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Rickenbach

Weltneuheit: App ermöglicht Notruf für Gehörlose

Die Gehörlosenzentrale Rickenbach lanciert mit «DeafVoice» eine App, mit der Notrufzentralen kontaktiert werden können.
Zwei Gehörlose verständigen sich in Gebärdensprache. Archivbild
Bild: Keystone

Die Gehörlosenzentrale Rickenbach lanciert eine Weltneuheit im App-Store: Ihre App «DeafVoice» ermöglicht Gehörlosen erstmals, eigenständig mit Notrufzentralen zu kommunizieren.

Im Falle eines Unfalls, eines Brandes oder einer anderen Notsituation greifen Hörende ganz selbstverständlich zum Smartphone, wählen den Notruf und schildern ihr Problem. «Das war für Gehörlose bislang nicht ohne Hilfe Dritter möglich», gibt Carl Wiget von der Gehörlosenzentrale in Rickenbach zu bedenken.

Deshalb habe man 2015 bereits den Grundstein für die Notruf-­App «DeafVoice» gelegt und über drei Jahre daran getüftelt. Ab morgen steht die App, welche gemeinnützig finanziert wurde, für alle iPhone-Nutzer zum Download bereit. «An der Android-Version arbeiten wir noch», erklärt Wiget.

Sprache wird in Text umgewandelt

Die App packt das Kommunikationsproblem an der Wurzel: Durch funktionelle Spracherkennung wandelt sie mündliche Antworten der Notrufzentrale in Textnachrichten um.

Vorher erfragt sie beim Gehörlosen die Art des Problems. So kann durch Antippen des entsprechenden Icons geschildert werden, ob Polizei, Sanität, Feuerwehr oder ein anderer Dienst gebraucht wird. Anschliessend beschreibt der Gehörlose in selbsterklärenden Schritten die Notsituation konkret und wird dann direkt mit der Notrufzentrale verbunden.

Eine Computerstimme erklärt dem Mitarbeiter der Notrufzentrale nachher, dass am anderen Ende der Leitung via Gehörlosen-­App kommuniziert wird. Sie fordert ihn darum automatisch dazu auf, Instruktionen in klarem Schriftdeutsch zu formulieren. Nur so kann die App Gesprochenes korrekt im Textformat ausgeben.

GPS übermittelt genauen Standort

Der übersetzte Dialog erscheint schliesslich in Form einer Chatnachricht auf dem Display des Gehörlosen. Weiter nennt die Computerstimme der Notrufstelle Angaben zur gehörlosen Person, vermeldet ihre genaue Standortadresse via GPS-Tracking und die Art des Notfalls. «In der App können zudem persönliche Gesundheitsdaten hinterlegt werden», so Wiget und ergänzt:

«Ein aufgebotener Sanitärdienst hat damit bereits bei seiner Ankunft Kenntnis über wichtige gesundheitliche Aspekte.»

Der Datenschutz werde dabei vollumfänglich gewahrt. «DeafVoice» funktioniert vollständig übers Internet (VoIP-Protokoll). Gehörlose können mit den Funktionen «Ja» und «Nein» sowie «Text» während des gesamten Anrufs in Echtzeit mit der Notrufstelle kommunizieren.

Die App ist ab morgen für iPhones kostenlos downloadbar. Ihre Reichweite erstreckt sich über die gesamte deutschsprachige Schweiz. pd

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