(wap) Beengte Wohnverhältnisse, keine Möglichkeiten, die Schutzmassnahmen einzuhalten und kaum Zugang zu medizinischen Untersuchungen: Diese Faktoren bringen laut einer Studie des Genfer Universitätsspitals und der Organisation «Ärzte ohne Grenzen» die Ärmsten der Genfer Gesellschaft in akute Gefahr. In der Pandemie seien sie viel stärker exponiert als die Normalbevölkerung: Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Virus in Kontakt zu kommen, sei bei ihnen bis zu 4,5 Mal höher als im Durchschnitt.
Insgesamt wurden 532 Personen im Kanton Genf befragt, davon waren 52 Prozent «Sans-Papier», also Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung. Viele trauten sich nicht, zum Arzt zu gehen, so die Studie. Die Autoren warnen nun davor, dass sich in ärmeren Bevölkerungskreisen Cluster bilden. 8,8 Prozent der Befragten hätten mit einem an Covid-19-Kranken oder jemandem mit verdächtigen Symptomen die Wohnung geteilt. Nur 26,1 Prozent der Personen mit Symptomen ging zum Test. Nur 58 Prozent der Kranken sahen sich in der Lage, die Schutzmassnahmen umzusetzen und sich zu isolieren.
Als Gründe nennt die Studie die wirtschaftlich prekäre Situation und mangelnden Versicherungsschutz. Die Betroffenen wollten sich testen lassen und sich gegebenenfalls in Isolation begeben, dies sei ihnen aber aus wirtschaftlichen Gründen oft nicht möglich.