Charly Keiser
Das MS Schwan wird heuer 100 Jahre alt. «Das behaupten wir zumindest», sagt Jost Windlin, Präsident der Gönnervereinigung Verein MS Schwan. Es gebe Grund zu dieser Annahme. Denn das damals ein paar Jahre alte Schiff sei 1922 von einer Delegation des Kurvereins Oberägeri in Hamburg gekauft worden und 1923 auf den Ägerisee gekommen. Zuvor habe es wohl im Brackwasser der Elbe und der Nordsee im Einsatz gestanden gehabt. Bis heute wisse man nicht ganz genau, wann es gebaut worden sei. Dies, weil das Archiv und die Unterlagen der Erbauerin, der Werft Breuning & Söhne in Wilhelmsburg bei Hamburg, im Krieg zerstört worden seien. «Doch das alles lässt den Schluss zu, dass unser ‹Schwan› mindestens 98 bis 102 Jahre alt ist», so Windlin.
Mit der nun offiziellen Hundertjahrfeier will der Verein einen weiteren Schritt zum langfristigen Erhalt des Schiffs tun. So sollen zu den momentan 130 Mitgliedern des Vereins 25 neue dazukommen, sagt Windlin. «Dank diesem Zuwachs kommen wir auf jährliche Vereinseinnahmen von rund 30000 Franken, womit wir den Unterhalt und die von Zeit zu Zeit notwendigen Erneuerungen finanzieren können.» Weiter will man das MS Schwan einem breiteren Publikum bekannt machen und offeriert darum am Tag der Schweizer Schifffahrt, 6. Mai, hundert Freifahrten.
Bewegte Vergangenheit
Das MS Schwan hat eine bewegte Vergangenheit, wie Windlin ausführt. Denn nur bis 1929 fuhr das Schiff als MS Morgarten auf dem Ägerisee. Die Schiffsgesellschaft Ägerisee wurde nach vier Jahren Existenz und gleich vielen Defizitabschlüssen aufgelöst. Die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) und Betreiberin der Thunersee-Schifffahrt kaufte das MS Morgarten und verlängerte das Schiff um 2,8 Meter. 1949 platzierte die BLS das Schiff auf dem Brienzersee und benannte es in MS Harder um.
Die Zugerland Verkehrsbetriebe kauften im Jahr 2001 das ausrangierte Schiff für ihre Schifffahrtsgesellschaft. Mit der Unterstützung des Orion-Clubs – Liebhaber von Erinnerungsstücken des zugerischen Verkehrswesens – wurde es wieder fahrbar gemacht und in Anlehnung an die alte «Zugersee-Schwan» auf MS Schwan umgetauft.
300000 Franken von privater Seite
Am 6. August 2013 sank das ehemalige MS Schwan bei einem gewaltigen Sturm im Hafen von Zug. Der Verein MS Schwan finanzierte mit Unterstützung des Lotteriefonds des Kantons Zug und Zuschüssen von Gemeinden die umfangreichen Renovationsarbeiten. 300 000 der 500 000 notwendigen Franken sammelte und erbettelte der Verein von Privaten. Das Schiff gehört noch immer der Schifffahrtsgesellschaft Zug, die schiffs-agentur.ch GmbH betreibt das MS Schwan, und der Verein ist für den Unterhalt zuständig. Dessen Präsident Jost Windlin habe ein ganz besonderes Verhältnis zum MS Schwan, verrät Vereinsvizepräsident Ueli Moser. «Er hat seiner Frau auf dem Schiff den Heiratsantrag gemacht. Darum setzte er sich auch mit Herzblut für den Schwan ein.»