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Credit Suisse-Prognose

Zuwanderung und Vollbeschäftigung schützen Haushalte vor Kaufkraftverlust

Während die Schweizer Exportindustrie die Rezession im Euroraum bereits zu spüren bekommt, bleiben die Haushalte hierzulande davon noch verschont. Grund: Der gut laufende Arbeitsmarkt.

Hoher Energieverbrauch: Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie steht laut Credit Suisse vor Herausforderungen. (Archiv)
Bild: Keystone

Während die Credit Suisse (CS) in ihrem am Dienstag veröffentlichten Monitor Schweiz für den Euroraum von einer Rezession spricht, sagt die Grossbank der Schweiz vorerst nur eine Verlangsamung des Wachstums der Wirtschaft voraus. Noch keine Schrumpfung. Sprich: Geht es nach den CS-Ökonomen, wird das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr hierzulande noch 2,5 Prozent betragen, 2023 dann nur noch 1 Prozent.

Das sind etwas schlechtere Prognosen als noch beim letzten Monitor Schweiz im Juni. Dieser sah damals für 2022 ein ausserordentliches Wachstum von 2,5 Prozent vor und für kommendes Jahr dann eines von 1,6 Prozent. «Die gute Arbeitsmarktlage mildert die bremsende Wirkung der Energiekrise auf die Schweizer Haushalte», schreibt die Credit Suisse in einer Mitteilung zu ihrer jüngsten Wirtschaftsprognose.

Vollbeschäftigung und Zuwanderung stützt Konsum

Dank der herrschenden Vollbeschäftigung sei die Erwerbssituation der Haushalte trotz Konjunktursorgen intakt. Und damit auch der Konsum. Auch die Inflation schmälere die Kaufkraft nicht: Die Summe der ausbezahlten Löhne sei im ersten Halbjahr 2022 mit 6,3 Prozent nämlich deutlich stärker angestiegen als die Teuerung (2,5 Prozent), so die CS-Ökonomen. Weiter gestützt werde das Konsumwachstum hierzulande durch die wieder beschleunigte Zuwanderung.

Das Risiko eine Lohn-Preis-Spirale ist nach Einschätzung der CS-Ökonomen gering. «Das Potenzial für die anstehende Lohnrunde scheint begrenzt zu sein», heisst es in der Mitteilung. Es bestehe eine generelle Zurückhaltung bei den Lohnforderungen: «Die Beschäftigen scheinen dazu bereit, kurzfristig auf maximale Lohnerhöhungen zu verzichten, um das Risiko einer Erwerbslosigkeit zu reduzieren und den Wohlstand langfristig zu sichern», schreibt die CS: «Diese Weitsicht zahlt sich für die Beschäftigten aus.»

Unternehmen kommen mit dem starken Franken zurecht

Die Ökonomen der Credit Suisse gehen in ihrer Prognose derzeit davon aus, dass die Schweiz für die aktuelle Energiekrise weniger anfällig ist als ihre Nachbarstaaten und Rationierungen vermieden werden können. In einzelnen energieintensiven Sektoren wie der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sowie der Chemiebranche könne es aber durchaus auch zu Produktionseinstellungen kommen, so die Prognose. Diese fällt damit deutlich milder aus als die derzeitige politische Debatte.

Zugleich würden diese MEME- und Chemie-Branche aufgrund des starken Frankens mit einer geringeren Nachfrage aus dem Ausland leben lernen müssen. Insgesamt dürfte die Exportindustrie laut CS jedoch gut mit dem inzwischen deutlich stärkeren Franken als noch vor Ausbruchs des Ukraine-Kriegs und der in der Folge verstärkt eingesetzten Energiedebatte zurechtkommen. Dies wegen der hierzulande deutlich tieferen Inflation im Verglelich zum EU-Raum aber auch beispielsweise den USA.