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50+: Die Antwort auf den Fachkräftemangel?

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Fachkräftemangel zieht sich durch alle Branchen. Seit Beginn der Datenerhebungen gab es im Mai 2022 schweizweit erstmals mehr offene Stellen als arbeitslose Personen. Eine Rekrutierungswelle im nahen deutschsprachigen Ausland ist wohl auch nicht mehr wahrscheinlich. Denn die Firmen in Süddeutschland und in Österreich sind erfolgreich unterwegs und behalten «ihre» Fachleute selbst.

Die Demografie hinterlässt Spuren in unserer Wirtschaft: Immer mehr Alte – immer weniger Junge. Und die Immigration – wie schon gesagt – hilft den Firmen im Kanton Schwyz auch nicht mehr. Guter Rat muss aber nicht teuer sein. Ein Ansatz ist: Warum in die Ferne schweifen? Warum nicht mit dem Holz schnitzen, das in unseren Wäldern wächst? Der Verein Netzwerk Arbeit Kanton Schwyz hat den Ball aufgenommen und sich durch Fachleute informieren lassen. Spannend, was da abgeht.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband hat die Zeichen der Zeit erkannt und lancierte ein Projekt mit dem Namen «focus 50+». Er will die Arbeitsmarktfähigkeit von älteren Mitarbeitenden aufzeigen und Anreize für eine Weiterarbeit über das ordentliche Pensionsalter schaffen.

Auch Robert Heinzer, der Personalchef von Victorinox, will Mitarbeitende über 50 langfristig in der Arbeitswelt behalten. Weiterbildung – besonders im Bereich der Digitalisierung der Arbeitswelt –, beidseitige Flexibilität und eine offene Kommunikationskultur sind beim Schwyzer Vorzeigeunternehmen die Grundlage dafür.

Bund und Kantone unterstützen neu die kostenlose Standortbestimmung, die Potenzialabklärung und die Laufbahnberatung für Personen über 40 Jahre – so zum Beispiel auch im Kanton Schwyz mit dem Programm viamia. Zudem werden für Berufsabschlüsse von Erwachsenen Bildungsleistungen anerkannt, welche früher nicht anerkannt wurden. Das arbeitsmarktliche und bildungspolitische Ziel ist klar: 50+ ausbilden, weiterbilden, motivieren, befähigen.

Mit der Volksabstimmung zu AHV 21 hat das Volk im September die Pensionierungsregeln bei der AHV, aber auch in der 2. Säule massiv flexibilisiert: Ab 2024 können beide Geschlechter zwischen 63 und 70 Jahren völlig individuell entscheiden, ob und wann sie eine ganze oder eine Teilrente beziehen wollen. «65» wird so langfristig nicht mehr zum beruflichen Verfalldatum. Flexible Sozialwerke ermöglichen in der Schweiz eine flexible Wirtschaft.

Auch der Schwyzer Kantonsrat hat dies erkannt. Das nigelnagelneue Personalgesetz, das ab Anfang 2023 gilt, lässt ein Engagement von Kantonsangestellten bis 67 Jahre zu – mit der Zustimmung des Arbeitgebers sogar bis 70 Jahre. Dies wird wohl nicht die Regel werden, der politische Entscheid ist aber ein klares Zeichen für mehr Flexibilität auf beiden Seiten. Im Einzelfall stimmt es und klappt es. Probieren geht über Studieren, so das Sprichwort.

Meine Meinung ist: Jammern wegen Fachkräftemangel hilft nicht. Handeln hilft. Warum nicht den Ansatz 50+ ausprobieren?

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