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Ukraine-Krieg

Schweizer Komponenten in russischen Waffen gefunden

In russischen Raketen sind offenbar Schweizer Mikroprozessoren verbaut. Der Bund hat davon Kenntnis. Allerdings gab es keinen Verstoss gegen Sanktionen.

Beim Beschuss der Ukraine kam offenbar auch Schweizer Technik zum Einsatz.
Bild: Keystone

Russland hat offenbar beim Angriff auf die Ukraine auch Schweizer Technik eingesetzt. Gemäss einem Bericht des «SonntagsBlick» hat ein britisches Forscherteam Überreste von Raketen in der Ukraine untersucht – und dabei Mikroprozessoren aus der Schweiz gefunden. Es soll sich dabei um Chips einer Genfer Firma handeln, die in Raketen des Typs Kh-101 eingesetzt wurden.

Auch dem Bund ist bewusst, dass im Ukraine-Krieg Schweizer Elektronik zum Einsatz kommt. «Wir haben Kenntnis von Komponenten mit Bezug zur Schweiz, die in russischen Waffensystemen in der Ukraine aufgefunden worden sind», erklärte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gegenüber dem «SonntagsBlick». Es bestätigte am Sonntag auf Anfrage von CH Media die Aussagen. Zu einzelnen Herstellern will es sich jedoch nicht äussern.

Zum Exportzeitpunkt noch nicht verboten

Allerdings betont das Seco, dass wohl kein Verstoss des Unternehmens vorliegt. Denn die bisherigen Abklärungen hätten ergeben, dass es sich bei den Bauteilen um industrielle Massengüter handle, die bis zum Kriegsbeginn Ende Februar keinen Handelsbeschränkungen unterlagen. Heute ist die Situation eine andere: Bern verbot am 4. März den Verkauf von verschiedenen Elektronikteilen nach Russland. Damit wären laut Seco die Güter zur Lieferung und zum Verkauf aufgrund der Sanktionen nun verboten.

Auch ist es gut möglich, dass die Mikrochips im Ausland produziert worden sind. Entsprechend gelten für sie zusätzlich auch die Exportregeln anderer Länder. Die Genfer Firma betreibt gemäss «SonntagsBlick» Produktionsstätten in Italien, Frankreich und Singapur.

Das Seco betont zudem auf Anfrage, dass die Schweizer Regeln tendenziell strenger seien als in den Nachbarländern. Das zeigte sich zuletzt auch Anfang November: Die Schweiz verbot Deutschland erneut, Munition aus Schweizer Produktion an die Ukraine weiterzugeben – sehr zum Ärger Deutschlands. In der Folge gab das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall am Mittwoch bekannt, eine neue Munitionsfertigungsanlage für eine «unabhängige Versorgung der Bundeswehr» zu bauen. (abi)