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Energiekrise

Weniger Baden und Duschen: Jeder Zweite will im Ernstfall Energie sparen

Die drohende Energiekrise ist in der Bevölkerung angekommen. Die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer sind dem Energiesparen nicht abgeneigt – vor allem Frauen. Das zeigt eine Umfrage.

Um Energie zu sparen, wollen die Schweizerinnen und Schweizer aufs Duschen verzichten. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Eine drohende Energiemangellage respektive die Versorgungssicherheit beschäftigt die Schweizer Bevölkerung und rückt vermehrt in den Fokus. Nun zeigt sich, dass die Menschen durchaus bereit sind, ihren Beitrag zu leisten. So hätte jede zweite Person laut eigenen Angaben nach einem Aufruf der Behörden «eine hohe Bereitschaft», Energie zu sparen.

Frauen sind dabei mit 57 Prozent deutlich sparfreudiger als Männer (44 Prozent). Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts Link hervor. Lediglich bei 5 Prozent wäre diese Bereitschaft tief. Allerdings hat das Institut seine Studie bereits Ende August und damit noch vor dem Bekanntwerden der bundesrätlichen Pläne durchgeführt.

Weniger duschen, heizen und Geräte komplett vom Strom trennen

Die Schweizerinnen und Schweizer wären vor allem dazu bereit, weniger zu baden und zu duschen. Gemäss Umfrage tun dies 42 Prozent bereits, weitere 28 Prozent werden dies nach eigenen Angaben «sicher machen». Jeder fünfte kann sich das zumindest vorstellen. Die übrigen 8 Prozent wollen an ihren Gewohnheiten festhalten.

Auch dem Standby-Modus geht es an den Kragen: 37 Prozent der Befragten trennen ihre Geräte bereits komplett vom Strom, 31 Prozent wollen es tun. Zudem habe jeder Dritte fest eingeplant, im Winter weniger zu heizen, weitere 30 Prozent könnten es sich vorstellen und «27 Prozent tun es ohnehin schon». Ein Generator kommt dagegen nur den wenigsten ins Haus: 65 Prozent wollen sich keinen anschaffen.

Energiekrise wird stark wahrgenommen

Die Umfrage zeigt, dass in der Bevölkerung «eine starke Sensibilität» für das Thema herrscht – obwohl aktuell die Effekte noch wenig deutlich spürbar seien. Für 37 Prozent ist die Energiekrise beziehungsweise die Versorgungssicherheit ein «besorgniserregendes Thema». Noch mehr beschäftigen die Bevölkerung aktuell die Themen Umweltschutz/Klimawandel (53 Prozent) und der Ukraine-Krieg (46 Prozent). Trotzdem stufen nur 6 Prozent der Befragten die Energiekrise als «tendenziell nicht besorgniserregend» ein.

Gross ist die Sorge vor allem bei den älteren Menschen. Knapp die Hälfte der 60- bis 79-Jährigen stufen die Energiekrise als besorgniserregend ein. In den jüngeren Altersgruppen ist die Sorge etwas weniger stark, «doch auch hier deutlich vertreten», wie es weiter heisst. Bei den 15- bis 29-Jährigen bereitet der Umweltschutz/Klimawandel noch mehr Sorgen.

Solar und Wasser, aber keine AKW

Um der Krise zu begegnen, befürworten 75 Prozent der Bevölkerung den Neubau von grossflächigen Solaranlagen. 58 Prozent wollen neue Stauseen mit Wasserkraftwerken. Weniger populär sind dagegen neue Atomkraftwerke (24 Prozent) oder neue Gas-/Öl-Kraftwerke zur Stromproduktion (8 Prozent). Gemäss Link ist «auffallend», dass neue AKW bei Männern «deutlich mehr Zustimmung» finden als bei Frauen.

Link hat für die Studie vom 24. bis 30. August 1136 Interviews in der ganzen Schweiz geführt. Die Ergebnisse sind bevölkerungsrepräsentativ für die Deutsch- und Westschweiz sowie das Tessin. (abi)