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Umweltschutz

Schlechter als die EU: Die Schweiz fliegt im weltweiten Klimaschutz-Index aus den Top 20

Die Schweiz büsst im Klimaschutz-Index fünf Ränge ein und fliegt aus den Top 20 der Welt. Damit liegt das Land neu hinter der EU und droht laut der Umweltorganisation WWF «den internationalen Anschluss zu verlieren».

An der UNO-Klimakonferenz in Sharm el Sheikh präsentieren Klimaschutz-Organisationen das neueste Länder-Ranking. Die Schweiz büsst weitere Plätze ein.
Bild: Keystone

Es ist die zweite Rückstufung in Folge: Büsste die Schweiz im vergangenen Jahr noch einen Rang ein aufgrund des knappen Volks-Neins zum neuen CO 2 -Gesetz , ist es diesmal gleich ein Minus um fünf Plätze. Im jüngsten, am Montag an der UNO-Klimakonferenz in Ägypten vorgestellten Klimaschutz-Index, belegt die Schweiz noch den 22. Rang von insgesamt 60 bewerteten Ländern. Damit fliegt die Schweiz auch erstmals aus den Top 20 des sogenannten Climate Change Performance Index (CCPI). Laut Mitteilung von Greenpeace zählt die Schweiz damit «nicht mehr zu jenen Ländern, die im Kampf gegen die Klimaerhitzung als effizient gelten».

«Die Schweiz ist kurz davor, den internationalen Anschluss zu verlieren», lässt sich auch Patrik Hofstetter, Klimaschutzexperte beim WWF, in einer Mitteilung zitieren. Nach dem Nein zum CO 2 -Gesetz vor anderthalb Jahren sei ein Ja zum Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative im kommenden Jahr darum «von höchster Bedeutung». Diese Abstimmung wird aufgrund eines laufenden Referendums der SVP voraussichtlich im Juni stattfinden. Nicht minder wichtig sind laut Hofstetter aber auch die vom Bundesrat bereits aufgegleisten Revisionen des Energie- und des CO 2 -Gesetzes.

Schweizer Debatte liegt um Jahre zurück

Hier liegt laut WWF denn auch der Grund für den Absturz der Schweiz in dem jüngsten internationalen Klimaschutz-Index. Schlechte Noten erhalte das Land im CCPI vorab in den Unterkategorien Ausbauziel der erneuerbaren Energien bis 2030 und Energieverbrauch pro Einwohner. Schlecht schneidet die Schweiz aufgrund des knappen Volksentscheids logischerweise auch in der Kategorie nationale Politik ab.

Hier mahnt die Umweltorganisation, die aktuelle Klimapolitik der Schweiz basiere noch immer auf der politischen Debatte um das Jahr 2010. Und damit «lange vor dem Pariser Klimaschutz-Abkommen», so der WWF. Und Greenpeace-Experte Georg Klingler kritisiert: «Besonders schockierend ist die Logik des Bundesrates, die Klimaschutzbemühungen in der Schweiz mit im Ausland durchgeführten Massnahmen zu beschönigen.»

EU überholt Schweiz

Laut dem jüngsten Klimaschutz-Index hat bislang kein Land der Welt einen Plan, um die angestrebte globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Entsprechend bleiben in dem Klimarating auch diesmal die ersten drei Ränge unbesetzt. Auf den nächsten Plätzen stehen erneut mit deutlichem Abstand Dänemark und Schweden. Neu platziert sich Chile vor Norwegen. Vor der Schweiz rangiert unterdessen auch die EU und Staaten wie Ägypten, Malta oder die Philippinen. Schlusslichter des Rankings sind die grossen Öl- und Gasproduzenten Kasachstan, Saudi-Arabien und Iran.

Der Klimaschutz-Index von Germanwatch, Climate Action Network und NewClimate Institute bewertet jährlich die Fortschritte im Bereich Klimaschutz der 59 grössten Emittenten plus der EU. Diese Länder machen laut dem Bericht zusammen etwa 90 Prozente der Treibhausgasemissionen aus. Die Bewertung erfolgt jeweils in vier Kategorien: Treibhausgasemissionen, Erneuerbare Energien, Energienutzung und nationale/internationale Klimapolitik. Eine aktuelle CCPI-Rangliste wird jedes Jahr während der UNO-Klimakonferenz vorgestellt.

Ringen um Klimaschutz in Ägypten

In Ägypten trifft sich derweil die Weltgemeinschaft zur jüngsten internationalen Klimakonferenz COP27. In der am Montag beginnenden zweiten Verhandlungswoche wollen sich Vertreterinnen und Vertreter von 200 Staaten im ägyptischen Sharm el Sheikh auf weitere gemeinsame Schritte gegen die Erderwärmung verständigen.

Zur Halbzeit der UNO-Klimakonferenz zeichnete sich dabei ein Streit um die Finanzierung klimabedingter Schäden in ärmeren Ländern ab. Mindestens genauso drängend wie der Finanzstreit bleibt für die Verhandler die Frage, wie die klaffende Lücke geschlossen werden kann zwischen dem, was die Staaten bislang an Klimaschutzmassnahmen zusagen, und dem, was notwendig wäre, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. (sat/dpa)