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Hochschulen

Wer reich werden will, sollte in St.Gallen studieren

Abgänger von Schweizer Universitäten winken gute Jobs mit hohen Löhnen. Wer finanziell in die Champions League aufsteigen will, schreibt sich an der Universität St. Gallen ein. Auch die Universität Luzern mischt ganz vorne mit.

Leutturm bei Lohnperspektiven für Absolventen: Die Universität St. Gallen.
Bild: Bild: Benjamin Manser

Ab Montag kehrt Leben zurück in die Hörsäle und Seminarräume. Für rund 170’000 Studentinnen und Studenten beginnt an den Schweizer Universitäten das neue Semester. Fragen und Antworten zum Hochschulwesen.

1. Was kostet ein Studium?

Für Studierende betrugen die durchschnittlichen Semestergebühren im Jahr 2020 936 Franken. Für die Tertiärstufe – dazu gehören neben den Universitäten und den ETH auch die Fachhochschulen und die Pädagogischen Hochschulen – gibt die öffentliche Hand jährlich rund 9 Milliarden Franken aus, wie aus Daten des Bundesamtes für Statistik hervorgeht. An den Universitäten variieren die Kosten pro Student und Jahr je nach Fach zwischen 9000 und 55'000 Franken. Am oberen Ende der Skala befindet sich die Zahnmedizin. Finanziell der geringsten Aufwand resultiert bei Wirtschaftswissenschaftlern, Juristen und Sozialwissenschaftlern. Naturwissenschaftler sowie Maschinen- und Elektroingenieure liegen mit etwas mehr als 20'000 Franken dazwischen. Die Kantone gelten die Kosten für ihre Studenten, die ausserkantonal studieren, ab. Für Geistes- und Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Recht beträgt die Ausgleichssumme 9720 Franken pro Jahr und Student. Für Naturwissenschaften, technische Wissenschaften und Medizinstudien in den ersten zwei Jahren sind es 23'350 Franken. Für Medizinstudierende ab dem dritten Jahr können Standortkantone 46'700 Franken in Rechnung stellen.

2. Wie sind die Job- und Karriereaussichten?

Sehr gut. Fünf Jahre nach Masterabschluss besetzen 40 Prozent der Universitätsabsolventen eine Führungsfunktion, 13 Prozent sind selbstständig. Die Erwerbslosenquote (2,3 Prozent) liegt etwa halb so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung, am tiefsten liegt sie bei Absolventen und Absolventinnen der Universität St. Gallen.

3. Welche Studienfächer versprechen einen hohen Lohn?

Die Absolventenbefragungen zeigen: Fünf Jahre nach dem Master schwingen die Wirtschaftswissenschaftler mit einem Medianlohn von 108’000 Franken obenauf. Das heisst: Die eine Hälfte der Wirtschaftswissenschaftler verdient jährlich mehr, die andere Hälfte weniger als 108’000 Franken. Auf Rang zwei folgen die Mediziner mit 100'800 Franken. Geistes- und Sozialwissenschaftler bringen es auf 93'000 Franken. Historiker, Soziologen und Germanisten versauern entgegen entsprechenden Vorurteilen nicht in brotlosen Jobs.

4. An welcher Universität muss ich mich einschreiben, wenn ich Topverdiener werden will?

Unangefochten auf Platz eins liegt erwartungsgemäss die Universität St. Gallen. Fünf Jahre nach Masterabschluss beträgt der Medianlohn 117'000 Franken. Die HSG, wie sie im Volksmund genannt wird, gilt als Kaderschmiede der Wirtschaftselite und nimmt in internationalen Rankings regelmässig Spitzenpositionen ein. Viele HSG-Absolventen finden ein Auskommen bei Branchen mit hohen Salären, etwa in der Management- und Strategieberatung sowie bei Banken. Die Universität St. Gallen weist Studieninteressierte über verschiedene Kommunikationskanäle unter anderem auch auf die Arbeitsmarktchancen und Lohnaussichten hin. Laut Sprecherin Annkathrin Heidenreich erkundigen sich insbesondere Studierende aus dem Ausland über die ökonomischen Perspektiven eines HSG-Abschlusses, da für sie ein Studium in der Schweiz eine hohe Investition darstellt. Überlegungen zur Bildungsrendite schwingen also bei der Standortwahl mit.

Mit etwas mehr als 3200 Studierenden ist die Universität Luzern zwar klein. Bei den Löhnen aber spielen die Absolventen ganz vorne mit, direkt auf Rang zwei hinter St. Gallen. «Für uns ist das Ergebnis ein Indikator, dass die Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind», sagt Universitätssprecher Lukas Portmann. Die Universität werbe nicht mit den Löhnen, weise aber auf die guten Arbeitsmarktperspektiven ihrer Absolventen und Absolventinnen hin.

Lernen lohnt sich: Studiernende in der Bibliothek der Universität Luzern.
Bild: Bild: Manuela Jans-Koch

Erstaunen mag, dass Absolventen der ETH Zürich fünf Jahre nach Masterabschluss bezüglich Lohn bloss im Mittelfeld liegen, zumal seit Langem über fehlendem Nachwuchs in Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) geklagt wird. Naturwissenschaftler und Ingenieure verdienen auch weniger als Geisteswissenschaftler. Evelyne Kappel, Leiterin des ETH-Karrierezentrum, führt den Einkommensrückstand unter anderem darauf zurück, dass viele ETH-Masterabsolventen ein Doktorat anhängen. Auch biete die ETH Fachrichtungen wie Architektur an - ein Sektor, in dem Einstiegslöhne meist deutlich unter den anderen lägen.

Der Freiburger Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger erklärt sich die Zahlen so: Mint-Wissen sei weniger landesspezifisch, ETH-Ingenieure stünden stärker in Konkurrenz mit ausländischen Mitbewerbern. Juristen und Ökonomen hingegen hätten durch ihr spezifisches Wissen über die Schweiz einen Vorteil gegenüber Konkurrenz von aussen. Eichenberger ist sich sicher, dass sich die Löhne von «Mintlern» auch nach fünf Jahren schlechter entwickeln, denn: «Die teuren Exexutive-Master-of-Business-Administration-Lehrgänge sind voll von ‹Mintlern›, die festgestellt haben, dass sie bei Lohn und Karriere den Ökonomen und Juristen hintenanstehen.»

5. In welchen Fachrichtungen ist Teilzeitarbeit am stärksten verbreitet?

Bei den Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Nur 44,5 Prozent arbeiten 5 Jahre nach dem Master Vollzeit (90 bis 100 Prozent). Zum Vergleich: Knapp 70 Prozent der Juristen und Juristinnen stemmen ein Vollzeitpensum, bei den Medizinern sind es drei Viertel, bei den Ökonomen gar 85,7 Prozent. Der Hauptgrund für Teilzeitarbeit ist über alle Fachrichtungen hinweg der Wunsch nach Zeit für persönliche Interessen, gefolgt von Weiterbildung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.