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Haltikon

«Jetzt müssen wir funktionieren»

Auch am Tag nach dem Ausbruch des Grossbrandes bei der Schilliger Holz AG wüteten die Flammen. Der Schaden ist noch nicht zu beziffern. Doch der Betreiber blickt bereits wieder nach vorne.
Vom Helikopter aus wird das Ausmass des verheerenden Brandes sichtbar: Die beiden Lagerhallen wurden vollständig zerstört.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Küssnacht, 10. Januar 2017)

Als Ernest Schilliger gestern Nachmittag vor die Medien trat, donnerte ein Helikopter über seinen Kopf hinweg. Er holte neues Wasser aus dem Vierwaldstättersee. Im Hintergrund kämpft die Feuerwehr immer noch gegen den Grossbrand auf dem Areal der Sägerei. Rauch steigt zum Himmel. Es riecht nach kaltem, verbranntem, nassem Holz.

Bei einem Grossbrand, der am Montagnachmittag ausgebrochen war, hat die Schilliger Holz AG zwei Produktionshallen verloren. Die Höhe des Sachschadens ist noch unklar, dürfte aber in die Millionen gehen. Ernest Schilliger bleibt gefasst. Der Geschäftsführer hat keine Zeit, emotional zu werden: «Jetzt müssen wir funktionieren, die Herausforderung annehmen.» Als Schilliger vom Unglück erfährt, ist er in Frankreich. In einem Werk, welches das Unternehmen dort betreibt: «Ich bin ins Auto gestiegen und so schnell wie möglich hierhin gefahren. Im ersten Moment dachte ich sonst an gar nichts.»

Mitarbeiter schlägt Alarm

Als er in Haltikon ankommt, schiessen die Flammen in den Himmel. Bis Montagabend kämpfen 290 Feuerwehrleute gegen den Brand. Die Feuerwehren Küssnacht, Schwyz, Zug, Adligenswil, Arth, Meggen, Udligenswil und die Betriebsfeuerwehr des VBS standen im Einsatz. Der Brand war zum Zeitpunkt der Medienkonferenz noch im Gang: Rund 95 Angehörige der Feuerwehr waren auf Platz. Die Feuerwehren aus Rothenthurm und Baar wurden für die Nacht von gestern auf heute aufgeboten. «Wie lange wir noch löschen müssen, kann ich nicht sagen», sagte Mike Schwegler. Er gehört zur Stützpunktfeuerwehr Küssnacht und leitet den Einsatz.

Am Montagnachmittag gegen 14.30 Uhr hatte ein Mitarbeiter die Rettungskräfte alarmiert. Als die Feuerwehr eintraf, stand eine Halle bereits im Vollbrand. Das Feuer hatte schon auf eine zweite Halle übergeschlagen. Der Brand konnte sich dank der Feuerwehr zwar nicht auf weitere Gebäude ausweiten. Aber: «Im Untergeschoss der Halle, die zuerst Feuer gefangen hat, befindet sich ein grosses Holzlager. Dort brennt es noch», so Schwegler. «Momentan können wir nicht bis dorthin vordringen.» Es bestehe Einsturzgefahr. Trotzdem ist Schwegler zufrieden mit dem Einsatz, der sich in die Länge zieht: «Ich bin zwar noch fit, aber ich habe nur etwa eineinhalb Stunden geschlafen.»

Am schwierigsten sei es gewesen, überhaupt genug Wasser nach Haltikon zu bringen. Die Einsatzkräfte mussten eine rund drei Kilometer lange Leitung verlegen. Nur so konnten sie Wasser aus dem See zur Brandstelle pumpen. Ein Kraftakt: «Ohne die Hilfe der Zuger Feuerwehr und der Betriebsfeuerwehr des VBS wäre dies kaum möglich gewesen», so Schwegler. Denn nur diese hätten die Pumpen, welche es für einen solchen Einsatz braucht. Zudem schafften zehn Tankfahrzeuge immer wieder Wasser zum Ort des Geschehens – darunter auch Milchlaster.

Feuerwehrmann verletzt sich leicht

Der Sprecher der Kantonspolizei Schwyz, David Mynall, bestätigt: «Beim Brand blieben alle Mitarbeiter der Schilliger Holz AG unversehrt.» Einzig ein Feuerwehrmann habe sich leicht verletzt. Dieser habe aber ambulant behandelt werden können. Ebenfalls musste niemand evakuiert werden, und für die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden. Die Strasse zwischen Küssnacht und Udligenswil bleibt bis auf weiteres gesperrt. Die Brandursache ist nach wie vor unklar. Die Kantonspolizei Schwyz ermittelt zusammen mit Spezialisten des Forensischen Institutes Zürich. Doch die Abklärungen stehen an: «Wir müssen das Gebäude erst betreten können,» so Mynall. Die Konsequenzen für die Schilliger Holz AG dürften weit reichen. «Momentan liegen zwei Produktionslinien still, finanzielle Einbussen sind anzunehmen. Aber das interessiert mich zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt», so Geschäftsführer Schilliger. Das Unternehmen ist in erster Linie froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Dies liess es gestern in einer Medienmitteilung verlauten. Darin heisst es auch: «Die Produktionslinien, die vom Brand betroffen sind, werden baldmöglichst wieder aufgebaut.» Etwa 40 Personen arbeiten normalerweise in den beiden Hallen, die jetzt Brandruinen sind. Ernest Schilliger sagt dazu: «Wir sind bemüht, diese Mitarbeiter in unseren anderen Werken unterzubringen. Wenn nötig, werden wir uns auch mit Branchenkollegen absprechen, um für alle eine Lösung zu finden.» Gleiches gelte auch für die Produktion. Die Kunden sollen weiterhin ihr Holz erhalten.

Obwohl die 40 Mitarbeiter derzeit ohne Arbeitsplatz dastehen, haben sie genug zu tun. Sie helfen. «Alle probieren, mitanzupacken. Jeder ist topmotiviert», so Schilliger. Sogar Mitten in der Nacht seien Mitarbeiter gekommen, um die Feuerwehr zu unterstützen. Und auch aus der Küssnachter Bevölkerung spürt der Geschäftsführer grosse Anteilnahme: «Das tut natürlich gut. Jetzt müssen wir alles daran setzen, die Situation in den Griff zu kriegen. Wir müssen nach vorne schauen.» Die Mitarbeiter folgen ihrem Chef offensichtlich: Am Nachmittag sind einige Mitarbeiter der Schilliger Holz AG schon mit den ersten Aufräumarbeiten beschäftigt. Während wieder der Helikopter zu hören ist. Er dreht über ihren Köpfen ab. Und holt neues Wasser.

Kilian Küttel

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