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Schweiz - Sri Lanka

Bundesrat bedauert Versäumnisse der Behörden

Der Bundesrat anerkennt und bedauert, dass die schweizerischen Behörden Adoptionen aus Sri Lanka nicht verhindert haben. Den Behörden seien gewichtige Hinweise auf teilweise schwere Unregelmässigkeiten vorgelegen - gehandelt wurde aber nicht.
Die Schweiz bedauert die Versäumnisse der Schweizer Behörden bei Adoptionen aus Sri Lanka - Justizministerin Karin Keller-Sutter. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/MARCEL BIERI

Die Behörden von Bund und Kantonen hätten systematisch weggeschaut, als fast 900 Kinder aus Sri Lanka von den 1970er-Jahren an und bis in die 90er-Jahre zum grossen Teil illegal in der Schweiz adoptiert wurden. Dies war das Fazit eines Berichts der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), den das Bundesamt für Justiz (BJ) im Februar dieses Jahres vorstellte.

Am Montag hat der Bundesrat nun einen eigenen, fast siebzig Seiten umfassenden Bericht zur Studie veröffentlicht. Dazu hat er erklärt, wie er die Verfehlungen politisch aufarbeiten will.

Bedauern über Verfehlungen

Der Bundesrat bedauere, dass Bund und Kantone ihre Verantwortung gegenüber den aus Sri Lanka adoptierten Kindern nicht wahrgenommen hätten, heisst es in einer Mitteilung des Bundesrats. Im Bericht drückt er auch den Adoptierten und ihren Familien sein Bedauern aus.

"Trotz früher und eindeutiger Hinweise auf illegale Adoptionsvermittlungen in Sri Lanka" hätten es Bund und Kantone zu lange unterlassen, angemessene Massnahmen gegen die Missstände zu ergreifen. "Diese Versäumnisse prägen das Leben der damals adoptierten Personen bis heute", heisst es weiter in dem Bericht.

Massnahmen und Unterstützung

Aufgrund der Erkenntnisse des Berichts hat der Bundesrat mehrere Massnahmen beschlossen. Etwa sollen die Betroffenen bei ihrer Herkunftssuche stärker unterstützt werden. Eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Kantonen, Betroffenen und privaten Organisationen soll prüfen, welche Massnahmen dafür notwendig sind.

Weiter soll die historische Aufarbeitung der illegalen Adoptionen in der Schweiz ausgeweitet werden. Der Bundesrat gibt eine ergänzende Studie in Auftrag, die klären soll, ob es auch bei Adoptionen aus anderen Herkunftsländern systematische Unregelmässigkeiten gab.

In der ersten Studie der ZHAW wurde darauf hingewiesen, dass auch andere Länder untersucht werden sollten - insbesondere Indien. Aus diesem Land hat die Schweiz in der Vergangenheit drei Mal so viele Kinder adoptiert wie aus Sri Lanka. Die zweite nun in Auftrag gegebene Studie der ZHAW soll sich auf eine Analyse des Bundesarchivs beschränken und eine erste Bestandesaufnahme sein, wie es in dem Bericht des Bundesrats heisst.

"Ereignisse dürfen sich nicht wiederholen"

Und schliesslich soll eine Expertengruppe die heutige Organisation, die Zuständigkeiten und die Verfahren bei Adoptionen überprüfen. "Die Ereignisse dieser Zeit dürfen sich nicht wiederholen", schreibt der Bundesrat dazu. Sollte die Analyse der heutigen Adoptionsverfahren Mängel aufzeigen, werde der Bundesrat Gesetzesänderungen vorschlagen. Damit solle sichergestellt werden, dass das Wohl des Kindes im Mittelpunkt der internationalen Adoptionsverfahren stehe.

Der Bericht des Bundesrats geht zurück auf ein Postulat der Waadtländer alt Nationalrätin Rebecca Ana Ruiz (SP). 2017 wurde der Bundesrat beauftragt, zusammen mit den Kantonen die Praxis der privaten Vermittlungsstellen und der Behörden auf Kantons- und Bundesebene bezüglich der Adoptionen aus Sri Lanka in den 1980er-Jahren zu untersuchen. (sda)