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Bürokratie allenthalben

Bild: Picasa

Allerorts beklagen wir uns über die zunehmende Regulierung und ständig neue Vorschriften. Dabei ist die wuchernde Bürokratie keineswegs nur ein Problem des Staates, sondern sie greift immer stärker auch in der Privatwirtschaft um sich.

Wir kennen es aus unserer eigenen Tätigkeit: Statt Verantwortung und Entscheidungsfreude zu fördern, werden Entscheide lieber vertagt oder in «Expertenrunden» sowie stundenlangen Sitzungen zerredet und administriert. Man überbietet sich gegenseitig in der Umschreibung vermeintlicher Probleme.

Regulierung ist ein gut funktionierendes Perpetuum mobile. Irgendein Versagen oder Fehler, der für Aufregung sorgt – und schon finden sich Politiker, die nach neuen Regeln suchen. Dabei beklagen sie unter dem Jahr immer, dass es davon schon zu viele gebe. Auch Verbände, die in der Verteidigung ihrer Partikularinteressen neue Standards setzen wollen, regulieren gerne munter mit. Stichworte wie Erhöhung der «Sicherheit» oder der «Qualität» sind willkommene Begründungen für neue Normen.

Und so folgt auf jede Krise eine Analyse, deren Ergebnis aber schon feststeht. Es braucht endlich eine neue Regelung. Das Muster ist stets das Gleiche und lässt sich wie folgt beschreiben: Vorfall, Empörung, Gesetz, Verordnung. Panne, Qualitätssicherung, Gesetz, Verordnung. Innovation, Ruf nach gleich langen Spiessen, Gesetz, Verordnung.

Für sich genommen verspricht jede neue Regulierung einen Nutzen und verschafft Sicherheit. In ihrer Summe hingegen erdrücken die Flut an Vorschriften und der selbst gemachte Regulierungswahn Eigenverantwortung und Innovation. Verträge, die einst zwei oder drei Seiten umfassten, sind heute zehnmal so umfangreich. Weniger Gerichtsfälle gibt es trotzdem nicht.

Wer den Glauben an den mündigen Bürger durch einschnürende Regularien, Checklisten und ein Dickicht an Formularen ersetzt, untergräbt schleichend Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und Motivation. Wer jedes mögliche Risiko durch Regeln und staatliche Leistungen absichern will, hemmt die Leistungsbereitschaft und züchtet die grassierende Vorstellung eines Staates als allumsorgende Gouvernante und All-inclusive-Versicherung.

Wir sollten uns orientieren am Leitbild des mündigen, eigenverantwortlichen und aus sich selbst heraus solidarisch handelnden Bürgers. Aufgabe des Staates ist nicht die Rundumbetreuung. Aufgabe des Staates ist das Setzen von Rahmenbedingungen zur Entfaltung einer aktiven Bürgergesellschaft, so wie es Ludwig Erhard 1957 in seinem Buch «Wohlstand für alle» geschrieben hat: «Ich will mich aus eigener Kraft bewähren. Ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, ich will für mein Schicksal selbst verantwortlich sein. Sorge du, Staat, dafür, dass ich hierzu in der Lage bin.»

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