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Stoos

«Schliessung ist ein fertiger Blödsinn»

Zahlreiche Wintersportler genossen am Sonntag ein letztes Mal Speis und Trank auf den Ski-Terrassen, bis diese um 17 Uhr definitiv schliessen mussten. Gäste und Wirte zeigen wenig Verständnis für die Anordnung des Bundes. Unsere Reportage vom Stoos.
Ueli kann die Terrassenschliessung nicht verstehen. (Bild: Pascal Linder (Stoos, 28. Februar 2021))
Sara geniesst mit ihrer Mutter Irene einen Tag auf dem Stoos. (Bild: Pascal Linder (Stoos, 28. Februar 2021))
Die Terrasse des Gipfelrestaurants Fronalpstock ist gut besetzt. (Bild: Pascal Linder (Fronalpstock, 28. Februar 2021))
Der Innenberreich des Restaurants ist ausschliesslich für Hotelgäste reserviert. Die Terrasse ist hingegen voll besetzt. (Bild: Pascal Linder (Fronalpstock, 28. Februar 2021))
Marc, Sabina und Seraina finden die Terrassenschliessung keine gute Idee. (Bild: Pascal Linder (Fronalpstock, 28. Februar 2021))
Die Gäste müssen ihren Aufenthalt mittels QR-Code registrieren. (Bild: Pascal Linder (Fronalpstock, 28. Februar 2021))
Filip Bobinac ist Gastgeber des Restaurants Fronalpstock.

Pascal Linder

Es ist Sonntagmorgen nach 10 Uhr, die Sonne scheint und die Pisten sind präpariert – ein perfekter Tag für sonnenhungrige Wintersportler. Direkt neben der Bergstation der Standseilbahn Stoos putzt eine Mitarbeiterin der «Lodge» die nassen Tische und stattet die Lounges mit Kissen aus – vorübergehend wird sie dies zum letzten Mal gemacht haben. Denn die Terrassen in den Skigebieten sorgten in den letzten Wochen für Zwist zwischen dem Bund und einigen Kantonen. Bis am Freitag wehrte sich auch der Kanton Schwyz vehement gegen die vom Bund angeordnete Terrassenschliessung. Ohne Erfolg.

Auf Druck des Bundesrates gab er nach und entschied sich für eine Schliessung – «aus staatspolitischen Gründen». Am Sonntag um 17 Uhr schlossen dann sämtliche Terrassen im Kanton Schwyz – Take-away bleibt weiterhin erlaubt. Ueli vom Stoos, so nennen ihn alle, führt das Take-away-Angebot «Lodge». Dass seine Gäste ab morgen nicht mehr in den Lounges konsumieren können, kann er nicht verstehen. «Die Schliessung ist ein fertiger Blödsinn», sagt der 70-Jährige und zieht sich eine Prise Schnupftabak die Nase hoch. Er zeigt auf die Sitzplätze und sagt:

«So haben wir alles unter Kontrolle, ab morgen werden die Gäste einfach irgendwo unkontrolliert zusammensitzen.»

Ueli äussert seine Zweifel, dass bei Take-away-Angeboten ohne Sitzgelegenheit vermehrt Abfall liegen bleibt. Währenddessen nehmen zwei Frauen Platz und trinken einen Kaffee – Sara und Irene aus dem Aargau machen sich einen schönen Tag auf dem Stoos. Tochter Sara findet, es mache virologisch gesehen keinen Unterschied, ob man auf der Terrasse sitzt oder einfach ausserhalb der Terrassen konsumiert. Die Mutter wirft ein, dass nichts gegen einen Besuch auf der Terrasse spreche, schliesslich sei sie bereits geimpft.

Skifahren macht hungrig. Dementsprechend viel Betrieb herrscht auf der Terrasse des Gipfelrestaurants Fronalpstock, 1922 Meter über Meer. Einzig ein paar Tische im Schatten sind noch nicht besetzt.

Die Gäste tragen auf den Tabletts Gehacktes mit Hörnli, Älplermagronen sowie Bratwurst mit Pommes zu den Tischen. Gegessen wird aus Einweggeschirr. Eine vierköpfige Familie verbringt die Mittagspause auf der Gipfelterrasse. Auf die Frage, ob die Terrassenschliessung sinnvoll ist, antwortet die Mutter: «Ich bin gegen eine Schliessung, wie soll ich mit einer Portion Pommes in den Händen Skifahren?»

Gegenüber den Gastrobetrieben im Tal sei es zwar nicht ganz fair, diese müssten dann eigentlich auch draussen servieren dürfen. Die Mutter ergänzt: «Mit den Kindern ist es einfacher, wenn wir hier auf der Terrasse Platz nehmen können.» Auch Marc, Sabina und Seraina essen auf der Terrasse. Alle drei können die Schliessung nicht ganz verstehen. Sabina sagt:

«Die Terrasse zu schliessen, ist lächerlich, an der Seepromenade in Luzern hat es viel mehr Leute.»

Filip Bobinac ist Gastgeber des Restaurants Fronalpstock. Er kann die vom Bund angeordnete Terrassenschliessung nicht nachvollziehen:

«Es ist tragisch, denn unser Schutzkonzept hat gut funktioniert.»

Alle Gäste müssen sich mit einem QR-Code registrieren. Wer kein Handy hat, kann seine Kontaktdaten auf einem Zettel hinterlassen, erklärt Bobinac. Zudem sind die Tische mit Plexiglaswänden abgetrennt.

Für Bobinac ist klar, dass bei geschlossener Terrasse keine Ordnung mehr herrschen werde. Im Gegensatz zu den Städten gebe es auf dem Gipfel des Fronalpstocks nicht ausreichend Bänke. «Die Leute sitzen dementsprechend in grösseren Gruppen zusammen im Schnee vor dem Restaurant», sagt der Gastronom. Sie würden mit dem Essen in der Hand keine weiten Strecken auf den Skis zurücklegen können.

Auch aus finanzieller Sicht sei die Terrassenschliessung eine zusätzliche Last: «In den letzten drei Wochen hatten wir Wetterglück und konnten dank der offenen Terrasse immerhin einen Drittel des eigentlichen Umsatzes machen.» Wenn die Gäste keine Sitzgelegenheit mehr haben, dann würden sie auch weniger konsumieren. Der Gastgeber des Restaurants Fronalpstock schaut dennoch optimistisch in die Zukunft – er hoffe auf einen guten Sommer.

Ein Tag mit guten Besucherzahlen

Der heutige Sonntag lockte zahlreiche Wintersportler auf den Stoos. Sandro Widmer, Geschäftsführer von Stoos-Muotatal Tourismus, sagt auf Anfrage: «Wir hatten heute gute Besucherzahlen wie schon den ganzen Februar.» Das hohe Besucheraufkommen sei auf das schöne Wetter und die guten Schneeverhältnisse zurückzuführen. Zu der Terrassenschliessung sagt Widmer:

«Wir sind dankbar, dass wir die Terrassen ein paar Wochen offen haben durften.»

Jetzt hoffe er, dass sich die Pandemie so entwickle, dass am 22. März wieder geöffnet werden kann.

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