Man wolle eine «umständliche Rechts- und Verwaltungssprache» vermeiden. Ein Satz werde komplizierter, wenn durchwegs die männliche und die weibliche Form verwendet werde. Nach der vorherrschenden Sprachwissenschaft würden mit dem sogenannten generischen Maskulinum alle Personen jeden natürlichen Geschlechts erfasst, hält sie entgegen. Das heisst, spricht man etwa vom Bürger, meint man damit alle Bürgerinnen und Bürger beiden Geschlechts.
Die Antwort zum Vorstoss aus dem Kantonsrat löste Reaktionen aus. «Die Regierung ist sich nicht bewusst, welche Wirkung sie mit diesem Entscheid auslöst», sagte die SP-Kantonsrätin Diana de Feminis dem «Boten». «Gendern ist nicht mehr nur eine rein feministische Forderung, es gehört bei fortschrittlichen Arbeitgebenden und Behörden zum heutigen Standard.»
In den Leserbriefspalten gab es derweil auch Unterstützung für den Regierungsrat. «Soweit kommt es noch, dass wir diesen Quatsch mitmachen», schrieb ein Leser im Online-Portal des «Boten». Gleichzeitig wurde der Wunsch laut, die Leserschaft in einer Umfrage zu Wort kommen zu lassen.
Eine Online-Umfrage auf bote.ch lief vom 3. bis 5. Januar. 2200 Personen haben ihre Stimme abgegeben. Eine deutliche Mehrheit von 71 Prozent stellte sich hinter die Antwort des Regierungsrats und sprach sich für die Beibehaltung der bisherigen Sprachregelung aus. 17 Prozent sind der Ansicht, die Sprache müsse sich genderneutral wandeln. 12 Prozent würden, quasi als Kompromiss, einen klärenden Hinweis am Schluss der Amtstexte begrüssen. gh
Geschlechtergerechte Sprache (oft auch kurz Gendersprache genannt) bezeichnet einen Sprachgebrauch, der in Bezug auf Personenbezeichnungen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter zum Ziel hat und die Gleichstellung der Geschlechter in gesprochener und geschriebener Sprache zum Ausdruck bringen will. Als Personenbezeichnung werden dabei alle sprachlichen Mittel verstanden, die sich in ihrer inhaltlichen Bedeutung (Semantik) auf einzelne Personen, auf gemischtgeschlechtliche Gruppen oder auf Menschen im Allgemeinen beziehen (Referenz auf Außersprachliches). Um zu verdeutlichen, dass neben weiblichen und männlichen auch nichtbinäre Personen einbezogen werden, setzt sich zunehmend die Bezeichnung gendergerechte Sprache durch, auch gendersensible, diskriminierungssensible, genderinklusive oder inklusive Sprache (vergleiche Soziale Inklusion und Diversity Management). Die Anwendung geschlechtergerechter Sprache wird auch kurz als „Gendern“ bezeichnet und nutzt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: einerseits die Sichtbarmachung der Geschlechter durch entsprechende Bezeichnungsformen (sexusbezogen: Lehrerinnen und Lehrer, Lehrer*innen), andererseits die Neutralisierung von Geschlechtlichem (sexusneutral: Lehrkräfte, Lehrende).
Kommentare
Ist die Bote-Redaktion erstaunt? 17 % sind für Gendern. Ich hatte auch unter 20 % gewettet. Es hat sicher noch viele, die haben sogar kein Online-Abo. Somit tendiert dieser Wert eher noch tiefer. Entweder man schreibt für die Leserschaft oder hat irgdendeinmal keine mehr. Mal darüber nachgedacht?
Die Teilnahme an dieser Umfrage war auch für alle Personen ohne Online-Abo möglich.
Mir scheint, diese Anpassung der Sprache passiert nur bei der deutschen Sprache. Kann jemand helfen und mir eine andere Sprache bekanntgeben wo dieser Umbau mit * ebenfalls passiert, also zB Französisch, Spanisch, Italienisch, Griechisch, Russisch, Aranisch, Hindu, Japanisch, Chinesisch usw.?
Vielleicht denke ich zu weit, ich habe den Eindruck man will im deutschen Sprachraum etwas Unruhe stiften ohne eine Verbesserung der Sprache zu erwirken.
Es heisst bekanntlich "DER Mensch" woraus doch direkt folgt, dass mit dem "generischen Maskulin" ALLE Menschen gemeint sind. Besser geht es auch mit der allerblödesten Verballhornung der Sprache nicht.
Ausgleichende Gerechtigkeit zu „DER Mensch“: „DIE Person“. Ich kenne keinen einzigen Mann der sich deswegen ausgeschlossen fühlt. Mich inklusive natürlich.
Wie wärs, wenn zukünftig alle Erlasse nur noch weiblich formuliert würden? Dann merken vielleicht auch die Männer, wie sich eine Frau fühlen muss, wenn sie nicht direkt angesprochen wird. Zur Lesbarkeit, mit Sternchen, Doppelpunkten und so kann ich auch nichts anfangen, aber dort, wo es einfach ist, wie zB Lernende, Lehrpersonen, dort wo es Wörter gibt, die für alle Geschlechter passen, dort sollten Anpassungen als ersten Schritt erfolgen. Der Kanton entwickelt sich zu einem Wirtschaftskanton und da muss man auch mit der Zeit gehen. Der Kommentar von Flurina Valsecchi hat mir sehr gefallen.
Diese neue Idee, die deutsche Sprache mit Sternchen und weiteren Spezialitäten zu ändern ist eine Verschlechterung. Für die explizite Benennung der Geschlechter gab es bis anhin die Möglichkeit beide Geschlechter einzeln anzusprechen. Mehr braucht es nicht. Falls sich Minderheiten benachteiligt fühlen so gehört dies zum menschlichen Dasein. Jedes Männlein und Weiblein ist auf dem grossen Ozean des Lebens immer wieder irgendwo in der Minderheit und dies ist gut so. Allen Leuten recht getan ist unmöglich.