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Gesundheit

Spitalwiedereintritte unter der Lupe

Werden Patienten nach einer Behandlung aus dem Spital entlassen, kommt es vor, dass sie kurze Zeit später noch einmal eingewiesen werden müssen. Dies ist gemäss einer Studie in immer mehr Schweizer Spitälern häufiger der Fall, als es zu erwarten wäre.
Es kommt vor, dass Patientinnen und Patienten kurz nach der Entlassung aus dem Spital wieder eintreten müssen. Eine Auswertung zeigt, dass dies in immer mehr Spitälern häufiger vorkommt, als statistisch zu erwarten wäre. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/GAETAN BALLY

In 47 von 196 untersuchten Schweizer Spitälern und Spitalstandorten gab es im Jahr 2016 mehr Wiedereintritte, als statistisch gesehen zu erwarten waren. Dies geht aus einer Auswertung des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) hervor, über die die "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche" berichteten. Im Vergleich mit dem Vorjahr befinden sich 29 Spitäler mehr ausserhalb der Norm.

Die Rehospitalisationsrate allein sagt noch wenig über die Behandlungsqualität einer Klinik aus. So hängt die Genesung etwa auch davon ab, wie gut die Nachversorgung beim Hausarzt ist oder wie genau sich die Patienten an ihre Therapie halten.

Vergleich zwischen Kliniken

Um einen direkten Vergleich zwischen Spitälern zu ermöglichen, wird das Verhältnis zwischen der zu erwartenden Rate an Wiedereintritten und der beobachteten Rate herangezogen. Dieses errechnet das Bundesamt für Statistik (BFS) aufgrund der Daten, die die Spitäler ihm melden, wie es in dem Bericht heisst. Dabei wird der Patientenmix mitberücksichtigt, da mehrfach Erkrankte beispielsweise ein höheres Risiko für eine Rehospitalisation haben als Patienten mit einer Sportverletzung.

Von den fünf Universitätsspitälern liegt das Verhältnis der Raten beim Berner Inselspital und beim Unispital Lausanne (CHUV) ausserhalb der Norm. Die Unikliniken in Basel und Genf arbeiten im grünen Bereich. Der Wert des Unispitals Zürich wurde wegen eines Problems mit den Daten nicht ausgewiesen.

Von den 79 regionalen Zentrumsspitälern weisen 23 eine höhere beobachtete als zu erwartende Rate auf. Betroffen sind unter anderen die Kantonsspitäler Baden AG, Liestal, Lugano TI, St. Gallen sowie Neuenburg und Sitten. Die nach Kliniken aufgeschlüsselten Resultate sind auf der Webseite www.anq.ch zugänglich.

In der Gruppe der Spitäler mit Grundversorgung weist zwar die Mehrheit ein zu hohes Verhältnis der Raten auf. Allerdings sind diese Werte teilweise nur knapp signifikant.

Kürzere Spitalaufenthalte

Die genauen Gründe für die vermehrten Wiedereintritte konnte die Studie nicht klären. Eine Rolle spielt die sinkende durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Spital. Da die Spitalaufenthalte aber seit Jahren kürzer werden, kann der Anstieg der vermeidbaren Wiedereintritte zwischen 2015 und 2016 nicht allein dadurch erklärt werden, wie es in der Auswertung heisst.

Patienten würden nicht grundsätzlich zu früh entlassen, heisst es in einem Kommentar der Inselgruppe auf einer interaktiven Grafik auf der Webseite des ANQ. Viele der Rehospitalisationen würden durch interne Verlegungen zwischen Spitälern der Gruppe verursacht, wenn etwa ein Patient aufgrund einer schweren Erkrankung ins Unispital überwiesen werde. Dies sei im Sinne der abgestuften Versorgung.

Der ANQ empfiehlt den Spitälern mit Wiedereintrittsraten über der Norm, die Fälle genauer zu analysieren. So sollten die Raten für einzelne Fachbereiche oder Diagnosegruppen untersucht werden. Daraus könnten dann wiederum Verbesserungsmassnahmen abgeleitet werden. (sda)