«Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.» So steht es seit den 80er-Jahren in unserer Bundesverfassung. Weil den Bürgern selbst offenbar nicht zuzumuten ist, diesem Recht nachzuleben, müssen Betriebe mit über 100 Angestellten seit 2018 Lohnanalysen präsentieren. Der Staat definiert die Spielregeln und kontrolliert. Alles in Butter, könnte man meinen.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist gar nichts in Butter. Es werden «Gender Gaps» bis 40 Prozent behauptet, was tatsächlich massiv wäre. Andere Studien beziffern diesen «gap» mit 1 bis 4 Prozent, also wesentlich unter dem, was statistisch «signifikant» ist. Doch wen kümmert das statistische Handwerk? Wo kämen wir hin, wenn Gleichstellungsbüros als überflüssig erkannt würden? Das Narrativ der «Diskriminierung» wird – warum eigentlich? – selbst von sonst kritischen Medien wie eine Wahrheit weitererzählt.
«Gerecht» möchte jeder sein. Ich kenne viele KMU, allen ist dieses Thema wichtig. Nur: Was genau ist denn «Gerechtigkeit»? Gerade in KMU, wo fast niemand die exakt gleiche Funktion innehat wie andere, liegt der Teufel liegt wie oft im Detail: Spielt es eine/welche Rolle, ob eine Person mit den Kunden freundlich(er) ist, ob sie mal eine «Extrameile geht», ein freundlicheres Lächeln aufsetzt, um einen Kundenwunsch zu erfüllen etc. Ja, dem Unternehmen sind genau solche Teammitglieder «teuer». Ob Mann oder Frau: Engagierte verdienen es, mehr zu verdienen als weniger Engagierte. Doch wie erfasst man «Kundenorientierung» in einem (fixen) Lohn?
Der Staat macht es sich einfach: Leistungskomponenten und menschliche Werte sind explizit ausgeklammert (!). Was nicht «exceltabellentauglich» ist, wird weggelassen. In den offiziellen Vorgaben und Vergleichen sucht man vergeblich nach «weichen Faktoren» wie Kundenfreundlichkeit, Leistung, Engagement oder nach der Marktsituation. Und dabei sind diese entscheidend für den Erfolg. Gerade in Dienstleistungsunternehmen.
Arbeit ist sinn- und wertvoll, wenn sie die Erwartungen von Kunden und Geschäftspartnern erfüllt und im Publikum akzeptiert wird. Deshalb mal das Ross andersrum aufzäumen: Warum nicht ausschliesslich Leistungskomponenten miteinander vergleichen? Aus Sport und Kultur kennt man das: Skirennfahrer und Skirennfahrerinnen sind lohnmässig auf etwa gleichem Niveau. Fussballerinnen stehen schlechter da als Fussballer, weil die Attraktivität (derzeit) unterschiedlich ist. Eistänzerinnen verdienen aus dem gleichen Grund mehr als Eistänzer. Pop-Sängerinnen und -Sänger sind vergleichbar, mit Vorteil für die Frauen.
Würden nur die leistungsabhängigen Komponenten betrachtet, ergäben sich «natürliche Unterschiede» zwischen provisionsbasierten Verkäuferinnen und Verkäufern, zwischen akkordgetakteten Maurerinnen und Maurern, zwischen Kellnerinnen und Kellnern mit ihren Trinkgeldern. Dazu könnten Ärztinnen und Ärzte (sie beruhen auf identischem Tarif), Treuhänderinnen und Treuhänder und andere Freischaffende herangezogen werden.
Natürliche Differenzen zeigten sich so, wenn und soweit es sie gibt. Das Resultat ist offen, was eine Stärke dieses Gedankenspiels ist: Die Grundlagen spiegelten einen unbestechlichen Marktwert, sind absolut geschlechtsneutral und in keiner Weise manipulierbar. Und wohl das Wichtigste, wenn man gerecht sein will: Die Spielregeln würden festgelegt, ohne das Resultat im vorne herein zu kennen.
Aus diesen «natürlichen Lohnunterschieden» ergäben sich «gerechte» Differenzen, die auf fixe Löhne umgemünzt werden könnten. Wären also zum Beispiel Männer in einem Beruf schlechter gestellt, dann wäre es doch auch gerecht, dass deren fixe Salärkomponente ebenfalls tiefer ist. Und umgekehrt.
Ein abenteuerlicher Vorschlag? Ja natürlich, ein Gedankenspiel eben. Ich meine: So wertvoll wie ideologische Wadenbeisser aufgrund zweifelhafter Daten ist es alleweil. Die Gedanken sind frei, mögen es auch die Diskussionen sein!