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Ukraine

Selenskyj veröffentlicht Reden als Buch

Im Kampf gegen Russland setzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj neben Waffen des Westens auf die Kraft des Wortes. Nun hat er besonders wichtige Reden für ein Buch ausgewählt. Das Buch erscheint am Montag auf deutsch.
Bild: KEYSTONE/DPA Deutsche Presse-Agentur GmbH/CHRISTOPHE GATEAU

Inmitten russischer Raketenangriffe setzt der 44-Jährige in seinem olivgrünen Outfit stets auch auf die Kraft des Wortes, um Solidarität mit seinem Land zu mobilisieren. 16 Reden hat der frühere Schauspieler, der schon vor seiner Wahl 2019 in seiner Rolle als Präsident in der Serie "Diener des Volkes" berühmt wurde, für das Buch ausgewählt.

Es ist nicht das erste Buch mit Reden von Selenskyj, aber laut Verlag das erste von ihm selbst. Es ist vor allem ein Appell an den Westen, angesichts zunehmender Auswirkungen des Krieges auch für die Menschen in der EU nicht nachzulassen bei der Unterstützung für die Ukraine.

"Werden Sie der Ukraine nicht überdrüssig. Lassen Sie nicht zu, dass unser Mut "aus der Mode kommt"", sagt Selenskyj im Buch. Die Ukraine zu unterstützen, sei "kein Trend, kein Meme oder Onlinehype".

Ob in seinen allabendlich in Kiew verbreiteten Videobotschaften oder in den Schalten in andere Teile der Welt: Selenskyj sorgt in dem seit mehr als neun Monaten dauernden Krieg stets dafür, dass das Land nicht in Vergessenheit gerät. Er fordert nicht nur immer neue Sanktionen gegen den "terroristischen Aggressorstaat" Russland.

Er betont vor allem stets aufs Neue das Recht auf eine freie Wahl des unabhängigen Landes, seine Zukunft selbst zu bestimmen - vor allem mit dem Ziel eines Beitritts zur Europäischen Union.

Gekürzte und überarbeitete Reden

Ausgewählt hat der Staatschef eher die gemässigten Reden, die überdies gekürzt und überarbeitet sind. Manche sind längst Zeitdokumente und haben zu einem Umdenken in den Gesellschaften geführt, wie Selenskyjs Rede am 17. März vor dem Bundestag.

Einen Mehrwert zu dem bereits Bekannten liefert das Buch kaum. In einem Vorwort zeigt der Journalist Arkady Ostrovsky, der für das Magazin "The Economist" arbeitet, grosse Bewunderung für Selenskyj. "Vielleicht fanden die Reden deshalb so starken Widerhall, weil Selenskyj eine Botschaft von solch grosser moralischer Klarheit und Kraft übermittelte, dass nur wenige gleichgültig blieben", schwärmt der in Russland geborene Autor.

Keine Zeit, Reden selbst zu schreiben

In einem Interview im Mai gemeinsam mit seiner Ehefrau Olena sagte er, dass es ihm persönlich wichtig sei, eigene Gedanken vorzutragen. Dabei sagte er auch: "Ich habe keine Zeit, die Texte für die Reden selbst zu schreiben." Das Kollektiv der Redenschreiber sei "nicht gross". Gewöhnlich seien das er und einer oder maximal zwei Personen.

Deutlich wird in der Abfolge der Reden im Buch aber, wie sich Selenskyjs Rhetorik im Lauf der Zeit wandelte: von jemandem, der 2019 gewählt wurde, um den seit 2014 begonnenen Konflikt unter allen Umständen zu beenden, zu einem gealterten Kriegspräsidenten, der sich nur noch mit einem Sieg über Russland zufrieden gibt. "Wir verhandeln nicht um unser Land und unser Volk", heisst es in der letzten Rede des Buches. (sda/dpa)