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Kommentar zum SP-Ticket

Zwei Frauen, kein Jositsch: Auf Umwegen zum richtigen Entscheid

Ein Zweierticket nur mit Frauen soll es bei der SP sein. Die Fraktion hat sich klar gegen eine Männerkandidatur und ein Dreierticket entschieden. Das Parlament soll am 7. Dezember also zwischen zwei Frauen auswählen. Wen die Fraktion von den bisher drei Kandidatinnen nominiert, entscheidet sie in einer Woche.

Er kann nicht kandidieren, weil die SP-Fraktion eine Frau will: Daniel Jositsch, Zürcher SP-Ständerat. 
Bild: Bild: Peter Klaunzer/ KEYSTONE

Der grosse Leidtragende des Ticketentscheids ist Ständerat Daniel Jositsch, der es schlecht verbergen konnte, wie unbedingt er Bundesrat werden will. Doch seine Kandidatur grenzte an Zwängerei. Der profilierte Rechtsprofessor sendete mehrere Signale aus, die nicht nur bei Sympathisanten der Partei, sondern auch bei Frauen auf Unverständnis stiessen.

Erstens stellen sich drei Frauen zur Wahl, die mehr Politerfahrung mitbringen als Jositsch. Wieso genau ist er der bessere, der zwingende Kandidat? Darauf gibt es keine befriedigende Antwort. Zweitens mag er ein Ohr für bürgerliche Anliegen haben. Doch auch Evi Allemann (BE) und Eva Herzog (BS) sind Teil der wirtschaftsnahen Reformplattform. Herzog vertritt die Interessen des Industriestandorts Basel mit grossem Selbstbewusstsein, auch mal gegen den Willen der Partei. Worin liegt also der Vorteil Jositsch? Dass er ein Zürcher ist?

Es scheint einzig auf ein Argument hinauszulaufen: Vorteil Mann. Darum ist es richtig und wichtig, wie die SP entschieden hat. Sie lässt nichts anbrennen und will auch künftig, dass in der Regierung Frauen ebenbürtig vertreten sind. Hätten die Sozialdemokraten eine Männerkandidatur zugelassen und die Wahl eines zweiten Mannes riskiert: Die Häme wäre ihnen sicher gewesen. Die Partei, die als erste gemischte Wahllisten einführte, die Frauen in der Politik seit Jahren aktiv fördert, diese Partei kann und darf nicht mit zwei Bundesräten in der Regierung vertreten sein. Die Glaubwürdigkeit der SP-Gleichstellungspolitik hätte üble Kratzer davon getragen.

Nun hat die Partei die Kurve noch gekriegt. Fraktionschef Roger Nordmann sagte unmissverständlich, es sei zwar 1,5 Stunden diskutiert worden, doch der Willen der Partei sei klar: Es braucht eine Frauenvertretung. Und Jositsch? Der hat sich ins Abseits manövriert: Als Mann in dieser Situation eine Diskriminierungsdebatte vom Zaun zu reissen, ist nicht nur peinlich.

Die ganze Polemik schadete auch der Partei. Jositsch nimmt es vorderhand sportlich. Schliesslich geht es ihm, wie so vielen prominenten Bundesratsanwärtern vor ihm, die entweder die falsche Muttersprache sprechen (Urs Schwaller, CVP), das falsche Geschlecht haben (Francis Matthey, SP), keine Tessiner Wurzeln haben (Isabelle Moret und Pierre Maudet) oder sich nicht gegen die allzu starke Konkurrenz durchsetzen können, wie sich das aktuell in der SVP mit Favorit Albert Rösti abzeichnet.

Auch das gehört zu Bundesratswahlen dazu: Die Konstellation der Regierung spielt mit, die kann sich vorher keiner aussuchen. Jositsch soll sich derweil über die starken Frauen in der Partei freuen.