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Kanton Schwyz

Steuern künftig mit Bitcoin bezahlen?

Das Schwyzer Amt für Wirtschaft organisierte ein Seminar zum Thema Blockchain. Konkrete Anwendungsbeispiele zu dieser Technologie wurden gezeigt.
An der Podiumsdiskussion nahmen Blockchain-Experten teil. Am Mikrofon Urs Durrer, der Vorsteher des Amts für Wirtschaft.Bild: Patrizia Baumgartner

Patrizia Baumgartner

Der Kanton Schwyz veranstaltete das erste offizielle Blockchain-Seminar. Man wollte die Technologie den im Kanton Schwyz ansässigen Unternehmen zugänglich machen und die aktuellen Entwicklungen vorstellen.

Acht Schweizer Blockchain-Pionier­unternehmen, einige davon aus dem Kanton Schwyz, gewährten Einblick in konkrete Anwendungsfälle.

Technologieneutrale Gesetze

Zur Einführung gingen Alexander Schell, Geschäftsführer der Crypto Valley Association, und Angelica Bienz, Präsidentin Digital Finance Compliance Association, auf die Chancen für die Schweiz ein: zum Beispiel, dass niemand ausgeschlossen werden kann (auch keine sanktionierten Länder) oder dass Transaktionen ohne Drittparteien (beispielsweise Banken) durchgeführt werden können.

Die Schweiz besitzt gute Voraussetzungen für eine Krypto-Hochburg, da der Gesetzgeber weiterhin Wert auf einen «sauberen Finanzplatz» legt, jedoch Blockchain mittels technologieneutralen Gesetzen fördert.

Danach ging es an praktische Anwendungsbeispiele: Sean Prescott von der Unity Investment AG in Schindellegi erklärte, wie seine Firma den Kryptowährungen die Komplexität nimmt und die Verwaltung anbietet. HSR-Dozent Thomas Bocek von der modum.io AG zeigte, wie seine Firma die Kühlung in der gesamten Logistikkette überwacht und die Daten automatisch per Blockchain-Technologie auswertet.

Michael Paetsch von der EnerBit GmbH sprach dazu, wie komplexe Verträge digitalisiert und automatisiert und dadurch die Kosten gesenkt werden können. Sein Beispiel war Eigenstrom­versorgung mittels Solarzellen. Dem Themenfeld Daten- und Rechtssicherheit widmete sich die Digital Ledger Systems AG mit Sitz in Pfäffikon. Kuno Bürge betonte: «KMUs, schaut besser auf eure Daten!»

Emanuell Tomes, Gründer und Geschäftsführer der Liot AG, befasste sich mit dem steigenden Energie­konsum und der Netzstabilität. Er hatte eine Lösung, wie Unternehmen mit Strom­verbrauch im Gigawattbereich ihre Kosten bei automatischer Messung optimieren und regulieren können.

Lutz Thelen von Blockimmo zeigte, welche Möglichkeiten Blockchain Immobilien eröffnet. Seine Firma führte die erste Tokenisierung eines Mehrfamilienhauses durch. Anteile von einer Million Franken wurden der Liegenschaft in Baar in der Währung Ethereum kapitalisiert und die Informationen dazu unverfälschlich hinterlegt. Die Anteile des Wohnblocks können nun wie Aktien gehandelt werden.

Wie früher das Internet

An der Podiumsdiskussion wurden weitere Fragen behandelt, bei­spielsweise ob die Schweiz in Sachen Blockchain mehr machen müsste. Der Vergleich zwischen der Blockchain-Technologie und dem Internet Anfang der 1990er-Jahre fiel im Verlaufe des Abends öfter. Wenn man sich zurückerinnert, war damals auch nicht bekannt, was man mit dem Internet genau anfangen sollte, und das Einwählen per Modem auf der Telefonleitung war mühsam.

Heute jedoch besitzt jedes Smartphone mehr Rechenpower als die Nasa während der Mondlandung. Neue Entwicklungen werden folgen, so der Tenor. Die Referenten waren sich einig, dass es Blockchain-Anwendungen braucht, von denen alle einen Nutzen haben.

Schwyz setzt weiterhin auf den Franken beim Steuerzahlen

Aus den Reihen der rund 170 Teilnehmenden kamen Fragen. So an Urs Durrer, Vorsteher des Schwyzer Amts für Wirtschaft, ob man die Schwyzer Steuern bald in Bitcoin bezahlen und damit neue Firmen in den Kanton locken könnte. Durrer meinte, dass man hier nach wie vor auf den Schweizer Franken zurückgreife. Die Exponenten tendierten aber dazu, dass man in einigen Jahren wählen kann, ob man seinen Lohn in unserer oder in einer Kryptowährung beziehen möchte.

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