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USA

«Wir haben noch nie eine solche Flut gesehen»: Hurrikan «Ian» richtet in Florida historische Schäden an

Der Wirbelsturm «Ian» zog mit einer enormen Zerstörungswut über den US-Bundesstaat Florida. Über die Zahl der getöteten oder verletzten Menschen herrschte am Donnerstag noch Unklarheit.

Ein zerstörtes Quartier in Fort Myers Beach im Verwaltungsbezirk Lee County (Florida), am Tag nachdem Hurrikan «Ian» über die Westküste des US-Bundesstaates zog.
Bild: Wilfredo Lee / AP

Normalerweise beginnt am Tag nach dem grossen Sturm das grosse Aufräumen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis riet am Donnerstag aber die Bevölkerung des «Sunshine State» dazu auf, ihre Unterkünfte vorderhand nicht zu verlassen.

Die historische Flutwelle, die Hurrikan «Ian» verursacht habe, sei weiterhin lebensgefährlich, sagte der Republikaner – auch wenn der Wirbelsturm, der sich am Donnerstag an der Ostküste Floridas auf dem Weg nach South Carolina befand, zwischenzeitlich von den Meteorologen des National Hurricane Center auf die Kategorie 1 zurückgestuft worden war. «Wir haben noch nie eine solche Flut gesehen», sagte DeSantis.

In der Tat: Grosse Teile der Verwaltungsbezirke Lee County und Charlotte County standen am Donnerstag immer noch unter Wasser. Viele Menschen sagten, sie seien von den Fluten überrascht worden. In Städten wie Fort Myers oder Port Charlotte versuchten erste Rettungskräfte, sich Zugang zu den am stärksten betroffenen Wohnvierteln zu verschaffen.

Auch im Grossraum Orlando, normalerweise drei Autostunden von Fort Myers entfernt, sorgten Sturmwinde und Starkregen für grossflächige Überschwemmungen. Mehr als 2,5 Millionen Haushaltungen waren von der Stromversorgung abgeschnitten; zahlreiche wichtige Strassenverbindungen, zum Beispiel die einzige Brücke auf die Ferieninsel Sanibel, waren zerstört. Lokale Behörden sagten, es werde Monate oder gar Jahre dauern, um die Schäden zu beheben, die der Wirbelsturm angerichtet habe.

Ein Bild, das in der Nacht auf Donnerstag geschossen wurde, zeigt die zerstörte Strassenverbindung auf die Ferieninsel Sanibel im Verwaltungsbezirk Lee County (Florida).
Bild: Douglas R. Clifford / AP

Für Aufregung sorgte am Donnerstag die Aussage des Sheriffs von Lee County, der während eines Telefongesprächs mit der Fernsehsendung «Good Morning America» von «Hunderten Todesfällen» in seinem Verwaltungsbezirk sprach. Sheriff Carmine Marceno, ein Republikaner, sagte weiter: Tausende von Menschen würden weiter auf die Rettungskräfte warten.

Marceno gab vorerst nicht bekannt, auf welchen Zahlen diese Schätzungen beruhten. Gouverneur Ron DeSantis, ein Parteikollege des Sheriffs, sagte an einer Pressekonferenz, Marceno habe wohl über die Zahl der Notrufe gesprochen, und nicht über die Zahl der eigentlichen Opfer in Städten wie Fort Myers.

Mit dem Schrecken davon kam hingegen der Grossraum Tampa Bay. Weil der Hurrikan am Dienstag noch seinen Kurs geändert hatte, wurden die Metropolen Tampa und St. Petersburg vor Wind und Regen weitgehend verschont. Auch die befürchtete Flutwelle, die zwischenzeitlich auf 3 Meter geschätzt worden war, blieb aus. Der internationale Flughafen von Tampa kündigte an, dass der Flugbetrieb am Freitagmorgen wieder aufgenommen werde. Tampa International Airport wird auch von der Schweizer Ferien-Fluggesellschaft Edelweiss Air angeflogen.