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Schwyz

Waffenarsenal bei Polizeimitarbeiter ausgehoben

Happige Vorwürfe an den Logistikchef der Kantonspolizei Schwyz. Er soll im Darknet im grossen Stil Schusswaffen verkauft haben. Die Bundesanwaltschaft ermittelt. Seinen Job ist er los. Das berichtet der Tages-Anzeiger.
Unter anderem sollen Pistolen wie diese Ceska CZ 83 zum Verkauf angeboten worden sein.
Bild: Wiki

Laut dem «Tagi» sei das Haus des Chefs Logistik in Einsiedeln im Februar durchsucht worden. Dabei habe die Bundeskriminalpolizei viele Waffen sichergestellt. Ein Fahrzeug habe zum Abtransport nicht gereicht, so der Tages-Anzeiger.

Im Zuge von internen Ermittlungen habe man Unregelmässigkeiten bei der Materialbeschaffung festgestellt und den Mann im April fristlos entlassen, sagte ein Sprecher der Kantonspolizei Schwyz und bestätigte die Meldung. Der ehemalige Logistik-Chef wurde wegen ungetreuer Amtsführung im Zusammenhang mit Munitionsbestellungen angezeigt.

Der Logistikchef sei für Beschaffungen aller Art zuständig gewesen – vom Hosenknopf bis zum Büropult, erklärte der Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur SDA weiter. Auch die Munitionseinkäufe und Waffenbeschaffung für die Kantonspolizei fielen in seine Zuständigkeiten. Bis jetzt habe man keine Kenntnis davon, dass auch Corpswaffen betroffen seien.

Bei Ermittlungen zu Münchner Amoklauf auf Schweizer gestossen

Auf die Schliche kam man dem Schwyzer Polizeimitarbeiter anscheinend im Zuge der Ermittlungen nach dem tödlichen Amoklauf in München vor zwei Jahren. Damals stiessen die Ermittler im Darknet auf ein Dealer-Duo, das massenhaft Schusswaffen angeboten hatte, von Pistolen bis hin zu einem Scharfschützengewehr. Ein Teil dieses Duos soll der Polizeimitarbeiter aus Einsiedeln gewesen sein.

Die Bundesanwaltschaft stehe in Kontakt mit den deutschen Strafverfolgungsbehörden, die in diesem Zusammenhang ein Rechtshilfebegehren an die Schweiz gerichtet hatten. Laut dem Zeitungsbericht war der Beschuldigte in jenem Internet-Waffenforum aktiv, aus dem die Tatwaffe für den Amoklauf beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum im Jahr 2016 stammt.

Ein 18-jähriger Attentäter erschoss damals neun Menschen und sich selbst. Die Tatwaffe des Münchner Amoklaufes stamme gemäss Ermittlungsergebnissen jedoch nicht aus der Schweiz und sei nicht vom in der Schweiz Beschuldigten geliefert worden, hält die Bundesanwaltschaft fest.

Die Kantonspolizei Schwyz stellte ihren Mitarbeiter nach der Verhaftung durch die Bundeskriminalpolizei im Februar zunächst frei. Die Bundeskriminalpolizei hatte den Schweizer damals festgenommen wegen des Verdachts, an illegalem Waffen- und Munitionshandel im Internet beteiligt gewesen zu sein.

Es fanden verschiedene Hausdurchsuchungen der Bundesanwaltschaft mit Unterstützung des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) sowie der Kantonspolizei Zürich statt. Später entliess die Kantonspolizei Schwyz ihren Logistikchef fristlos. Der Entlassene war weder teil des Polizeikorps noch in einer Kaderposition tätig. Seine Stelle sei inzwischen bereits wieder besetzt.

Das Verfahren gegen den früheren Logistikchef indessen läuft noch. Zuständig ist die Bundesanwaltschaft. Diese bestätigte auf Anfrage, dass der Beschuldigte mittlerweile wieder auf freiem Fuss sei. Es bestehe keine Verdunkelungs- oder Fluchtgefahr. Gegen ihn sei ein Strafverfahren hängig wegen Waffenverkäufen, die er zusammen mit einem in Deutschland Beschuldigten begangen haben soll, und der Weitergabe von polizeiinternen Informationen.

Konkret lauten die Vorwürfe: Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz, Widerhandlung gegen das Waffengesetz, Begünstigung und Verletzung des Amtsgeheimnisses. Es gilt die Unschuldsvermutung. red/sda

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