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Vatikan vor Benedikt-Beisetzung

Nach drei Tagen der öffentlichen Aufbahrung von Benedikt XVI. hat der Vatikan die letzten Vorbereitungen für die Trauerfeier für den emeritierten Papst getroffen. Bevor der Deutsche am Mittwochabend in den Sarg gelegt werden sollte, kamen noch einmal Tausende Gläubige und viele Kirchenmänner in den Petersdom, um sich zu verabschieden. Aus Deutschland betete etwa der Kardinal und Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki vor dem Leichnam Benedikts. Der emeritierte Papst war ein grosser Förderer Woelkis.
Bild: Keystone/dpa/Michael Kappeler

Der seit Monaten heftig in der Kritik stehende Woelki gehört zu einer Delegation von knapp einem Dutzend Bischöfen aus Deutschland, die bei der Trauerfeier am Donnerstag auf dem Petersplatz dabei sind. An dem Requiem ab 9.30 Uhr nehmen darüber hinaus die Spitzen der deutschen Verfassungsorgane - darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - sowie einige weitere Staats- und Regierungschefs, Spitzenpolitiker, rund 3700 Priester sowie voraussichtlich mehrere Zehntausend Gläubige teil. Nach der öffentlichen Feier wird Benedikt in der päpstlichen Grotte unterhalb des Petersdoms unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt.

Papst Franziskus lobte seinen Vorgänger für dessen theologisches Werk. "Die Tiefe des Denkens Josephs, das auf der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern beruht, ist uns heute noch eine Hilfe", schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche im Vorwort eines bald erscheinenden Buches über Benedikts spirituelles Denken. Bei Benedikt seien "unaufhörliche Hingabe" und "ein erleuchtetes Lehramt" verschmolzen, schrieb der 86-Jährige. "Benedikt XVI. machte Theologie auf Knien", befand Franziskus, er habe sich Gott ganz hingegeben. "Wir danken Gott dafür, uns Benedikt XVI. geschenkt zu haben."

Bei der Generalaudienz am Mittwoch bezeichnete Franziskus den am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorbenen Papa Emeritus als "grossen Meister der Katechese", also Vermittler und Erklärer des christlichen Glaubens. "Sein scharfes und höfliches Denken war nicht selbstbezogen, sondern kirchlich, denn er wollte uns immer zur Begegnung mit Jesus begleiten", sagte Franziskus und zeigte sich verbunden mit den Menschen, die zu Benedikt in den Petersdom gingen.

Nachdem am Montag und Dienstag rund 135 000 Gläubige am Leichnam Benedikts vorbeigingen, berichtete die vatikanische Gendarmerie am Mittwochmittag von etwa 24 000 weiteren Menschen in der grossen Basilika. Benedikts langjähriger Sekretär und Vertrauter Georg Gänswein war auch vor dem Altarraum des Doms und begrüsste einige Geistliche, die nach Rom gekommen waren.

Für die Trauerfeier am Donnerstag sind in Rom rund 1000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Über dem Vatikan herrscht eine Flugverbotszone. Prognosen der Präfektur zufolge werden mehr als 60 000 Trauergäste erwartet. Die Zahl könnte allerdings deutlich höher werden, zumal auch in den Tagen der öffentlichen Aufbahrung fast doppelt so viele Menschen kamen wie vorhergesehen.

Für das historische Event - erstmals seit mehr als 200 Jahren wird ein amtierender Papst einen ehemaligen beerdigen - sind mehr als 1000 Medienvertreter akkreditiert. Im Jahr 1802 feierte Papst Pius VII. im Vatikan die Totenmesse für seinen Vorgänger Pius VI., der 1799 im Exil starb und erst später nach Rom gebracht wurde. (sda/dpa)