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Corona-Massnahmen

Keine Menschenseele am Brunner Quai

Dieser Anblick zeigt den Ernst der Lage. Die Seepromenade in Brunnen war am Samstag bei traumhaftem Frühlingswetter menschenleer. Damit das so bleibt, hat die Polizei ihre Fusspatrouillen verstärkt.
Wird man in nächster Zeit öfter sehen: Fusspatrouille der Polizei am abgesperrten Waldstätterquai.
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz
Noch nicht ganz alle haben es begriffen: Ein Rentner spaziert zum Auslandschweizerplatz.
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz
Polizeikommandant Damian Meier: «Wir stossen auf sehr viel Verständnis.»
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz
Nur wenige Parkplätze in Seenähe sind besetzt.
Bild: Geri Holdener, Bote der Urschweiz

Schleunigst macht sich der Senior hinter der Abschrankung aus dem Staub, als am Samstagvormittag eine Zweierpatrouille der Polizei für einen Fototermin am Waldstätterquai auftaucht. Abgesehen von Einzelfällen scheinen die Leute die Sperrzone am See aber tatsächlich zu meiden. Auch die begehrten Parkplätze direkt am See sind praktisch leer.

Der Ingenbohler Gemeindeführungsstab hat beschlossen, dieses Wochenende und über Ostern das Quai komplett abzuriegeln. «Dies aufgrund des erwarteten hohen Besucheransturms, welcher die Umsetzung der vom Bund verordneten Corona-Massnahmen faktisch verunmöglicht», teilte die Gemeinde mit.

Entlang der mit Bändern und Gittern abgesperrten Zone patrouilliert ein privater Sicherheitsdienst. Auch die Kantonspolizei Schwyz hat ihre Patrouillentätigkeit verstärkt. Kommandant Damian Meier zum «Boten»: «Wir intervenieren, unterstützen und weisen darauf hin, dass die Abschrankungen eingehalten werden.»

Seit mehreren Wochen hat die Kapo wegen den Corona-Massnahmen viel zu tun. Laut Meier rücke die Polizei täglich über ein Dutzend Mal aus, weil das Social Distancing nicht eingehalten werde. Oft sind es die Jungen, die sich da und dort in Gruppen tummeln, auf Schulhausplätzen etwa. «Wir stossen auf sehr viel Verständnis, wenn wir vor Ort kommen», sagt Damian Meier zufrieden. Aber auch hier gibt es unerfreuliche Ausnahmen, die mit einem Bussenzettel enden. gh

Dieses Wochenende ist eine Härteprobe

Bis zu 21 Grad warm soll es dieses Wochenende werden. Es wird nicht einfach, die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit einzuhalten. Deshalb schwor der Gesundheitsminister Alain Berset gestern via Pressekonferenz noch einmal die Bevölkerung darauf ein, zu Hause zu bleiben. Er sagte: «Wir müssen jetzt stark sein. Das gute Wetter kommt.»

Er appellierte an die Bevölkerung, auch über Ostern zu Hause zu bleiben. Dieses Wochenende wird ein Testlauf sein, auch wenn dies der Bundesrat so direkt nicht sagt. Sollten sich die Menschen nicht an die Empfehlungen des Bundesrates halten, drohen nächste Woche schärfere Massnahmen.

Es ist allerdings ohnehin schwierig, am Wochenende irgendwo hinzufahren. Die allermeisten Hotels sind zu und die SBB haben den Verkehr heruntergefahren und beliebte Seepromenaden und Parkanlagen sind vielerorts gesperrt. Im Fokus stehen darum vor allem die Besitzer von Ferienwohnungen. Für sie ist es am schmerzhaftesten, dass sie ihr Eigentum nicht aufsuchen dürfen. Jetzt, wo viele wegen Zwangsferien oder Kurzarbeit Zeit hätten.

Wenn in Bern etwas entschieden wird, dann geht oft ein Murren durch die Täler der Schweiz. Doch in dieser Ausnahmesituation der Coronakrise ist es anders. Wo man auch fragt, die Massnahmen stossen auf Zustimmung. Tourismus-Werber schreiben «Dream Now – Travel later» auf ihre Website. Nur träumen soll man, nicht in die Ferien.

Nicht einmal der Hauseigentümerverband, dem das Eigentum heilig ist, wagt, die Empfehlung des Bundesrates zu kritisieren. Anruf bei der Schweizer Tourismusikone Hans Peter Danuser. Was sagt er, der 30 Jahre lang Kurdirektor von St.Moritz war? Darf man nicht wenigstens ins Chalet kommen und sich dort einschliessen? «Es ist unglaublich. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass wir den Unterländern zurufen: Kommt nicht hoch!»

Aber nun sei es leider nötig. «Man muss sich vorstellen, was in Bergamo los ist. Tausende Tote. Und Bergamo liegt Luftlinie nur 90 Kilometer von St.Moritz entfernt. Wir müssen das Coronavirus absolut ernst nehmen!», sagt er am Telefon. Mit 72 Jahren gehört er zur Risiko-Gruppe. chm

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