Patriots bei der traditionellen Siegesparade in Boston ein weiteres Mal feiern lassen. Und noch ist kein Ende der Dynastie in Sicht, die Brady gemeinsam mit Coach Bill Belichick begründet hat. (sda/dpa/apa/reu)

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