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Fussball WM

Zürich verbietet Public Viewings in letzter Minute – die Veranstalter sind entsetzt

Der Zürcher Gemeinderat hat Mittwochabend entschieden, dass er kein Public Viewing auf öffentlichem Grund haben will. Für die Veranstalter des einzigen Public Viewings der Stadt eine Katastrophe.

So wird es dieses Jahr in Zürich garantiert nicht aussehen.
Bild: Keystone

Der Zürcher Gemeinderat will keine Public Viewings auf öffentlichem Grund. Vier Tage vor Anpfiff stimmten 79 von 125 Ratsmitglieder einem Postulat von Mischa Schiwow von der Alternativen Liste (AL) zu. Der Vorstoss fordert, dass die Stadt Zürich von Public Viewings auf öffentlichem Grund absehen solle. Aus Protest.

Viele Public Viewings zur WM hätte es in der Stadt Zürich nicht gegeben. Das nasskalte Novemberwetter wirkte für potenzielle Veranstalter abschreckend. Eines war jedoch geplant, auf dem Gustav-Gull-Platz bei der Europaallee. Doch seit Mittwochabend ist auch dieses gestrichen.

Das Postulat hat zwar keinen verbindlichen Charakter. Trotzdem entschied das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich nach der Abstimmung, dem einzigen Public Viewing auf öffentlichem Grund keine Bewilligung zu erteilen. Das Sicherheitsdepartement hatte mit dem Bewilligungsentscheid bis zur Gemeinderatssitzung abgewartet.

50’000 Franken Schaden

Die Organisatoren reagierten konsterniert auf den Entscheid. Die zwei jungen Männer aus Wettingen planten auf dem Gustav-Gull-Platz seit Monaten ein Public Viewing mit Zelt, Grossleinwand und Streetfood für 800 Leute. Sie sagten g egenüber der NZZ , dass sie stets in Kontakt standen mit den Behörden. Sie seien jedoch nie darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Anlass womöglich nicht bewilligt werden könnte.

Die Absage so kurz vor WM-Start käme den beiden teuer zu stehen. Bis zu 50 Prozent hätten sie bereits Lieferanten anzahlen müssen. Sie schätzen den Verlust auf bis zu 50’000 Franken.

Um auf die Menschenrechtssituation in Katar aufmerksam zu machen, hätten sie während den Halbzeitpausen sogar Werbung für Amnesty International machen wollen. Eine Sprecherin der NGO bestätigte den Kontakt zu den Organisatoren. Doch, vergebens.

Gegenüber der NZZ verteidigte sich das Zürcher Sicherheitsdepartement. Es erzählte eine etwas andere Geschichte: Es habe im Sommer einen kurzen Kontakt gegeben, danach nie wieder. «Es gab nie, weder mündlich noch schriftlich, eine Zusage für eine Bewilligung.» Ausserdem sei das Gesuch erst am 03. November eingegangen.

Kritik von FDP und SVP

Im Gemeinderat sorgte der Entscheid auch für Kritik. Stephan Iten (SVP) beanstandete, Rot-Grün wolle der Bevölkerung alles verbieten, was Spass mache, ohne dass ein Verbot einen Effekt hätte. FDP-Gemeinderat Michael Schmid gab zu bedenken, dass das Postulat zwölf Jahre nach der WM-Vergabe an Katar und weniger als hundert Stunden vor dem Anpfiff in den Rat komme.

AL-Gemeinderat Mischa Schiwow sagte im Rat, dass die Zürcher Politik nicht schweigen könne. Immerhin habe die Fifa hier ihren Hauptsitz. Dass die kurzfristige Absage für die Organisatoren schwierig ist, könne er zwar nachvollziehen, sagte er der NZZ. Man hätte das Postulat früher einreichen sollen. und natürlich gehe es um Symbolpolitik, aber man müsse verhindern, dass die Katar-WM in Zürich auf öffentlichem Grund propagiert werde.