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Energiemangel

Oberster Energiedirektor fordert Bundesrat auf, die Strommangellage auszurufen

Was passiert, wenn im Winter der Strom knapp wird? Für Roberto Schmidt, Präsident der Energiedirektoren fehlt beim Bund derzeit ein klarer Krisenplan.

Nur wenn der Bund die Mangellage ausruft, könne er «relativ schmerzfreie» Massnahmen sofort umsetzen, sagt Roberto Schmidt.
Bild: Keystone

Es sind klare Worte von Roberto Schmidt. Der Präsident der Schweizer Energiedirektoren findet, dass der Bundesrat «eigentlich schon jetzt die Strommangellage ausrufen» sollte, sagte er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. So könne die Regierung «vorsorglich relativ schmerzfreie Sparmassnahmen verfügen», erläutert Schmidt. Erst durch diese Massnahme könnte beispielsweise alle Schaufenster-Beleuchtungen «per sofort» abgeschaltet werden – derzeit hätten weder Bund noch die Kantone die Kompetenz dazu.

Schmidt bemängelt auch einen fehlenden «klaren Krisenplan». So hätten die Kantone viele Fragen «auf die wir vom Bund keine Antwort erhalten», sagt Schmidt. Im Gasbereich sei vieles klar, aber gerade bei einem drohenden Strommangel gebe es diverse Unklarheiten: «Es geht um die Frage, was im Notfall zuerst abgeschaltet wird: die Stadionbeleuchtung im Joggeli in Basel, der Skilift im Zermatt oder die Schaufenster an der Zürcher Bahnhofstrasse?» Im Gegensatz zu Corona sei die drohende Strom-Mangellage eine «planbare Krise».

Sorgen macht Schmidt auch , wie die Bevölkerung auf einen möglichen Strom-Blackout reagieren könnte. In den Krisenstäben der Kantone würden bereits zahlreiche Szenarien – von Hamsterkäufen bis Panikreaktionen – diskutiert, «doch von Bundesebene hören wir dazu nichts.» Es brauche nun «dringend einen departementsübergreifenden Krisenstab», sagt der Walliser Energiedirektor. Dieser müsse auch eng mit den Kantonen zusammenarbeiten: «Wir wollen nicht wieder – wie in der Covid-Krise – erst in letzter Minute informiert oder über eine Pro-forma-Vernehmlassung einbezogen werden», so Schmidt. (mg)