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Museen

Neue Plattform zu "Benin-Bronzen"

"Digital Benin Plattform" - so heisst eine neue Plattform. Sie versammelt tausende sogenannter "Benin-Bronzen", die weltweit verstreut sind. Am Mittwoch wird sie in Hamburg vorgestellt.
Bild: Keystone/DPA/WOLFGANG KUMM

Es geht hier um tausende Objekte, die britische Truppen 1897 gestohlen haben, als sie den Königspalast in Benin-City plünderten und niederbrannten. Diese Bronzen gelangten über den Kunsthandel weltweit in private Sammlungen und in Museen.

Seit etlichen Jahren sorgen diese Kunstwerke aus dem ehemaligen Königreich Benin und heutigen Nigeria für politische Diskussionen um Rückgabe. Nun gibt es erstmals eine genaue Grundlage, worüber dabei geredet wird: 5246 Objekte, die verstreut sind auf 131 Institutionen in 20 Ländern.

Vergleichbares wie diese Plattform "gibt es nirgends sonst", sagt Jonathan Fine, Direktor des Weltmuseum Wien und Mitglied des Projektleitungsteams der Website. Sie wurde während drei Jahren erarbeitet. Gekostet hat das Projekt 1,5 Millionen Euro und finanziert wurde es von der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Grundlage für Verhandlungen

Für alle künftigen Restitutionsverhandlungen, für die Forschung, aber auch für die künftige Museumsarbeit in Benin City wird das von Experten auf der ganzen Welt erarbeitete und durch Vernetzung von Bestandskatalogen zusammengetragene digitale Material die Referenz bilden.

Alle Objekte sind beschrieben und fotografisch dokumentiert. Nicht nur ihre genaue Herkunft und ihr gegenwärtiger Standort sind dabei erfasst, sondern auch die Wege dazwischen. "Damit ist es zum ersten Mal möglich, die Provenienz-Netzwerke zu untersuchen", sagt Fine. Welche Rolle welche Händler dabei gespielt haben, den Raubzug britischer Truppen im späten 19. Jahrhundert in den globalen Kunstmarkt einzubringen, lässt sich nun nachvollziehen.

Umfangreich und mit modernen Medien werden auf der "Digital Benin Plattform" in Text, Bild, Grafik und Video auch die kunst- und kulturhistorischen Hintergründe dargestellt. Die Artefakte dienten ursprünglich als königliche Repräsentationskunst, zur Darstellung historischer Ereignisse, zur Kommunikation, zur Verehrung und zur Durchführung von Ritualen.

Hundert Objekte in der Schweiz

Mit einem Klick lassen sich nun die Benin-Bestände in Museen auf der ganzen Welt erfassen. Mit 944 Objekten weit an der Spitze steht das British Museum, gefolgt vom Berliner Ethnologischen Museum (518 Objekte); weitere 202 Benin-Objekten beherbergt das Weltmuseum Wien.

Auch in Schweizer Museen finden sich rund 100 Objekte, von denen angenommen wird, dass sie aus dem Königtum Benin stammen. Allein im Museum Rietberg in Zürich umfasst die Benin-Sammlung 16 Werke. Unter der Federführung des Zürcher Hauses haben sich acht Schweizer Museen zur sogenannten Benin Initiative Schweiz zusammengeschlossen. Ziel ist es, deren Herkunft und Objektbiografien zu erforschen und transparent zu machen, dies im Austausch und Dialog mit Nigeria.

Auf der neuen Plattform sind die Bestände des Museums Rietberg, des Historischen und Völkerkundemuseums St. Gallen, des Musée d'Ethnographie in Genf oder des Musée d'Ethnographie in Neuenburg aufgelistet.

digitalbenin.org (sda/apa)