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Gemeinsam sind wir stark

Am gemütlichen 1.-Mai-Znacht in Goldau durfte ich Nico Lutz von der Unia kennenlernen. Er berichtete über die Lohnverhandlungen im Baugewerbe und über die Arbeit der Gewerkschaften im Allgemeinen. Dabei sagte er etwas, was bei mir hängen geblieben ist: «Gemeinsam sind wir stark.» Es sind ganz banale Worte, und trotzdem beschäftigen sie mich noch immer.

Woran denken Sie, wenn Sie an den Staat denken? An die jährliche Steuererklärung? An Gerichte, Parlament und Regierung? An eine Institution, die Strassen baut und Schulen betreibt? Wenn ich an den Staat denke, dann denke ich an unsere Gesellschaft und all die Menschen, die sich entschieden haben, sich miteinander zu organisieren, weil sie wissen, dass sie allein nicht weiterkommen. Wir sind alle Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Nicht jede von uns kann ein Haus bauen oder medizinische Forschung betreiben. Aber wenn wir uns zusammenschliessen, dann können wir unsere Ressourcen und Kompetenzen besser nutzen und voneinander profitieren.

Vieles in unserem Staat beruht ebenfalls auf dieser Solidarität. Zum Beispiel die AHV oder die Arbeitslosenversicherung. Wir sichern uns mit diesen Instrumenten gegenseitig ab und sind auch selbst geschützt. Denn manchmal hält das Leben böse Überraschungen für uns bereit. Allein könnten wir uns solche Versicherungen nicht leisten, aber gemeinsam können wir dafür haften, und schliesslich profitieren wir alle davon.

Die grösste gemeinsame Errungenschaft ist unsere Demokratie. Nicht nur eine Person entscheidet, sondern wir alle gemeinsam. Von uns gewählte Personen vertreten unsere Anliegen, und bei Abstimmungen können wir an der Urne entscheiden, was in unserem Land geschieht, welche Beziehungen wir zum Ausland pflegen, welche Regeln für die Wirtschaft gelten und vieles mehr.

Andererseits erleben wir immer wieder, dass diese gemeinschaftlichen und solidarischen Institutionen infrage gestellt und sogar angegriffen werden. Einzelpersonen oder kleine Gruppierungen versuchen durch Kampagnen, Einfluss zu nehmen oder einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben. Sie weisen dabei stets auf unsere Differenzen hin, statt auf all das, was uns verbindet. Dabei vergessen sie, dass sie selbst auch Teil dieses Staates und unserer Gesellschaft sind. Selbstverständlich ist nicht jede Person mit jeder Regel einverstanden, aber wir haben die Gewissheit, dass diese Regeln unserer eigenen Beteiligung entstammen, weil wir mitbestimmen konnten und können. Diese Rechtssicherheit ist ein besonderes Gut, und es ist unsere Pflicht, sie zu bewahren.

Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir müssen zusammenhalten, einander zuhören und miteinander Lösungen für aktuelle Probleme finden. Unsere Geschichte beweist, dass Solidarität und Zusammenhalt das Rezept zum Erfolg sind. Dadurch ist unser Land zu einem der lebenswertesten Länder geworden, in dem wir frei und sicher sind. Die Schweiz lebt von der Vielfalt ihrer Kantone, ihrer Sprachen, all den Menschen, die hier leben und arbeiten. Allein kommt der Mensch nicht weit, aber gemeinsam sind wir stark.

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